Rebecca Solnit

Orwells Rosen

Cover: Orwells Rosen
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498003135
Gebunden, 352 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michaela Grabinger. "Neben meiner Arbeit interessiert mich am meisten das Gärtnern", schrieb George Orwell 1940.  Inspiriert von einem Besuch in Orwells Garten, wo seine Rosen noch heute blühen, nähert sich Rebecca Solnit dem Autor. Mit Erstaunen erkennt sie, dass es die Natur war, die Orwell Kraft gab, unermüdlich anzuschreiben gegen Faschismus und Totalitarismus.Die Verquickungen von Macht und Schönheit führen Rebecca Solnit aus Orwells Garten zu den drängenden Fragen unserer Gegenwart, die sie bereits in den dreißiger Jahren angelegt sieht. Sie findet koloniale Hinterlassenschaften in Blumengärten, erkennt in Stalin mit seiner Besessenheit, Zitronen am Polarkreis züchten zu wollen, einen Vorläufer der "Klimaskeptiker" und sieht in der Rosenindustrie ein Paradebeispiel globalisierter Ausbeutung. Rebecca Solnit macht sich unerschrocken auf in neue Gefilde - ihre Lektüre sensibilisiert für unsere Welt, spendet Trost und stellt sich, trotz allem unerschütterlich optimistisch, den Herausforderungen unserer Zeit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2022

George Orwell hat in seinem kurzen Leben - er starb mit 47 Jahren - vieles gemacht und vieles davon wurde berühmt: sein Kampf im Spanischen Bürgerkrieg, seine Sozialreportagen und natürlich die Romane - zwischen 1933 und 41 schrieb er jedes Jahr einen, lesen wir baff. Rebecca Solnit, die die Rezensentin Susanne Mayer als philosophisch-politische Schriftstellerin einsortiert, guckt aber lieber auf eine unbekanntere Seite Orwells: den Gärtner, den Liebhaber schöner Dinge, der "Ästhetik als politische Kategorie" zur Freude Solnits gegen jeden -ismus verteidigt. Manchmal wirds ein bisschen politisch korrekt dabei, so Mayer, aber mit der Grundtendenz des Buchs sympathisiert sie von Herzen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.10.2022

Rezensentin Katharina Granzin ist inspiriert von der so ungewöhnlichen Perspektive, aus der sich Rebecca Solnit in ihren Essays dem Schriftsteller George Orwell, gebürtig Eric Blair, widmet: nämlich vom Thema der Rosen her, die Orwell wohl einst selbst zu pflanzen pflegte - was für die Kritikerin erstmal gar nicht zu diesem "bitteren Satiriker" zu passen scheint. Auch sei eine derartige Freude am Dasein, für die die zweckfreie Zierpflanze stehe, in den linken Kreisen Orwells regelrecht "verpönt" gewesen, so Granzin - und doch, so liest sie bei Solnit, war Orwell begnadeter Gärtner und Naturliebhaber, der gewissenhaft Tagebuch über seine gepflanzten Apfelbäume führte. Wie Solnit so das Leben und Schreiben des Autors mit Hintergrundinformationen "umkleide", ohne dem Leser Schlussfolgerungen aufzudrängen, und dabei "scheinbar anstrengungslos" immer wieder zum Thema Rosen und wieder zurück gelange - so gehe es etwa um den revolutionären Slogan "Brot und Rosen" oder die berühmte Rosenfotografie von Tina Madotti - imponiert der Kritikerin. Eine "wahre Fülle" an ästhetischen, politischen und philosophischen Themen, die die Autorin aus ihrer ungewöhnlichen Themenverschränkung ziehen kann, staunt sie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 15.07.2022

Rezensent Jörg Magenau lernt mit diesem Buch von Rebecca Solnit, inwieweit Natur immer auch politisch ist. Dass die Lektüre auch ungeheuer Spaß macht, liegt für Magenau an Solnits unerhört einnehmender, von Entdeckungslust geprägter Erzählweise und einem Kenntnisreichtum, der es der Autorin laut Magenau erlaubt, mühelos von Orwells Naturliebe zum Spanischen Bürgerkrieg über den Stalinismus und weiter zum Darwinismus und zu Lügenbaronen von heute wie Trump und Putin zu gelangen. Der Leser lernt dabei nicht nur ungeheuer viel, versichert der Rezensent, er bekommt auch en passant ein Porträt von Orwell, das zwar nicht vollständig, aber faszinierend ist.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.07.2022

Rezensentin Susanne Billig staunt, wie es Rebecca Solnit gelingt, George Orwells Naturliebe und sein politische Schreiben miteinander in Verbindung zu setzen. Indem sie Reflexionen über Botanik anstellt, Orwells politisches Engagement erkundet und in "1984" mehr erkennt als eine Dystopie, nämlich ein Plädoyer für die Liebe zu den kleinen Dingen, führt die Autorin laut Billig die zunächst disparat erscheinenden Momente aus Orwells Biografie auf überzeugende Weise zusammen. Die politische Hoffnung stirbt nie, resümiert Billig die Lektüre.