Peter Geimer

Die Farben der Vergangenheit

Wie Geschichte zu Bildern wird
Cover: Die Farben der Vergangenheit
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406780615
Gebunden, 304 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Die Vergangenheit ist unbeobachtbar. Was wir von ihr wissen oder uns vorstellen, haben wir nicht zuletzt durch Bilder erfahren: Historiengemälde, Fotografien, Filme, digitale Reanimationen. Der Kunsthistoriker Peter Geimer fragt, was Bilder zu visuellen Zeugnissen macht und wie sie Geschichte Gestalt verleihen. Dabei zeigt sich, dass Bilder nicht einfach historische Sachverhalte illustrieren, sondern selbst Erscheinungsformen der Geschichte sind.Obwohl Sprache traditionell als Leitmedium des Historischen gilt, beruht unsere Vorstellung des Vergangenen maßgeblich auch auf Bildern. Wie Schriftquellen, so rekonstruieren Bilder Geschichte aber nur bruchstückhaft - sie bilden Fragmente auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Das vorliegende Buch stellt vielfältige Erscheinungsweisen visueller Rekonstruktion in den Medien Malerei, Fotografie und Film vor. Die Zusammenschau zeigt, dass diese diversen Formen der Vergegenwärtigung - vom detailgenau rekonstruierenden Historienbild des 19. Jahrhunderts über das dokumentarische Foto bis zum "reenactment" im zeitgenössischen Video - sehr unterschiedliche Möglichkeiten der Imagination des Vergangenen darstellen. Ein neuer Blick auf die Rekonstruktion von Geschichte im Bild Peter Geimer zeigt, wie Bilder zu visuellen Zeugnissen werden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.09.2022

Rezensent Achim Landwehr lässt sich vom Kunsthistoriker Peter Geimer auseinandersetzen, wie das Gewesene in Malerei, Fotografie und Film, im Historienbild, im Panorama etwa, Gestalt gewinnt. Landwehr gefällt dabei die gute Nachvollziehbarkeit von Geimers Argumentation, die u.a. damit zu tun hat, dass der Autor kein vollständiges Bild anstrebt, sondern detailliert auf die Produktion bei ausgewählten Künstlern und Film- und Fotoschaffenden schaut, wie der Rezensent erklärt. Die Konzentration auf Ernest Meisonnier, Marina Amaral oder Peter Jackson lässt Landwehr zwar den Blick auf nicht-westliche Gegenden vermissen, den beachtlichen Erkenntnisgewinn des Buches schmälert das für ihn aber kaum.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.04.2022

Rezensent Ingo Arend stößt auf nichts Neues im Band des Berliner Kunsthistorikers Peter Geimer. Starke Thesen sind gleichfalls nicht zu erwarten, meint er. Lesenswert scheint ihm dennoch, was Geimer zur Entwicklung von "Geschichte in Bildern" aufschreibt. Dass der historische Augenblick sich nicht festhalten lässt, weder in der Historienmalerei noch in der Fotografie oder in digitalen Medien, daran wird Arend von Geimer erinnert, der sich dabei laut Rezensent u. a. auf Roland Barthes beruft. Spannend findet Arend die Passagen im Band zu digitaler Bildmanipulation als Geschichtsmanipulation.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.03.2022

Rezensent Steffen Siegel lässt sich anregen von dem Buch des Kunsthistorikers Peter Geimer, der erläutert, was bzw. was nicht gewonnen ist, wenn wir uns Geschichte in bunten Bildern vergegenwärtigen. Geimers bildtheoretische Überlegungen, die Siegel von der Historienmalerei und den Rundpanoramen über die Nachkolorierung von Bildmaterial aus dem Warschauer Ghetto bis zur filmischen Nachstellung der Wannseekonferenz geleiten, machen dem Rezensenten klar, dass das bessere Bild nicht unbedingt bessere Sicht und Verständnis bedeutet. Was Geimers Kritik an popularisierender, Leerstellen füllender Geschichtsschreibung fehlt, ist laut Siegel die Diskussion der Frage, woher das heutige starke Bedürfnis nach solcher Art von Visualisierung und Reanimation von Geschichte kommt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.03.2022

Rezensentin Katrin Bettina Müller entdeckt in dem Buch des Kunsthistorikers Peter Geimer, wie Fotografen, Filmemacher und Maler Historie darstellen und dabei versuchen, die Lücke zwischen ihrer Gegenwart und der Geschichte zu überbrücken - durch Rekonstruktion, Reenactments und das bis ins Detail naturgetreue Imitieren des Vergangenen. Das ist mitunter komisch zu sehen, meint sie, etwa wenn der Historienmaler Meissonier sich Napoleons Uniform schneidern lässt und anzieht. Warum es im Buch meist um die Passionsgeschichte oder um Schlachtenbilder geht, kann Müller nur vermuten. Eines aber empfindet sie deutlich: Das allzu akribische Kassieren der Distanz zwischen Gegenwart und historischer Vergangenheit tut letzterer nicht immer gut und kann den Eindruck eines Mangels an Respekt erwecken, den teuren Toten gegenüber.