Julio Cortazar

Reise um den Tag in 80 Welten. Letzte Runde

Cover: Reise um den Tag in 80 Welten. Letzte Runde
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783518415900
Kartoniert, 328 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Rudolf Wittkop. Mit zahlreichen Abbildungen. Wie viele Welten enthält ein Tag? Die Reise ist begonnen, aber sie geht anders, bei Cortazar, als bei seinem verehrten Kollegen Jules Verne: Die Abzweigung ist das Ziel. Cortazar erzählt, phantasiert, spintisiert, riskiert mögliche Antworten auf unmögliche Fragen. Er reist - in achtzig Welten und einer letzten Runde - durch Worte und Taten von notorischen Künstlern und berühmten Verbrechern, erzählt von den Freuden und der Mühsal, ein Latino zu sein, und wirft kleine Erzählungen hin wie ein Maler eine Handskizze, ein Jazzmusiker seine Improvisation. Von der Fliege, die mit den Beinen nach oben fliegt, ist die Rede, von der jahrhundertealten Krokodilplage in der Auvergne und, es kann nicht anders sein, von Cortazars eigenem politischen Engagement in Lateinamerika: komisch, traurig oder ernst, meist alles gleichzeitig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2004

Ganz klar: Für Rezensent Kersten Knipp gehört Julio Cortazar zur Gattung der Cronopien, jenen "anarchisch-geflügelten Wesen, denen alle Grenzen ein Gräuel sind". Zu ihren Merkmalen müssen zwei Eigenarten gehören: ein Gefühl des Deplacement, aus dem sich aber keinesfalls eine "Sehnsucht nach Ordnung" ergibt - und ein unglaublicher Sinn für Komik. Sichtlich vergnügt erzählt Knipp von den bunten, in dieser Neuausgabe versammelten Ulk-Texten voll schrägen, skurrilen Humors: über die Kampagne zur Ausrottung der Krokodile in der Auvergne etwa oder den Tod Jack the Rippers in Buenos Aires. Zu den schönsten Seiten des Buches zählt Knipp die Passagen über Thelonius Monk und Clifford Brown, in denen Cortazar ein "Hohelied auf das Atmosphärische in der Musik" singt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2004

Volker Breidecker jubelt beglückt und zitiert seinen Kritikerkollegen Jörg Drews, der vor zwei Jahrzehnten folgendes über Cortázars "Reise um den Tag in 80 Welten" schrieb: "Von einem Leseglück ist zu berichten, von einem herrlichen Fund Mitteilung zu machen, eine Oase ist zu schildern, erreicht nach dem Durchwandern öder Letternwüsten". Doch erst jetzt, da besagtes Buch zusammen mit seiner Fortsetzung "Letzte Runde" in einem "geschmackvoll ausgestatteten" Band erschienen ist, liegt die ganze Herrlichkeit vor dem deutschsprachigen Leser ausgebreitet, denn erst jetzt könne man auch die Früchte der Zusammenarbeit Cortázars mit seinem Freund, dem Maler Julio Silva wirklich genießen, der die phantasievollen "Umwege und Abschweifungen" des Textes durch den "langen Tag der Literatur" mit seinen Illustrationen versah. Und die 80 Welten? Sind die verschiedenen Erzähl- und Sichtweisen des Argentiniers, die immer wieder "Zwischenräume" erschließen, um "von dem Krebs des Identischen" (Cortázar) zu befreien. Breideckers Begeisterung spricht aus jeder Zeile: ein Buch, das die Vorurteile gegenüber moderner Literatur ("spröde, humorlos") ausräumt und das in der vorliegenden neuen Ausgabe - "hochwertiges, maisgelb getöntes Papier, eine fadenverleimte Bindung, die es erlaubt, das Buch ausgebreitet in die Hände oder auf den Tisch zu legen, ein Satzspiegel mit großzügigen Freiräumen" - das Potenzial der Buchkunst vorführt. Kurzum: "eine Wonne für Augen und Hände, Herz und Hirn des Lesers" und zudem ein Beleg dafür, dass es bei Suhrkamp doch noch um gute Bücher geht.
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