Norbert Hoerster

Haben Tiere eine Würde?

Grundfragen der Tierethik
Cover: Haben Tiere eine Würde?
C.H. Beck Verlag, München 2004
ISBN 9783406510885
Paperback, 108 Seiten, 9,90 EUR

Klappentext

Wie soll der Mensch mit dem Tier umgehen? Soll er überhaupt auf Tiere Rücksicht nehmen oder Tiere schützen? Der Autor behandelt diese Fragen im Rückgriff auf die philosophischen Grundlagen jeder Tierethik. Er zeigt, dass sich weder auf eine religiöse noch auf eine metaphysische Normenordnung Forderungen nach einem Tierschutz stützen lassen. Als einzige rationale Basis des Tierschutzes kommt eine altruistische Einstellung des Menschen zum Wohl des Tieres in Betracht. Auf dieser Basis lässt sich, wie der Autor im Detail argumentiert, zwar kein generelles Tötungsverbot von Tieren begründen, wohl aber die Verpflichtung zu einer weitgehenden Rücksichtnahme auf die Leidensfähigkeit von Tieren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.09.2004

Richard David Precht hat die Thesen von Norbert Hoerster genau untersucht und kommt zu dem Schluss, dass der "scharfe, mitunter allzu scharfe Kritiker" auf diese Weise der Tierethik nicht helfen kann. In seiner klugen Analyse, so der Rezensent, wird zuerst die Platte der Tierethik gründlich geputzt und von allem Unbewiesenen blank gescheuert: Die Thesen der renommiertesten Tierrechts-Philosophen der Gegenwart, Peter Singer und Tom Regan, müssen einpacken. Precht beobachtet, wie Hoerster in einem zweiten Schritt fragt, ob das Fehlen von Prämissen in der Tierethik nicht auch für die Menschen-Ethik gelten müsse. Das verneint Hoerster mit einem interessenfundierten Ansatz, nachdem die Menschen moralisch Handeln wegen der natürlichen Verbundenheit und der freiwilligen Kooperation zwischen den Menschen. Für den Rezensenten ist dies der "schwächste Punkt" des Buches und er kritisiert den Ansatz als "schön- zu schön, um überzeugend zu sein", denn Sklaverei spreche weder für Verbundenheit noch für die freiwillige Kooperation

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.05.2004

Die Lektüre von Norbert Hoersters Büchlein, in dem dieser nach der Würde der Tiere fragt, lässt den mit "upj" zeichnenden Rezensenten über Sinn und Unsinn der rationalen Ethik nachdenken. Denn Hoersters Versuch, "normative Forderungen für den Umgang mit Tieren rational zu begründen", laufe naturgemäß auf ein "Nein" hinaus, da die Würde des Tieres rational eben nicht begründbar sei, was für den Rezensenten jedoch keineswegs als zufriedenstellende Antwort gelten kann. Hoerster, kritisiert der Rezensent, geht es offensichtlich "nicht um das Sachproblem, also um den Tierschutz, sondern um die scholastische Reinheit der analytischen Ethik". Davon zeugen auch die "inhaltsleer" daherkommenden Begriffe "Würde" und "Mitgefühl". So bekomme man als Leser das noch einmal "vorgekaut", was man eh schon aus der öffentlichen Debatte kenne. In den Augen des Rezensenten kann Hoersters Publikation höchstens als Dokument der "gefühlskalt" geführten Diskussion gelten, nicht aber als ein fruchtbarer Beitrag zur ethischen Frage.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.04.2004

Norbert Hoerster schlägt vor, den menschlichen Altruismus zur Grundlage einer Tierethik zu machen. Eine absolute Grundlage sei nicht denkbar, so argumentiert Hoerster, denn: "Kein Lebewesen, ob Mensch oder Tier, besitzt einen mit der bloßen Vernunft erkennbaren 'Eigenwert', auf Grund dessen dieses Lebewesen per se unsere Wertschätzung verdient." Freilich müsse der Altruismus sich bei seiner Urteilsfindung stets in Übereinstimmung mit dem "Kenntnisstand der empirischen Wissenschaften" befinden. Sonst laufe er Gefahr, blind umherzutappen. Eine leichte Modifikation des Hoersterschen Ansatzes schlägt der Rezensent Michael Pawlik vor. Er möchte ins Zentrum tierethischer Erwägungen die "Achtung des Menschen vor sich selbst" stellen: "Wer sich brutalisiert", der "beschädigt, aristotelisch gesprochen, seine eigene Seele." Dieser "tugendethische Ansatz" wahrt skeptische Distanz zu dem von Hoerster postulierten Altruismus des Menschen, an den der Rezensent offensichtlich nicht so recht glauben möchte.
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