Karin Wieland

Dietrich und Riefenstahl

Der Traum von der neuen Frau
Cover: Dietrich und Riefenstahl
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446237704
Gebunden, 630 Seiten, 27,90 EUR

Klappentext

Berlin, 1918: Zwei Frauen träumen den gleichen Traum vom Erfolg. Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl spüren, dass ihre Stunde gekommen ist - sie wollen zum Film und Theater, und der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Sie haben ein sicheres Gespür dafür, wie man sich als moderne Frau inszeniert. Befeuert vom Triumphzug der Massenmedien, steigt Dietrich in Hollywood zum internationalen Star auf, während Riefenstahl Adolf Hitler jene Bilder liefert, die er für seine Propaganda braucht. Karin Wieland gelingt mit diesem Buch ein überraschender, neuer Blick auf die Kultur und Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Was jungen Frauen heute als Ideal vorschwebt, wurde im Berlin der Zwischenkriegszeit von zwei Filmschauspielerinnen erfunden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2011

Die arme Verena Lueken, 600 Seiten wartet sie darauf, den Grund zu lesen, der diese Doppelbiografie von Karin Wieland rechtfertigt, und am Ende weiß sie nur eines: Das Buch ist eine Parallelbiografie. Nein, erfahren durfte sie auch, welche Kosenamen ihre Geliebten Marlene Dietrich gaben, und andere kaum erkenntnisfördernde Indiskretionen. Viel wichtiger ist Lueken allerdings zu wissen, wie wenig eigene Gedanken es braucht, um so einen Schinken zu verfassen, wie viel Fleiß auch, um so viel Material zu sichten und zu belegen (auch das unbedeutendste), und schließlich wie wenig Talent, um dem Leser derart wenig anzubieten. Für die Frage, was die Dietrich und Leni Riefenstahl verband (wenn es denn etwas gab) schlägt Lueken der Verfasserin vor, doch einmal nach dem Frauenbild der beiden zu fragen, das wäre immerhin ein Anfang.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Eine sehr gelungene Doppelbiografie von Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl, lobt Rezensent Johannes Willms. Karin Wieland erzählt in ihrem Buch vom Aufstieg zweier Berlinerinnen Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre, die unbedingt als Künstlerinnen berühmt werden wollten. Marlene hatte dabei mehr Glück: Sie lernte Josef von Sternberg kennen, der sie mit dem "Blauen Engel" und "Marokko" prompt zum Star machte und mit ihr vor der Machtergreifung der Nazis nach Hollywood ging. Leni Riefenstahl dagegen blieb in Deutschland und wurde künstlerischer Schützling von Adolf Hitler, was ihr auch eine schöne Karriere bescherte. Bei Marlene beschreibt Wieland vor allem den Kontrast zwischen inszenierter Glamour-Außenseite und einem eher glücklosen Privatleben, lesen wir. Bei der Riefenstahl scheint Wieland dagegen eher zu interessieren, wie es ihr nach dem Krieg gelang, ihr Mitläufertum herunterzuspielen und Anerkennung in der bundesrepublikanischen Gesellschaft zu finden. Willms ist immer noch empört, wenn er liest, dass selbst Feministinnen zur "triumphierenden Einzelgängerin" in einer Männerwelt verklärten. Karin Wieland kann sie eines Besseren belehren.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2011

Für Adam Soboczynski sind Marlene Dietrich und Leni Reifenstahl "Antipoden und Zwillingsschwestern" zugleich, was er daran festmacht, dass sie beide in Berlin aufgewachsen sind und sich als ehrgeizige Schauspielerinnen den Weg nach oben über ihre Affären mit Männern bahnten, die aber auf den entgegengesetzten Seiten der Weltgeschichte landeten. Die eine führte der Ehrgeiz nach Hollywood, die andere an Hitlers Seite. Großartig findet Soboczynski die Doppelbiografie der Berliner Politologin Karin Wieland, die die Lebensläufe der beiden Filmikonen parallel erzählt, ohne sie zueinander in Bezug zu setzen, ohne sie zusammenzuführen und ohne ein Resümee zu ziehen. Soboczynski findet das ganz richtig so, die erzählten Lebensgeschichten sprächen ja für sich.