Ornela Vorpsi

Das ewige Leben der Albaner

Roman
Cover: Das ewige Leben der Albaner
Zsolnay Verlag, Wien 2007
ISBN 9783552054035
Gebunden, 140 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Albanien ist das Land, wo keiner stirbt, so beginnt der Roman. Der 1968 in Tirana geborenen und heute in Paris lebenden Ornela Vorpsi über das seinerzeit wohl exotischste staatliche Gebilde Europas, übersät von Tausenden Ein-Mann-Bunkern, unter der Fuchtel einer alles und jeden kontrollierenden Kommunistischen Partei. Die Zeit schien hier für mehr als ein halbes Jahrhundert stillzustehen, ehe Anfang der Neunzigerjahre auch Albanien von der Demokratisierung erfasst wurde. Davon ist jedoch noch nichts zu spüren in den Episoden dieses Romans; er erzählt vom Heranwachsen eines aufgeweckten Mädchens, das eine archaisch, verrückte Welt entdeckt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.02.2008

Ornela Vorpsis Roman über eine Kindheit in Albanien der achtziger Jahre hat Rezensentin Sabine Berking sehr beeindruckt. Die in provinzieller Enge angesiedelte Geschichte erzählt für sie lakonisch, eindringlich vom deprimierenden Alltag der Heranwachsenden Elona, die auf kleinstem Raum mit ihrer Mutter bei der Großmutter lebt, während ihr Vater in einem Arbeitslager geschunden wird, ohne dass sie die Gründe dafür kennte. Berking bescheinigt der Autorin, mit dem kindlich naiven Blick der Protagonistin einen "fauligen Mikrokosmos" zu sezieren, der "auf bitter-böse, surreale Weise die lethargische Agonie dieses kommunistischen Systems" spiegele.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.12.2007

Ornela Vorpsi ist Albanierin und lebt im Exil in Paris, ihre Bücher aber schreibt sie immer noch auf Italienisch, in der Sprache ihres ersten Exillandes, erzählt Hans-Peter Kunisch, der sich von den Erzählungen der Fotografin und Videokünstlerin durchaus hat einfangen lassen. Ihm gefällt ihre Präzision, Ironie und Knappheit und ihr schonungsloser Blick auf ihr Heimatland. All dies hat Vorpsi, so Kunisch, gemein mit anderen Autorinnen aus den Balkanländern, und es hebt sie für Kunisch ab von einem eher barocken Zug, der die Literatur männlicher Autoren aus der Region auszeichne. Spezifisch für Vorpsi ist aber wohl auch ihr fotografischer Blick, den Kunisch zu Beginn seiner Kritik an einigen ihrer Fotos exemplifiziert: Er spricht in einem Paradox von "reflektierter Direktheit". Unter anderem reflektiert sie - in Fotografie wie in Prosa - den Blick der Männer auf die Frauen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.08.2007

"An längeres Pausieren ist nicht zu denken", warnt Rezensentin Ines Kappert vor diesem ersten Roman der Videokünstlerin Ornela Vorpsi: Er muss in einem Zu durchgelesen werden. Vorpsi erzählt darin die Geschichte ihrer Kindheit im Albanien des Enver Hoxha, und sie tut es, so die Rezensentin, in einer "kühl komponierten Hasstirade". Wobei sich die Wut der Autorin - und der Rezensentin - nicht allein auf den größenwahnsinnigen Diktator und sein Regime bezieht, sondern auch auf den rohen Umgang und die "omnipräsente Lebensfeindlichkeit und Bigotterie", die sie in ihrer Familie erfahren hat. Und auch wenn Rezensentin Kappert einige "dramaturgische Patzer" in diesem Debüt entdeckt, kann sie nur freudig melden: "Insgesamt funktioniert es."
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