Leonardo da Vinci

Die Aphorismen, Rätsel und Prophezeiungen

Cover: Die Aphorismen, Rätsel und Prophezeiungen
Schirmer und Mosel Verlag, München 2003
ISBN 9783829600972
Gebunden, 141 Seiten, 12,80 EUR

Klappentext

Ausgewählt und übertragen von Marianne Schneider. Leonardos Denken ist von zwei scheinbar kontrastierenden Bewegungen gekennzeichnet. Die eine strebt auf die Einheit von allem zu, sieht das Universum und den Menschen als ein großes Ganzes, in dem alles miteinander verbunden, in unzähligen kleinen und kleinsten Verästelungen untereinander 'vernetzt' ist. Die andere äußert sich in Fragmenten, umkreist mit zunehmender Genauigkeit immer wieder Details, die seinem Auge auffallen und ihn unwiderstehlich anziehen - darin war er der erste im abendländischen Denken. Legt man alle seine Fragmente zusammen, ergibt sich doch nicht das, was man gemeinhin ein Gedankengebäude nennt. Doch umfasst er bisweilen mit einem einzigen Satz ein Universum. So sind auch die hier gesammelten Sprüche und Notate, die Marianne Schneider aus den verstreuten Schriften Leonardos zusammengetragen hat, keine Auszüge aus längeren Erörterungen. In ihrer knappen Form stehen sie, in einer Ecke oder wo gerade Platz war, auf Blättern, die von ganz anderen Dingen handeln.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.06.2004

In den 80er und 90er Jahren des 15. Jahrhunderts ersann Leonardo da Vinci zur Unterhaltung des Mailänder Renaissance-Hofes eine Menge makabre Scherze, erzählt Volker Breidecker. Diese derben Scherze waren Unheilsverkündungen, Prophezeiungen, die da Vinci in Form von Rätseln anlegte. Sie kündeten von der Apokalypse, malten in grellen Farben den Weltuntergang aus. Ihre Auflösung, so Breidecker, war meistens ziemlich banal, und da Vinci lieferte die Lösungen häufig gleich mit. Auszüge aus diesen "Codices" wurden hier und da immer mal wieder veröffentlicht, behauptet Breidecker, aber niemand hätte ihren prophetisch-düsteren Charakter so ernst genommen wie die Menschen des 20. Jahrhunderts. Man müsse sie zu lesen wissen, für ihn sind sie "Zeugnisse eines pechschwarzen Humors". In dem nun von Marianne Schneider zusammengestellten und übersetzten Band kann man sich von den Prophezeiungen ein genaueres Bild machen, lobt Breidecker. Schneider habe darüberhinaus mehr geleistet, indem sie da Vincis Manuskripte nach den vielen Einfällen und Bonmots abgesucht hat, die dieser häufig an den Rand setzte. Diese Gedankenblitze "Aphorismen" zu nennen, wäre vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen, hält Breidecker dagegen, aber es seien ein paar wirklich schöne Sprüche darunter. Und der Rezensent nennt auch gleichen den ihm liebsten: "Selten fällt, wer gut geht".
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