Margriet de Moor

Kreutzersonate

Eine Liebesgeschichte
Cover: Kreutzersonate
Carl Hanser Verlag, München 2002
ISBN 9783446202214
Gebunden, 144 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Als der blinde Musikkritiker van Vlooten eines Tages eine junge Geigerin trifft, ist er sofort von ihr fasziniert. Auch sie verliebt sich, sie heiraten. Aber van Vlooten wird von Eifersucht zerfressen. Als er sicher glaubt, sie habe ein Verhältnis, fasst er einen mörderischen Plan. Kreutzersonate ist ein Roman über Musik und Liebe, voll innerer Spannung und Leidenschaft, wie nur de Moor ihn schreiben kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.02.2003

Nicht wirklich begeistert zeigt sich Kristina Maidt-Zinke von der neuesten Erzählung der niederländischen Autorin Margriet de Moor, die sich zwar geschickt im Verknüpfen und Arrangieren ihrer erzählerischen Motive und Linien zeige, der es aber an erzählerischer Substanz mangele. Auch wenn Maidt-Zinke das Wort nicht ausspricht, so legt sie es nahe: kunstgewerblich. Immerhin hatte de Moor einige raffinierte Einfälle, die für eine interessante Figurenkonstellation, literatur- und musikgeschichtliche Einlassungen und intelligenten Konversationsstoff der Protagonisten sorgen, so die Rezensentin. Denn die "Kreutzersonate" hat sowohl ein musikalisches Vorbild - ein Streichquartett von Janacek - als auch ein literarisches: die gleichnamige Erzählung Tolstois, die als Folie unter diesem Roman liegt. Das Unbehagen der Rezensentin rührt daher, dass der anspruchsvolle literarische Rahmen der insgesamt recht banalen Ehe- und Eifersuchtstragödie nicht entspricht. Diese Banalität stößt Maidt-Zinke auf, sie fühlt sich schon vor Ende der "Kreutzersonate" wie bei einem zu langen Stück Salonmusik ermüdet. De Moor müsste ihrer Meinung nach literarisch einfach mehr wagen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.01.2003

Martin Lüdke ist von diesem Buch ziemlich beeindruckt, weil es seiner Ansicht nach Kunst und Leben zusammenführt. Die Geschichte dreht sich um ein Eifersuchtsdrama eines blinden Musikkritikers, der glaubt, seine Frau habe ihn betrogen. Gleichzeitig befasst sie sich auf die Kreutzersonate von Janacek, die sich auf die gleichnamige Erzählung von Tolstoj bezieht, der sie als "Antwort" auf Beethovens berühmte Kreutzersonate verstanden wissen wollte, erklärt der Rezensent. Er stellt fest, dass das Buch in seinem Aufbau ebenfalls musikalischen Prinzipien folgt, indem es wie eine Sonate konstruiert ist und meint bewundernd, die niederländische Autorin führe die 200jährige Tradition um das Motiv der Kreutzersonate fort und weiter. Der Rezensent sieht die Risiken in einem so anspielungsreichen und in seiner komplizierten Verschachtelung sehr kunstfertigen Text in seiner möglichen "Nähe zum Kunstgewerbe". Denn, gibt Lüdke zu bedenken, "je besser ausgetüftelt, desto lebloser". Einige Wendungen sieht er dann auch "hoffnungslos abstürzen" und auch "pseudophilosophische Tiefsinnigkeiten" wirft er der Autorin mitunter vor. Dennoch preist er das Buch insgesamt als "großes Kunstwerk", dem es gelungen ist, ein "glaubhaftes Eifersuchtsdrama" darzustellen und dabei sogar ein glückliches Ende hinzukriegen, das nicht "verlogen" wirkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.10.2002

Vieles an dieser Liebesgeschichte der Niederländerin Margriet de Moor erinnert, angefangen natürlich beim Titel, an Leo Tolstois gleichnamige Novelle, so Martin Krumbholz, der in seiner Besprechung auch sehr darum bemüht ist, Parallelen und Unterschiede beider Texte herauszuarbeiten. Schön findet der Rezensent den "erzählerischen Kunstgriff" der Autorin, ihren Protagonisten als Blinden zu präsentieren und damit die "Verblendung" aus Eifersucht des Tolstoischen Protagonisten ins "Konkrete" und "Physische" zu übersetzen. Gelungen ist auch der Ansatz de Moors, das Hauptmotiv der Eifersucht ins "Groteske" zu ziehen und letztlich aus einem "moralinsauren Eifersuchtsdrama" eine "veritable Liebesgeschichte" zu machen, staunt Krumbholz. Darüber hinaus findet er besonders lobenswert, dass de Moor sich mit ihrem "leichten", aber trotzdem "elaborierten" Text "christlicher" als der russische "Erzchrist" gibt und, anstatt den Teufel zu fürchten, ein Hoch auf die Liebe ausspricht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.08.2002

Der neuen Erzählung der vielbeachteten niederländischen Schriftstellerin Margriet de Moor vermag Dorothea Dieckmann nicht sehr viel abgewinnen. Erzählt wird, informiert Dieckmann, die Geschichte des blinden Marius van Vlooten und seiner Violine spielenden Frau Suzanna. Mehrfach trifft der Ich-Erzähler im Laufe eines Lebens auf den Blinden und lässt sich auf den neuesten Stand des Ehedramas bringen, skizziert die Rezensentin knapp den Inhalt, um sodann in die Kritik einzusteigen. Etwas "schlicht" erzähle die Autorin diese Geschichte einer Liebe, die Sprache sei zu "glatt, klassisch flüssig" und zu stark "symbolisch aufgeladen", schimpft Dieckmann. Da habe auch eine "erfahrene" Übersetzerin wie Helga von Beuningen nicht mehr viel retten können. De Moors "Hang zu sentenziösem Selbstkommentar und pathetischer Patina" kann die Rezensentin einfach nicht schätzen und kommt zu dem Schluss, dass diese Erzählung abgesehen von "solidem Erzählhandwerk" und "manch entwaffnend präziser Beschreibung" letztlich nicht mehr ist als "Katalogprosa" von "ausgemachter bildungsbürgerlicher Plattheit".
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