Mario Vargas Llosa

Der Ruf der Horde

Eine intellektuelle Autobiografie
Cover: Der Ruf der Horde
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518428689
Gebunden, 315 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Thomas Brovot. Gegen den "Ruf der Horde" (Karl Popper), gegen den weltweit grassierenden, primitiven Populismus vergegenwärtigt Mario Vargas Llosa die Traditionen des Liberalismus, die ihn geprägt, bereichert und ein ganzes Leben lang geleitet haben - als politischen Schriftsteller wie als schreibenden Politiker. Für seine politischen Überzeugungen ist der peruanische Nobelpreisträger jahrzehntelang kritisiert, beschimpft und angefeindet worden - aber was, wenn er recht hatte? Und welche Denker, welche Bücher haben ihm zu diesen Überzeugungen verholfen? Mario Vargas Llosa schreibt über seine Heroen des historischen Liberalismus, über Adam Smith, José Ortega y Gasset, Friedrich Hayek, Karl Popper, Raymond Aron, Isaiah Berlin und Jean-François Revel. Denn sie haben ihn mit einer ganz anderen Denkungsart vertraut gemacht, mit einer Denkungsart, die das Individuum stets höher stellte als die "Horde", die Nation, die Klasse oder die Partei und die die freie Meinungsäußerung immer schon als fundamentalen Wert für das Gedeihen von Demokratie zu verteidigen wusste.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.07.2019

Arno Widmann bewundert Mario Vargas Llosas Verständnis des Liberalismus und den durchaus kritischen Umgang mit seinen Helden wie Adam Smith oder Jose Ortega y Gasset. Die sieben Aufsätze im Band liest Widmann als intellektuelle Autobiografie und Plädoyer für die Freiheit von politischen Führern, weniger als Geschichte des Liberalismus. Deutlich wird für den Rezensenten, dass sich der Autor für Liberale erwärmt, die sich mit dem real existierenden Sozialismus auseinandergesetzt haben, und dass Vargas Llosa versucht, Standort und Handlungsoptionen zu erkunden, indem er über große Liberale nachdenkt. Davon kann der Leser profitieren, findet Widmann.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.06.2019

Marko Martin findet die Essays von Mario Vargas Llosa dann stark, wenn der Autor darin an die furchtlosen Vordenker des Liberalismus wie Isaiah Berlin erinnert, die Tugend von Fairness und Toleranz beschwörend. Die Widersprüche liberaler Ideen macht ihm der Autor anhand von Denkern wie Friedrich von Hayek deutlich. Insgesamt überzeugt Martin der Band mit seinem frischen, unaufgeregten Duktus und dem Porträt freiheitlicher Intellektueller, die abseits gängiger Ideologien dachten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 18.06.2019

Änne Seidel bekommt mit Mario Vargas Llosas neuem Buch einen Einblick in die Thesen des Liberalismus und in die persönliche Entwicklung des Autors vom Marxisten zum Liberalen. Wie der Autor seine Säulenheiligen wie Adam Smith, Friedrich August von Hayek oder auch Jose Ortega y Gasset vorstellt, ihr Denken und ihren Stil, nicht als ihr Hagiograf, sondern kritisch und bereit zum Dissens, das Ganze mit Anekdoten und biografischen Details würzend, ist für Seidel aufschlussreich. Das Selbstverständnis des Autors als Intellektueller finde der Leser allerdings eher zwischen den Zeilen, erläutert die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.06.2019

Rezensent Marko Martin haben die sieben "Porträt-Essays" liberaler Denker, die Mario Vargas Llosa hier versammelt hat, tief beeindruckt: Nachdem er seine eigene Wendung vom "Gefühlslinken zum reflektierten Liberalen" im Vorwort geschildert habe, setze er sich kritisch und feinsinnig mit Größen wie Adam Smith und Karl Popper auseinander, um zu zeigen, dass sich die Liberalen im Gegensatz zu Rechten und Linken auf konkrete Lebensrealitäten beziehen, anstatt Ideologien zu formulieren. Dass Vargas Llosa dabei nicht nur Stringenz und Intellekt, sondern auch stilistische Brillanz beweist, hat dem Kritiker besonders gut gefallen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2019

Rezensent Sebastian Schoepp freut sich, dass Mario Vargas Llosa mit dieser intellektuellen Autobiografie stellenweise zu alter Klasse und Brillanz zurückfindet, auch wenn es im Buch "nur" um den Weg des Autors vom glühenden Marxisten zum glühenden Liberalen geht. Wie Vargas Llosa sich von Thatcher und liberalen Denkern wie Adam Smith und Friedrich August von Hayek inspirieren ließ, kann Schoepp hier in eleganter Form nachlesen und gleich auch den Bezug zur Gegenwart herstellen. Dass die privilegierte Herkunft des Autors (seine Horde) sein Experimentieren mit Ideologien erst möglich machte, liest Schoepp als Subtext mit.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2019

René Scheu bewundert den peruanischen Nobelspreistträger Mario Vargas Llosa umstandslos und teilt mit ihm wiederum die Verehrung für Karl Popper und dessen Grundlagenwerk "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde". Deswegen nutzt Scheu seine Besprechung von Vargas Llosas "Ruf der Horde" für eine grundsätzliche Eloge auf das liberale Denken, das als einziges das steinzeitliche Gruppendenken überwunden und an seine Stelle der kollektiven Beuteverteilung die Freiheit des Individuum gesetzt habe. Anders als Popper befasst sich Vargas Llosas in seiner intellektuellen Autobiografie nicht mit den Gegnern des Liberalismus, erklärt Scheu, sondern mit dessen Freunden und seinen eigenen Leitbildern: Friedrich von Hayek, Isaiah Berlin, Jose Ortega y Gasset, Raymond Aron, Ronald Reagan und Margaret Thatcher. Scheu finden Vargas Llosas Ausführungen über die Ideale des Liberalismus so einfach wie überzeugend, klug und niemals besserwisserisch. Aus dem einstigen Sonnyboy des Liberalismus, meint Scheu, sei ein Gentleman geworden.