Matthias Waechter

Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert

Cover: Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert
C.H. Beck Verlag, München 2019
ISBN 9783406736537
Gebunden, 608 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Mit keinem anderen Land in Europa ist die deutsche Geschichte so stark verflochten wie mit Frankreich. Der in Nizza lehrende deutsche Historiker Matthias Waechter erzählt die Geschichte des 20. Jahrhunderts aus der Sicht unseres engsten Nachbarn - ein Unterfangen, das in deutscher Sprache seit Jahrzehnten niemand mehr unternommen hat.
Ausgehend von der dritten französischen Republik, die sich als Avantgarde in einem Europa der Monarchien verstand, einem Land, das demografisch stagnierte und kolonial expandierte, schildert das Buch Frankreichs 20. Jahrhundert: den Ersten Weltkrieg mit dem anschließend "verlorenen" Frieden und der turbulenten Zwischenkriegszeit; den "seltsamen Krieg" von 1939/40 gegen NS-Deutschland, gefolgt von der Besatzung des Landes sowie Kollaboration und Widerstand unter dem Vichy-Regime; das Drama der Dekolonisierung mit Kriegen in Vietnam und Algerien und dem Schlüsseljahr 1958, aus dem die bis heute gültige politische Verfassung Frankreichs hervorging, die selbst die Erschütterungen des Mai 1968 überstand; die Machtübernahme der Sozialisten unter Mitterrand 1981, der die Zeitenwende von 1989/90 mitgestaltete, und der Weg zur verunsicherten Nation der Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.07.2019

Claus Leggewie empfiehlt Matthias Waechters Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert zum besseren Verständnis der historischen Referenzen von Emmanuel Macrons Politik. Souverän findet er, wie der Autor die Forschungsliteratur handhabt und synthetisiert, wie er Episoden und Wendepunkte der französischen Geschichte analysiert und gesellschaftliche, kulturelle und politische Aspekte herausstreicht, die für das Begreifen aktueller Entwicklungen bedeutsam sind. So kann Waechter ihm etwa die Spannung zwischen Anspruch (auf politische Avantgarde) und Realität (einer selbstbezogenen Gesellschaft) auseinandersetzen und die Bedeutung Algeriens für Frankreichs Schicksal erläutern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2019

Rezensent Günther Nonnenmacher zeigt mit Matthias Waechters Geschichte Frankreichs ein neues Standardwerk an, das mit enormer Fachkenntnis und treffenden Feststellungen zu den Führungsstilen von de Gaulle bis Macron punkten kann, mit Ereignisgeschichte und sozialen, kulturellen wie ökonomischen Querschnittsanalysen. So sperrig die Materie, meint Nonnenmacher, so gelungen und klärend Waechters erzählerischer Zugriff. Dass der Autor den Charakter der Parteien stiefmütterlich behandelt und sein Buch über kein Sachregister verfügt, kann Nonnenmacher verzeihen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.05.2019

Geschichtsschreibung ist in Frankreich seit jeher Erinnerungspolitik, weiß Clemens Klünemann, sie löst eher große Debatten aus als dass sie erhellende Einblicke bietet. Das kriegen ausländische Historiker oft besser hin, vorausgesetzt, sie kennen sich so gut aus wie der seit knapp zwanzig Jahren in Frankreich lebende Matthias Waechter, dessen "Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert" der Rezensent mit großem Gewinn gelesen hat. Die Ambivalenz, die Widersprüche der französischen Politik und Gesellschaft stehen im Zentrum von Waechters Analyse, berichtet Klünemann, der diesen Zugang - vom Umgang mit der kolonialen Vergangenheit oder der Spaltung des Landes in Kollaboration und Résistance bis zur Ära Mitterrand - ausgesprochen aufschlussreich und ergiebig findet. Alles in allem kann der Rezensent diese "nüchterne, faktenreiche und gleichzeitig spannend erzählte Geschichte Frankreichs" nur wärmstens empfehlen.
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