Otfried Höffe

Kritik der Freiheit

Das Grundproblem der Moderne
Cover: Kritik der Freiheit
C.H. Beck Verlag, München 2015
ISBN 9783406675034
Gebunden, 398 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Freiheit hat für den Menschen und zugleich für die Moderne eine konstitutive Bedeutung. Trotzdem können heute weder das Prinzip Freiheit noch das Projekt der Moderne mit uneingeschränkter Zustimmung rechnen. Skeptiker machen auf negative Folgen der Moderne und auf Kehrseiten ihres Freiheitsbegriffs aufmerksam. Höffe nimmt die Skepsis ernst, stellt die Freiheit auf den Prüfstand und unterwirft die Moderne einer Neuvermessung. Freiheit und Moderne werden in dieser Studie weder abgelehnt noch verteidigt, vielmehr einer Kritik im Kantischen Sinne ausgesetzt. Statt einem radikalen Pessimismus oder Optimismus zu verfallen, werden Argumente des Für und Wider aufgesucht und gegeneinander abgewogen: Welches Potential an Legitimation, welches an Limitation enthalten das Prinzip Freiheit und das Projekt der Moderne? Das Werk versteht sich als Beitrag sowohl zu einer philosophischen Anthropologie als auch zu einer kritischen Theorie der Moderne, darüber hinaus zu einer kritischen Rechts- und Demokratietheorie und zu einer Theorie personaler Freiheit. Und zumindest Bausteine sucht es zu einer kritischen Theorie von Technik und Umweltschutz, von Medizin und Erziehung, von Wirtschaft und Politik, nicht zuletzt zu einer Freiheitstheorie von Wissenschaft und Kunst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.09.2015

Viele Leser wünscht Otto A. Böhmer dem Buch des Philosophen Otfried Höffe. Laut Böhmer gibt der Autor darin ein ebenso fundiertes wie in klarer Sprache verfasstes Panorama der Freiheit als Prinzip der Moderne und erinnert an seine Kostbarkeit. Dass Höffe keine klassischen Denkerpositionen referiert, sondern den Gehalt der Freiheit, ihr Potenzial und ihre Ambivalenzen auslotet, scheint Böhmer ambitioniert. Höffe aber löst sein Versprechen ein, meint er, indem er nicht nur einen Beitrag zur kritischen Gesellschaftstheorie liefert, sondern auch kritische Rechts-, Demokratie- und Techniktheorie sowie eine Freiheitstheorie der Wissenschaft und Kunst. Wie Höffe das macht, mit einem Blick fürs große Ganze wie fürs Detail, präzise und freundlich zum Weiterdenken anregend, hat Böhmer begeistert. Höffes Buch liest der Rezensent nicht zuletzt als Plädoyer für einen aufgeklärten Liberalismus.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.08.2015

Eva Weber-Guskar bespricht gleich zwei Bücher über Freiheit, beide von geachteten Philosophen fortgeschrittenen Alters geschrieben, beide einig darin, dass Freiheit die Grundlage auch der Gerechtigkeit bildet - ansonsten aber grundverschieden, verrät die Rezensentin. Der emeritierte Tübinger Professor Otfried Höffe gibt einen Überblick über eine Vielzahl verschiedener Bereiche, in denen der Mensch negative Freiheiten beanspruchen könnte, also Freiheit von diversen Zwängen, erklärt Weber-Guskar, von der Präimplantationsdiagnostik bis zur Demokratie ist alles dabei. Für die Rezensentin klingen die einzelnen Punkte dann sehr nach den traditionellen Argumentationen liberaler Schule und eine Spur zu affirmativ der gegenwärtigen Gesellschaft gegenüber, insgesamt findet sie es aber durchaus spannend, zu lesen, "was Höffe zu all dem derzeit denkt".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2015

Überrascht hat Rezensentin Hedwig Richter Ottfried Höffes Text "Kritik der Freiheit" gelesen. Denn mit einer Lobpreisung der Moderne hätte die Kritikerin bei all der Krisen- und Untergangsstimmung nun gerade nicht gerechnet. Umso aufmerksamer folgt Richter jedoch den Thesen des Philosophen, der auf fünf Gebieten - Freiheit von Naturzwängen, Freiheit in der Wirtschaft, Freiheit in Wissenschaft und Kunst, politische Freiheit und personale Freiheit - seine Ideen und Visionen differenziert, einfach und überzeugend darlegt. Auch wenn der Rezensentin Höffes Essay trotz Berücksichtigung der Gefahren gelegentlich zu optimistisch gerät, hat sie diesen "originellen" Text mit Gewinn gelesen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 18.07.2015

Als reifes Werk bezeichnet Michael Pawlik das Buch des Philosophen Otfried Höffe. Wie der Autor ihm einen antielitären Liberalismus auseinandersetzt, methodisch reflektiert, lebensklug, ohne steile Thesen, hat ihm Eindruck gemacht. Von allen Aspekten von Höffes Kritik der Freiheit hat Pawlik am meisten beeindruckt, wie der Autor gegen einen Begriff von Freiheit als naturgegebenes Besitztum streitet. Rechtsmoralisch argumentierend fordert Höffe die Bürgergesellschaft als Gemeinschaft von Freien und Gleichen, erklärt der Rezensent. Ein Schritt in Richtung einer freiheitlich-demokratischen Kultur, meint er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.07.2015

Otfried Höffes "Kritik der Freiheit" weist sich selbst zwar lediglich als Essay aus, wird damit der eigenen Gelehrsamkeit und der groß angelegten Untersuchung der anthropologischen wie epochalen Bedeutung der Freiheit kaum gerecht, findet Dirk Lüddecke. Höffe ist ein vorsichtiger Liberaler alter Schule, verrät der Rezensent, für ihn ist Freiheit zwar ein vielfältiges Phänomen, das, egal ob in Politik, Technik oder Wirtschaft, immer auch seine Risiken birgt, aber deshalb noch kein philosophisches Nullsummenspiel, erklärt Lüddecke. Der Autor veranstaltet eine "philosophische Ballonfahrt", die Überblick und Draufsicht ermöglicht, ohne dabei allerdings eine nennenswerte Dynamik zu entwickeln, fasst der Rezensent zusammen. Für ein ganzheitliches Bild hätte sich Lüddecke außerdem noch ein paar Gedanken zur Religion gewünscht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de