Miroslaw Wlekly

Gareth Jones

Chronist der Hungersnot in der Ukraine 1932-1933
Cover: Gareth Jones
Osburg Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783955102906
Gebunden, 327 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Benjamin Voelkel. Der Autor erzählt die Geschichte des walisischen Journalisten Gareth Jones bis zu dessen frühem Tod im Jahr 1935. Jones, 1905 geboren, arbeitete unter anderem als Politikberater für den ehemaligen Premierminister Großbritanniens, David Lloyd George. In den Jahren 1930 und 1931 unternahm er seine ersten beiden Reisen in die Sowjetunion. Auf der dritten Reise 1933 stand er zwar nicht mehr bei George in Diensten, gab sich aber weiterhin als dessen Mitarbeiter aus. Das brachte ihm eine Reiseerlaubnis ein, als andere Journalisten Moskau nicht mehr verlassen durften.Somit ist Jones der erste und im Prinzip auch der einzige westliche Beobachter, der sich zu jener Zeit in der Ukraine aufhielt und die unsäglichen Schrecken des Holodomors mit eigenen Augen sah. Umgehend nach seiner Ausreise berief er in Berlin eine Pressekonferenz ein und schilderte, was er erlebt hatte: Terror und eine schreckliche Hungersnot. In der Sowjetunion wurde er daraufhin zur Persona non grata erklärt. Auf Druck der Behörden mussten sich die in Moskau akkreditierten Auslandskorrespondenten von ihm distanzieren - er wurde mundtot gemacht. 1935 in Mandschuko entführt, wurde er höchstwahrscheinlich vom sowjetischen Geheimdienst ermordet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.09.2022

Rezensentin Renate Nimtz-Köster liest Miroslaw Wleklys Biografie des Waliser Journalisten Gareth Jones, der 1933 Stalins Verbrechen an den Ukrainern öffentlich machte, mit Bestürzung. Wie Jones dem Holodomor auf die Spuren kam, schildert der Autor laut Rezensentin ebenso wie das nicht immer wohlwollende Echo, das seine Entdeckung hervorrief und die mutmaßliche Beseitigung des Briten durch den KGB. Dass der Autor Jones' Tagebücher studiert hat und dessen Weg durch die Ukraine nachgegangen ist, scheint die Lektüre für die Rezensentin zu bereichern.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.08.2022

Rezensent Wolfgang Schneider liest mit Beklemmung das Buch des polnischen Autors Miroslav Wleky, der noch einmal daran erinnert, wie der britische Reporter Gareth Jones als einer der wenigen westlichen Journalisten die Hungerkatastrophe der dreißiger Jahre in der Ukraine ernst nahm. Jones berichtete damals eindrücklich über die Folgen von Stalins Zwangskollektivierung, von Elend und Deportation. Dass stalinfreundlichere Journalisten die Hungersnot bagatellisierten, treibt Schneider noch heute die Zornesröte in die Wangen. Den etwas reißerischen Ton verzeiht er dem polnischen Autor, "gründliche historische" Information überwiegt, meint Schneider.