Mary Kreutzer, Corinna Milborn

Ware Frau

Auf den Spuren moderner Sklaverei von Afrika nach Europa
Cover: Ware Frau
Ecowin Verlag, Salzburg 2008
ISBN 9783902404572
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Joy, 19, vermietet ihren Körper für zehn Euro pro Kunde in Wien: Sie muss 45.000 Euro an die Frauenhandels-Mafia abzahlen. Blessing, 24, hat die Prostitution verweigert, nun wurde ihr Bruder zu Hause niedergeschossen. Florence, 22, hat in einem monatelangen Marsch zu Fuß die Wüste durchquert und endet am Rand einer Ausfallstraße. Drei von 40.000 Frauen aus Nigeria, die in Europa als Zwangsprostituierte auf der Straße stehen: bestellt, verkauft, ausgeliefert. Mary Kreutzer und Corinna Milborn liefern nicht nur einen fundierten Bericht über Frauenhandel, sie sind auch Dutzenden solcher Schicksale nachgegangen. Gemeinsam mit Joana Adesuwa Reiterer aus Nigeria, die Betroffene berät, berichten sie aus dem Alltag afrikanischer Zwangsprostituierter in Wien, Frankfurt, Berlin. Ihre Recherchen führten sie bis nach Lagos und in nigerianische Dörfer, wo junge Frauen mit falschen Versprechungen nach Europa gelockt werden und ganze Familien von ihren Geldsendungen abhängen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2009

Anke Schwarzer hat schockierende Berichte über acht Frauen gelesen, die als Zwangsprostituierte von Nigeria nach Europa verkauft wurden. Das Buch erzähle "facettenreich" vom komplexen System des Frauenhandels, beleuchte Details und Abhängigkeiten und stelle vor allem den Anspruch, die Ursachen nicht nur in Afrika, sondern auch in Europa zu suchen. Am Beispiel der Gründerin von "Exit", einem Verein, der aufklären und aufrütteln will, ergibt sich ein Bild, das fassungslos macht: Nach Wien verkauft, wurde Joana Adesuwa Reiterer schnell klar, dass ihr Ehemann sie als sogenannte "Madame" ausnutzen wollte. Sie floh. "Madames" sind ehemalige Zwangsprostituierte, die nun Zuhälterinnen geworden sind. Sie bilden den Großteil der Menschenhändler, die zwischen Afrika und Europa agieren. Doch nicht nur Prostitution und Frauenhandel sieht Schwarzer dokumentiert, sondern auch die "patriarchalische Gewalt", die die Frauen zu ertragen haben.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.08.2008

Etwas tendenziös erscheint dem Rezensenten "keh" dieser Band. Die Rechercheleistung der beiden Autorinnen Mary Kreutzer und Corinna Milborn, die ihrem Report acht "erschütternde" Erfahrungsberichte von Nigerianerinnen voranstellen, die in Europa als Prostituierte arbeiten, weiß er zwar zu schätzen. Die Frage jedoch, inwieweit die Autorinnen bei der Deutung der Fakten der Wahrheit verpflichtet bleiben, beantwortet der Rezensent mit einem Hinweis auf die Perspektive. "Keh" zufolge übersähen die Autorinnen nämlich, dass einige Frauen Prostitution als "normale Dienstleistung" betrachteten, als Tauschhandel und nicht als Verbrechen. Das Thema als Geschichte von Rassismus und negativer männlicher Sexualität abzuhandeln, erscheint "keh" zu einfach.