Peter Glotz

Von Heimat zu Heimat

Erinnerungen eines Grenzgängers
Cover: Von Heimat zu Heimat
Econ Verlag, München 2005
ISBN 9783430132589
Gebunden, 328 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Peter Glotz war ein Grenzgänger par excellence. Als Heimatvertriebener, der sich nie in das konservative Lager der Vertriebenen fügte, als Linker, der mit den Achtundsechzigern nur wenig anfangen konnte, aber auch als Wissenschaftler, Politiker und Publizist saß er oft zwischen allen Stühlen. In den 80er-Jahren galt er als der Vordenker und intellektuelle Kopf der SPD. Hier erzählt er aus seinem bewegten Leben und zieht eine persönliche Bilanz.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.12.2005

Erhellend findet Rezensent Christian Kind die nun vorliegenden Erinnerungen des vor kurzem verstorbenen ehemaligen Berliner Wissenschaftssenators und SPD-Bundesgeschäftsführers Peter Glotz. Er hebt hervor, dass der SPD-Vordenker über die Darstellung seines Werdegang hinaus ein "Panorama der geistigen Strömungen und der prägenden Persönlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie" in den vergangenen fünf Jahrzehnten entfaltet. Besonders interessant erscheinen Kind die Schilderung des soziologischen Wandels der SPD und die Erinnerungen an Brandt und Wehner. Insgesamt biete Glotz eine Fülle von "politischen Beobachtungen" und "oft scharfzüngigen Bemerkungen".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.11.2005

Dieses Buch, Peter Glotz' Autobiografie, ist dem Tod abgerungen. Unermüdlich, buchstäblich bis zum letzten Atemzug, hat Peter Glotz noch auf dem Krankenbett geschrieben - und so ist dieses letzte Buch tatsächlich noch fertig geworden. Zwar merke man gelegentlich schon, räumt der Rezensent Robert Misik ein, "dass der Autor nicht mehr alle Zeit der Welt hatte" - andererseits sei es eben umso erstaunlicher, dass dem wohl größten Intellektuellen unter den Politikern der letzten Jahrzehnte hier ein "letztes, glänzendes Stück gelungen" ist. Am Leitfaden des eigenen Lebens entfaltet er dabei nicht weniger als eine "Kulturgeschichte" der Nachkriegszeit in Deutschland. Lange Jahre war es auch eine Erfolgsgeschichte des Politikers, der es nie ganz nach oben schaffte, aber während zweier Jahrzehnte sich in nächster Nähe der politischen Spitzen sich aufhielt. Ohne doch, und das macht nach Misik eben das besondere Verdienst aus, je ganz Teil des politischen Ganzen zu werden, ohne je ganz drinnen zu sein, ohne je vom Perspektivwechsel von draußen nach drinnen lassen zu können. Entsprechend ungeschminkt fällt im Resümee die Kritik am politischen Betrieb aus, den die eher prinzipienlosen Brandt-Enkel - also die Politiker aus Glotz' eigener Generation - zuletzt dominierten. Der Rezensent zeigt sich von all dem mehr als beeindruckt: "Was für ein Buch, was für eine Figur!"

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2005

Wenn ihm der SPD-Politiker Peter Glotz persönlich über den Weg gelaufen ist, bekennt Heribert Prantl, so sei er ihm immer "griesgrämig" vorgekommen. In Glotz' neuestem und letzten Buch - kurz vor den Bundestagswahlen ist er 66jährig verstorben - hat Prantl einen anderen Glotz kennengelernt, dessen Mürrischsein sich mit einem nervösen Magen und der Unfähigkeit zu jenem "anknipsbaren Lächeln" erklären lässt, das anderen Politikern wie Schröder zur Verfügung steht. Glotz war bereits schwer krank, als er dieses Buch schrieb - Prantl hält es für sein persönlichstes Buch. Es beginnt mit der Flucht der Familie aus Böhmen und endet mit Glotz' Ansiedlung im schweizerischen Appenzell. Glotz war ein Hansdampf in allen Gassen, er arbeitete als Kommunikationswissenschaftler, Unirektor, Journalist und Politiker, erzählt der Rezensent. Ein "Grenzgänger", so Prantl, der keinen Zweifel daran gelassen habe, dass neben den vielen Aktivitäten, Anbindungen, neuen Heimaten die Partei seine Urheimat gewesen sei. So resümiere Glotz neben seiner persönlichen Geschichte auch SPD-Parteigeschichte und spreche offen über Irrtümer - der Radikalenerlass: "einer unserer größten Fehler" -, verfährt dabei aber gnädig mit Freund und Feind. "Von Heimat zu Heimat" ist ein Buch, schließt Prantl, das auch politikverdrossene Menschen mit Vergnügen lesen können.
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