Norbert Elias

Frühschriften

Gesammelte Schriften, Band 1
Cover: Frühschriften
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518583173
Gebunden, 192 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Reinhard Blomert. Die Frühschriften von Norbert Elias umfassen die Dissertation und eine Reihe kleinerer Texte, die bislang meist nicht wieder neu publiziert wurden. Ihr Spektrum reicht von den ersten Texten wie "Sehen in der Natur" und "Idee und Individuum" bis hin zu seinen Stellungnahmen auf dem Züricher Soziologentag zu den Themen "Anfänge der Kunst" und "Konkurrenz auf dem Gebiet des Geistigen", die ihn als jungen Heidelberger Dozenten zeigen, der zwischen seinem Lehrer Alfred Weber und seinem Kollegen Karl Mannheim steht. Der Beitrag zur Soziologie des Antisemitismus und zwei Aufsätze für Klaus Manns Zeitschrift Die Sammlung, die er in seiner Pariser Exilzeit schrieb, werfen ein Licht auf seine Auseinandersetzung mit den Fragen des Assimilationsprozesses.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.08.2002

Zum Soziologen Norbert Elias kamen Ruhm und Ehre spät im Leben, nun aber ist er, nicht so lange nach seinem Tod, reif für die Klassiker-Gesamtausgabe bei Suhrkamp. Im ersten Band, der die Frühschriften versammelt, lernt man ihn vor allem, so der Rezensent Rüdiger Zill, von der Seite seiner philosophischen Herkunft kennen. Die Dissertation von 1922 zeigt Elias noch verstrickt in den Jargon der neukantianischen Schule, sichtbar werde immerhin die später ins Zentrum seines Denkens rückende Beschäftigung mit der "Geschichtlichkeit der menschlichen Subjektivität". In den späten zwanziger, dann in den dreißiger Jahren wird der "originäre Ansatz", stellt Zill fest, immer deutlicher - zudem sei etwa der Aufsatz "Zur Soziologie des deutschen Antisemitismus" aus dem Jahr 1929 von großem politischem Interesse.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.05.2002

Schon in seiner Dissertation aus dem Jahre 1922, die unter dem Titel "Idee und Individuum" in Breslau erschien, war Elias späteres Denken vorgezeichnet, erklärt Rezensent Fritz Göttler. Wie Göttler ausführt, entzaubert Elias darin mit seiner Kritik am Allgemeinen eine der Grundfesten der Aufklärung. Ironischerweise reichte Elias seine Dissertation bei dem eingefleischten Kantianer Richard Hönigswald ein, der sogleich einige Kant kritische Seiten herausriss, berichtet Göttler. Nichtsdestoweniger kann man die Arbeit nach Ansicht des Rezensenten noch immer mit Vergnügen lesen, handelt es sich doch um ein leidenschaftliches Stück Wissenschaft. Laut Göttler entwickelt Elias hier seine dialektische Geschichtsbetrachtung und lässt keinen Zweifel daran, dass er mit der Philosophie "nichts am Hut hat", denn Geschichte habe für ihn mit Erfahren und Erleben zu tun. Wichtiger als seine Dissertation, dem Herzstück der Frühschriften, sind für den Rezensenten die Nebenstücke, in denen sich Elias verschiedensten Phänomenen widmet. Wie Benjamin versucht er sich zum Beispiel über den Kitsch, daneben übt er sich in verschiedensten Genres, zum Beispiel Naturbetrachtungen und Anekdoten in der Tradition des Plutarch. Elias ging es nie um die Sachen an sich, noch um die Ideen, sondern um das Verhältnis von Dingen und Menschen, fasst der Rezensent zusammen.
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