Peter Sprengel

Geschichte der deutschen Literatur Band 9/2: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900-1918

Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Cover: Geschichte der deutschen Literatur Band 9/2: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900-1918
C.H. Beck Verlag, München 2004
ISBN 9783476019004
Gebunden, 924 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Das einleitende Epochenportrait behandelt charakteristische Zeittendenzen wie die Krise der Autorität, Beschleunigung und Nervosität, alternative Lebensformen und soziale Bewegungen (darunter Lebensreform, Anarchismus, Zionismus) und die verschiedenen Epochenstile vom Jugendstil über den Expressionismus bis zum Dadaismus.
Der Hauptteil der Darstellung ist nach den Großgattungen Erzählprosa - Dramatik - Lyrik - Nichtfiktionale Prosa gegliedert. Dabei werden auch neue Formtypen wie das Phantastische Erzählen, Mysterienspiel und Stationendrama, Kabarettlyrik und hymnische Dichtung berücksichtigt. Autorenporträts würdigen den Beitrag einzelner Schriftsteller zur Prosa, Dramatik oder Lyrik. Rilke, Kafka, Robert Walser und Else Lasker-Schüler, die in allen drei Bereichen innovativ war, werden eingehend besprochen. Der Aufschwung der Essayistik um 1900 schlägt sich in der detaillierten Darstellung der nichtfiktionalen Prosa nieder.
Eine Besonderheit bildet das abschließende Kapitel über Literatur und Weltkrieg, das den propagandistischen Verstrickungen der deutschen und österreichischen Autoren in das Kriegsgeschehen, aber auch den Ansätzen einer pazifistischen Kritik nachgeht und sich mit der grundsätzlichen Frage der Darstellbarkeit eines modernen Kriegs in der Literatur auseinandersetzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2005

Jens Malte Fischer ist sich sicher: Man wird künftig von "dem Sprengel" reden und dieses Buch meinen. Beziehungsweise dieses und seinen Vorgänger über den Zeitraum von 1870 bis 1900, die zusammen genommen einen "großen Wurf" ergeben: "eine glorreiche restitutio in integrum der so oft totgesagten, zumindest kleingeredeten Literaturgeschichte". Fischer bewundert den klassischen Ansatz (die Unterteilung in Lyrik, Prosa, Drama, mit der er sich von der Zersplitterung der literarischen Landschaft in Schulen und Stile absetzt), seinen "weiten Blick und die Sicherheit, ja Souveränität des Urteils". Kafka auf 26 Seiten gebührend würdigen, das ganze Zeitalter auf 150 - das können nur wenige. Und: Dieses Buch ist nicht nur eine Fundgrube, vieles Unterschätzte wird auch in den verdienten Rang gehoben, etwa die Prosa des Eduard von Keyserling. Fazit: "Die ärmliche Magd Literaturgeschichte (hat sich) ihrer Lumpen entledigt und steht glänzend rehabilitiert da".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2005

Wieviel Lob passt in eine kleine Rezension? Die Frage könnte man beantworten mit einer anderen: Wieviele Stilbrüche, Neuanfänge, weltbewegende Denkrichtungen und experimentelle Lebensweisen und Kulturpraktiken passen in eine Epoche von gerade mal 18 Jahren, von der Jahrhundertwende 1900 bis zum "Großen Krieg", wie er bei den Zeitgenossen hieß? Und die nächste Frage, wie man die literarische Vielfalt dieser Epoche beschreibend bändigt und erhellend darstellt, hat Peter Sprengel nach Ansicht von Hans-Albrecht Koch so gut beantwortet wie noch keiner vor ihm. Und das, indem er auf ein Ordnungsprinzip zurückgreift, das auf den ersten Blick überholt erscheint: Seine Literaturgeschichte ist in die Bereiche Erzählprosa, Dramatik, Lyrik und nichtfiktionale Prosa unterteilt, und auf einer untergeordneten Ebene in Schweiz, Österreich und Deutschland. Für alles andere - Stil- und Denkkategorien wie Symbolismus, Expressionismus, Dadaismus, Esoterik oder Psychoanalyse, kulturhistorische Hintergründe, komparatistische Belange und ausfransende Genregrenzen sowie die gesamten geistigen Grundlagen der Literatur der Zeit - gibt es die Einleitungen zu den Kapiteln und das 150-seitige "Porträt einer Epoche" gleich zu Beginn. Und die Beschäftigung mit der Literatur selber ist bei Koch zufolge übersichtlich, originell, ausführlich, gut durchdacht sowie von "unfassender eigener Belesenheit" gekennzeichnet. Besonders hebt er noch Sprengels Sprache hervor: frei von verquastem Germanistenjargon, wunderbar! Summa Summarum: "Ein unerschöpfliches Werk".
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