Lion Feuchtwanger

Bin ich deutscher oder jüdischer Schriftsteller?

Betrachtungen eines Kosmopoliten
Cover: Bin ich deutscher oder jüdischer Schriftsteller?
Aufbau Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783351039592
Gebunden, 232 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Feuchtwangers Verhältnis zum Judentum war ambivalent, gleichermaßen geprägt von lebenslangem Bemühen um Abgrenzung wie von einer anhaltenden Faszination. Die intensive Auseinandersetzung mit den Traditionen seiner Vorfahren begann er als rebellischer Jugendlicher, sie veränderte sich angesichts der Barbareien der Nazis und begleitete ihn bis ins amerikanische Exil. Was bedeutete es für ihn persönlich, für ihn als Schriftsteller und für sein Werk? Und noch wichtiger: für eine Gesellschaft wie die, in der wir alle leben? Feuchtwangers großes Lebensthema wird angesichts der bedrohlichen neuen Formen des Antisemitismus und vor dem Hintergrund eines neuen Angriffskrieges in Europa in einer Weise aktuell, die wir lange überwunden glaubten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.08.2023

Rezensent Wilhelm von Sternburg lernt Lion Feuchtwanger in seinen Aufsätzen als jüdischen Schriftsteller und optimistischen Intellektuellen kennen, der seine jüdische Identität selbstbewusst vertrat und sich in seiner Arbeit mit den geistigen Fundamenten des Judentums befasste. Ob in seiner Auseinandersetzung mit Heines "Rabbi von Bacherach" oder einem Text über die Blendung der deutschen Juden vor 1933 - immer zeigt sich für Sternburg auch Feuchtwangers Wohwollen gegenüber dem Zionismus. Der Band enthält auch eher unbekannte Vorträge aus  Zeitungen und Radiosendungen, so Sternburg.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.06.2023

Rezensent Dirk Fuhrig freut sich über den Band mit teils erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten kurzen Texten, Vorträgen, öffentlichen Briefen und Artikeln von Lion Feuchtwanger. Ob Feuchtwanger die Schauspieler bloßstellt, die seinen "Jud Süß" im Namen der Nazi-Propaganda missbrauchen, oder hellsichtig über Hitler und den Faschismus nachdenkt - für Fuhrig sind die Wut und der Widerstandswille des Autors zweifellos herauszuhören. Und ebenso die Atmosphäre der Epoche und des Exils.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.06.2023

Außerordentlich und gruselig aktuell findet Rezensentin Elke Schlinsog diesen Band von Lion Feuchtwanger, der Essays und politische Notate versammelt, die der Exilant zwischen 1931 und 1949 verfasst hat: Als Jude flieht er frühzeitig in die USA, wo er hoch geschätzt ist, im Gegensatz zu seinem Herkunftsland, das 1933 auch seine Bücher auf dem Bebelplatz verbrennt. Besonders beeindruckt zeigt sich Schlinsog von einem bislang nicht publizierten Text aus dem Jahr 1936, in dem der Autor von Romanen wie "Erfolg" brillant die Führungskräfte des NS etwa als "Chef des Ministeriums für Lügen" enttarnt und vieles von dem vorwegnimmt, was Hannah Arendt später in ihren Publikationen zur totalitären Herrschaft analysieren wird. Doch nicht politisch überzeugt Feuchtwanger die Kritikerin, auch seine menschliche Seite gefällt ihm, etwa wenn er einen bitterbösen Brief an denjenigen schreibt, der jetzt in seinem enteigneten Berliner Haus wohnt, oder wenn es um die Frage geht, wie deutsches Jüdischsein und jüdisches Deutschsein möglich sind. Eine in jedem Falle lesenswerte Textsammlung, findet sie.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.05.2023

Rezensent Jakob Hayner liest Lion Feuchtwangers Texte über seine eigene Identität und das Nazi-Theater mit Interesse. Die Artikel und Aufsätze im Band, erschienen zwischen 1931 und 1949 zeigen Feuchtwanger laut Hayner als genauen Beobachter und scharfen Kritiker des NS-Systems, der Goebbels und Göring ebenso treffend und bissig beschreibt wie das System der Lüge. Beeindruckt haben Hayner nicht zuletzt Feuchtwangers Briefe im Band und der Glaube des Autors an ein Ende der Nazi-Herrschaft und den Triumph der Vernunft.