Philipp Zitzlsperger

Gianlorenzo Bernini

Die Papst- und Herrscherporträts. Zum Verhältnis von Bildnis und Macht. Diss.
Cover: Gianlorenzo Bernini
Hirmer Verlag, München 2002
ISBN 9783777492407
Gebunden, 215 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Mit 106 Abbildungen. Die Porträtwerke des römischen Bildhauers Gianlorenzo Bernini, die in ganz Europa des 17. Jahrhunderts begehrt waren, lebten nicht nur von seiner virtuosen Steinbehandlung und der stupenden Lebendigkeit seiner Büsten. Anhand der Papst- und Herrscherporträts Berninis zeigt der Autor, dass der Künstler Fürsten, Könige und Päpste vor allem in ihrer politischen Bedeutung als gesellschaftliche Eliten darstellte. Durch Einbeziehung von Nachbarwissenschaften wie Zeremonien- und Gewänderkunde, Nepotenforschung und Rechtsgeschichte werden die Büsten neu gedeutet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2002

Der Bildhauers Gianlorenzo Bernini habe, darin waren sich die Zeitgenossen einig, seinen Porträts Leben, Geist und Seele eingehaucht. Schon als junger Bildhauer hatte er erkannt, dass bloße Ähnlichkeit nicht genüge, sondern man ausdrücken müsse, was in den Köpfen der Helden vorgehe, weiß Rezensentin Bettina Erche. Die Kunstgeschichte habe Berninis Helden psychologisierend interpretiert, erläutert die Rezensentin, "die Deutung verharrte beim Individuum, historischer Hintergrund und gesellschaftliches Umfeld blieben ausgeblendet". Philipp Zitzlsperger geht in seinem Buch über Berninis Papst- und Herrscherporträts nun der Frage nach, ob sich im Porträt gesellschaftliche Normen widerspiegeln und damit das Individuelle sich auf die Physiognomie beschränke. Dabei geht er laut Erche von der These aus, dass die klerikalen Gewänder als Ausdruck der Selbstbehauptung im vatikanischen Hofzermoniell zu verstehen sind. Erche beschreibt im weiteren ihrer Rezension ebenso detailliert wie ermüdend Büsten und Gewänder von diversen Päpsten, ohne näher auf Zitzlspergers Buch einzugehen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.08.2002

Mit sichtlichem Elan verfolgt Michael Thimann Philipp Zitzlspergers ideengeschichtliche Erkundung der Papst- und Herrscherbüsten von Gianlorenzo Bernini. Der italienische Bildhauer hat so illustre Persönlichkeiten wie Ludwig XIV., Urban VIII., Innozenz X. und Scipione Borghese in Stein verewigt. Dabei wendet sich der Zitzlsperger in seiner Untersuchung weniger "kennerschaftlichen Fragen" als der "politischen Relevanz" der abgebildeten Potentaten zu. Die Stärke des Buches sieht der Rezensent in der gattungsgeschichtlichen Analyse der Papstbüste vom Mittelalter bis in das 17. Jahrhundert hinein. Berninis Büsten seien politische Porträts, dabei Kleidung und Mimik der "Schlüssel" zur Deutung. Als eine Schwäche des Bandes empfindet der Rezensent Zitzlspergers Hang, Beziehungen zwischen den Büsten herzustellen, sie als Pendants zu deklarieren. Das wirkt auf Thimann teilweise etwas "konstruiert". Insgesamt aber ist der Rezensent zufrieden, denn Zitzlsperger hat "nicht nur einen prominenten Gegenstand für die Kunstgeschichte sichtbar gemacht, sondern zugleich ein faszinierendes Stück politischer Ikonographie geschrieben - und dies ist gewiss kein geringes Verdienst".
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