Moritz Rinke

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García

Roman
Cover: Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2021
ISBN 9783462054521
Gebunden, 448 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

In seinem kleinen Postbüro in Yaiza sortiert Pedro Fernández García seit Erfindung des Internets keine Briefe mehr, sondern nur noch Werbesendungen. So hat er unendlich viel Zeit, um am Hafen Café con leche zu trinken, seinem Sohn Miguel alles über historische Vulkanausbrüche zu erzählen und den Geheimnissen seiner Familie auf den Grund zu gehen. Was hat sein Großvater in den dreißiger Jahren in Spanisch-Marokko gemacht? Wer war der mysteriöse Deutsche, bei dem er angestellt war? Als sich Pedros große Liebe Carlota von ihm trennt und mit Miguel nach Barcelona zieht, wird es plötzlich still in seinem Leben. Auch sein Freund Tenaro, ein arbeitsloser Fischer ohne Boot, der angeblich mit Hemingway verwandt ist, kann ihn nicht aufheitern. Und dann sitzt da auf einmal ein Mann in seiner Küche, Amado, ein Flüchtling, der auf Lanzarote die Freiheit gesucht und ein Gefängnis vorgefunden hat. Pedro, Tenaro und Amado beschließen, Miguel zurückzuholen. Sie schmieden einen wahnwitzigen Plan - und merken, wie viel es zu gewinnen gibt, wenn alles verloren scheint.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.2022

Rezensentin Emilia Kröger geht gern mit Moritz Rinke und seinem zwischen Vergangenheit und Gegenwart schwebenden Protagonisten auf Abenteuerfahrt. Die Geschichte des beruflichen und privaten Abstiegs eines Postboten auf Lanzarote verbindet Rinke laut Kröger geschickt mit der spanischen Geschichte und ihren Abgründen. Indem der Protagonist Familienforschung betreibt, stößt er auf verstörende Verbindungen zwischen Familien- und Zeitgeschichte, die ihn veranlassen, sein Leben zu ändern, erklärt Kröger. Formal überzeugt sie der Roman durch seine starke Bildlichkeit.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.12.2021

Rezensentin Christine Dössel räumt ein, dass Moritz Rinke mit seinem neuen im Jahr 2010 spielenden Roman um einen Postboten auf Lanzarote und allerhand zeitspezifische Verwicklungen von der Digitalisierung über die Flüchtlingskrise bis zum Fußball keinen literarischen Meistertitel gewinnt. Dafür bietet der Text zu viele Themen und Wiki-Wissen und zu wenig Introspektion. Unterhaltsam findet Dössel den Roman dennoch. Gute Dialoge, Komik und eine kindliche Fabulierlust prägen den Text, versichert sie.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.2021

Rezensent Benedikt Herber mag den zweiten Roman von Moritz Rinke, wenn auch nicht in Gänze. Zunächst lässt sich der Kritiker gern mit nach Lanzarote nehmen, an der Seite des Postboten Pedro, der trotz Affären Frau und Sohn liebt und vor allem damit hadert, dass die Digitalisierung den guten alten Brief zunehmend verdrängt. Irgendwann dreht Pedro ein wenig ab, gefährdet bei einem Trip nach Fuertaventura das Leben seines Sohnes und wird daraufhin von seiner Frau verlassen, resümiert Herber. Was das Buch für den Rezensenten ausmacht, ist neben der berührenden Vater-Sohn-Geschichte, das Feuerwerk an rasanten Dialogen und "Wortwitz". Auf die zahlreichen Exkurse, etwa zu Lionel Messi, Hermann Görings Eichentisch oder Flüchtlingsleichen an Strandpromenaden hätte der Kritiker indes verzichten können.

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