Katrine Marçal

Die Mutter der Erfindung

Wie in einer Welt für Männer gute Ideen ignoriert werden
Cover: Die Mutter der Erfindung
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783737101424
Gebunden, 304 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Gesine Schröder. Warum kam man erst im späten 20. Jahrhundert auf die Idee, Räder unter Reisekoffer zu montieren - obwohl es das Rad schon seit fünftausend Jahren gibt? Wären wir womöglich nie auf den Mond gelangt ohne das Wissen amerikanischer Näherinnen? Und wie sähe eigentlich eine Welt aus, in der Frauen genauso viel Gehör finden wie Männer? Die schwedische Bestsellerautorin Katrine Marçal zeigt, was die Menschheit über die Jahrhunderte verloren (oder erst viel später erfunden) hat, weil eine Hälfte von ihr - die Frauen - nicht mitreden, mitbestimmen, miterfinden durfte. Und sie dreht die Perspektive um: Was wäre denn, wenn wir einmal nicht von der frühgeschichtlichen "Bronzezeit" sprächen, sondern von der "Keramikzeit"? Würde sich unsere Sicht auf alles Nachfolgende ändern - und vielleicht auch etwas daran, dass heute nur drei Prozent des globalen Wagniskapitals weiblichen Gründerinnen anvertraut werden? Würden wir am Ende gar Lösungen finden, um der planetaren Zerstörung, die die Menschheit in Gang gesetzt hat, etwas entgegenzusetzen? Viel zu lange haben wir die negativen Folgen der fixen Ideen von Männlichkeit und Weiblichkeit unterschätzt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.07.2022

Katrine Marcal ruft in ihrem Buch auf eindringliche und trotzdem "charmante" Weise zu einem Perspektivwechsel auf, erklärt Rezensent Gerrit Stratmann. Anhand zahlreicher, ausführlich recherchierter Beispiele zeigt Marcal, welchen Einfluss Geschlechtszuschreibungen auf die Entwicklung technischer Innovationen haben und hatten, was dem männlichen Blick auf Technik in der Geschichte schon alles entgangen ist, und welche Chancen wir heute immer noch dadurch vertun, dass vor allem Männer den Lauf der Technikgeschichte bestimmen. Ihr angenehm informeller Ton macht diesen starken Appell zum Umdenken umso überzeugender, so der angetane Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.06.2022

Rezensentin Marlen Hobrack lässt sich sehr gerne von Katrine Marçal über allerlei Gender-Stereotpype aufklären, die den Bereich der Erfindung dominieren und "blockieren". So liest sie etwa, dass der erste Benziner trotz offenkundiger Nachteile - beim riskanten Kurbelstart etwa konnte man schon mal seinen Kiefer verlieren, wie Hobrack aus einer "gruseligen" Anekdote erfährt - sich nur gegen das E-Auto durchsetzte, weil letzteres weiblich konnotiert war: viel Platz für ausladende Kleider, ein leichter Motorstart per Hebel, und eine begrenzte Reichweite für häusliche Frauen, resümiert Hobrack amüsiert. Selbiges galt für den bequemen, frauenfreundlichen Rollkoffer, der lange von Männern abgelehnt wurde. Und manche wichtigen Erfindungen von Frauen wurden lieber gleich einem Mann zugeschrieben, wie etwa das Teflon, das die Idee der Französin Colette Grégoire und nicht die ihres Mannes war, liest Hobrack. Ein "zutiefst unterhaltsames wie erhellendes Buch", lobt sie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.04.2022

Hebammen arbeiten mit Händen, Ärzte mit stählernen Skalpellen; solange das Elektroauto als weiblich galt, wurde es mit Kristallglas ausgestattet, seit Elon Musk es maskulin konnotiert hat, geht es ab wie eine Rakete: Ziemlich einschlägig findet Rezensentin Katrin Weber, wie Katrin Marçal das Problem der Geschlechterstereotype vor Augen führt. Innovationen werden dadurch zur Männer, aber auch zur Glückssache. Die Rezensentin betont allerdings, dass es die schwedische Journalistin in ihrer Geschichte verhinderter Erfindungen nicht beim Sammeln unterhaltsamer Anekdoten belässt, sie kann sehr genau vor Augen führen, was es bedeutet, dass 97 Prozent des Wagniskapitals an männlich geführte Start-ups gehen. Nur in ihrem Ausblick hätte Marçal etwas tiefer schürfen können, meint die Rezensentin.