Klaus Vieweg

Hegel

Der Philosoph der Freiheit
Cover: Hegel
C.H. Beck Verlag, München 2019
ISBN 9783406742354
Gebunden, 824 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Jedes Jahr am 14. Juli soll Georg Wilhelm Friedrich Hegel ein Glas Champagner auf den Beginn der Französischen Revolution getrunken haben. Diese Revolution war das sein Leben und Denken prägende Ereignis. Das Grundmotiv der Freiheit durchzieht den gesamten Denk- und Lebensweg des bedeutendsten Philosophen des 19. Jahrhunderts.
 Nach Kindheit und Jugend in Stuttgart und Studium im benachbarten Tübingen ging der junge Philosoph zunächst als Hofmeister nach Bern und nach Frankfurt am Main. Die akademische Laufbahn begann mit einer Privatdozentur in Jena, wo Hegel eng mit dem einstigen Tübinger Kommilitonen Schelling zusammenarbeitete. Erst nach zwei Stationen in Franken ereilte ihn der Ruf nach Heidelberg. 1818 schließlich wurde Hegel Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Johann Gottlieb Fichte im königlich-preußischen "Mittelpunkt" Berlin, wo er zum herausragenden Philosophen des Zeitalters aufstieg.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 24.08.2020

Sehr ausführlich und differenziert und am Ende bei mancher Kritik positiv bespricht Heidemarie Schumacher diese große Biografie zum 250. Geburtstag des Philosophen. Besonders gebannt verfolgt sie, wie Vieweg die frühen Schriften, besonders die "Phänomenologie", aber auch die "Logik" mit politischen, persönlichen und literarischer Aktualität der Zeit und so ein kulturgeschichtliches Bild des Philosophen entwickelt. Die " Phänomenologie" sieht er - in Anlehnung an Hegels Lieblingsautoren als eine Art Reiseroman des Geistes. Mit Sympathie liest sie auch, wie Vieweg Hegels universalistische Ader freilegt, seine Liebe zu den Idealen der Französischen Revolution und seine Weigerung sich den entweder revolutionären oder reaktionären Franzosen- und Judenhassern seiner Zeit anzuschließen. Im Verlauf der Biografie bemängelt die Rezensentin dann aber doch einen Mangel an Distanz des Autors gegenüber dem Staatsphilosophen Hegel. Allzu ehrfürchtig zitiere Vieweg Hegels Empfehlung, seine Logik 77mal zu lesen. Auch Hegels späte Anpassung an den preußischen Staat sehe Vieweg zu unkritisch. Dennoch - und gerade in der kulturgeschichtlichen Widerspiegelung von Hegels Epoche - empfiehlt sie die Biografie als sehr lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.08.2020

Die Lüneburger Philosophin Charlotte Szász vergleicht in ihrer Rezension die beiden neuen Biografien von Klaus Vieweg und Jürgen Kaube (Slavoj Zizeks Buch erwähnt sie nur am Rande). Viewegs Deutung des Philosophen liest sie als eher sozialdemokratisch, denn der Autor lege einen starken Fokus auf Hegel als Vordenker des Sozialstaats, was Szász keineswegs unplausibel findet. Zwar hätte sich die Rezensentin etwas mehr Zugeständnisse des Autors an die Lesefreundlichkeit seines Werks und etwas weniger Superlative gewünscht. Aber dennoch steht für sie fest, dass Vieweg ein Grundlagenwerk verfasst hat, das interessanterweise auch Hegels kleinere und weniger bekannte Arbeiten würdigt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.03.2020

Rezensent Otto A. Böhmer kann es verkraften, dass Klaus Vieweg uns den leibhaftigen Hegel nicht zurückbringen kann. Hegels Biografie aber schreibt der Autor umso lebendiger und "ohne mokante Untertöne", findet Böhmer. Lobenswert erscheint dem Rezensenten die Gewissenhaftigkeit, mit der der Autor das nicht "so ganz aufregende Leben" und das Schaffen des Philosophen ausbreitet. Eine Leistung, die für Böhmer auf Jahre Maßstäbe setzt. Wie Vieweg Hegel als "Philosophen der Freiheit" herausarbeitet, dem die Französische Revolution Lebensereignis war, scheint Böhmer lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.01.2020

Wer mit Hegel um den Freiheitsbaum tanzen will, dem legt Rezensent Micha Brumlik diese Biografie im Jubiläumsjahr - die erste seit sehr langer Zeit - dringend ans Herz. Hegel war nämlich ein Anhänger der französischen Revolution, jeden 14. Juli soll er auf sie angestoßen haben, und er war keineswegs jener Reaktionär, als der er zumal seit Karl Poppers Kritik weithin angesehen werde. Brumlik stimmt hier dem Autor dieser Biografie, dem es um genau diese Ehrenrettung gehe, aus vollem Herzen zu. Selbst Hegels berüchtigen Satz "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig" aus den "Grundlinien der Philosophie des Rechts" stelle Vieweg in ein neues Licht. Brumlik lobt an dem Band ganz besonders, wie er an das Werk Hegels heranführt. Gegliedert sei er nach den Stationen seines Denkens. Und obwohl Vieweg dem Leser den Menschen und Bürger Hegel nahebringen wolle, vernachlässige er die Ideen dieses Philosophen, den Brumlik nach dieser Lektüre getrost als Freiheitsdenker und Universalisten zu betrachten scheint, keineswegs.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2019

Christoph Menke scheint die Zeit reif für einen neuen Versuch einer Gesamtdarstellung von Hegels Leben und Werk. Klaus Viewegs Ansatz zu einer Darstellung Hegels als "Philosoph der Freiheit" begegnet er mit Neugier und kritischem Vermögen. Wenn Vieweg Hegels politisches Interesse ins Zentrum der Darstellung stellt und material- wie kenntnisreich Hegel als politisch denkenden und handelnden Menschen zeigt, kann Menke Hegel allerdings noch lange nicht als "Philosophen der Freiheit" erkennen. Erst mit der Hinwendung zu Hegels systematischer Philosophie und dem Idealismus der Freiheit vermag Vieweg seinen Ansatz herauszuarbeiten. Für Menke bleibt jedoch die Frage, ob eine Lebenserzählung sich nicht selbst korrumpiert, sobald sie die Philosophie in sich aufnimmt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.11.2019

Thomas Steinfeld hat diese Biografie außerordentlich gefallen und über weite Strecken scheint er auch die Begeisterung des Autors über den Philosophen zu teilen. Hegel werde hier aus gleich zwei fatalen Zuordnungen herausgelöst, zum einen dem Marxschen "Vom-Kopf-auf-die-Füße-Stellen", zum anderen seiner Identifizierung als preußischen Staatsapologeten. Zudem wird Hegels beruflicher Weg von Bern über Frankfurt, Jena, Bamberg, Nürnberg und Heidelberg nach Berlin auch als Weg durch verschiedene "Staats- und Gesellschaftsordnungen" beschrieben, als eine Reifung staatspolitischen Denkens. Überhaupt sei Viewegs Biografie in Vielem eine "Richtigstellung", die Hegel etwa auch aus der angeblichen Langweiler-Ecke erlöst und zu einem höchst spannenden und zudem geselligen Menschen macht, der sich dem Denken der Freiheit widmete. Den letzten "Umschlag ins Weltanschauliche", den der Kritiker dem Autor unterstellt, mag er nicht mitmachen. Dennoch hält Thomas Steinfeld dies für ein "beachtliches" Buch.
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