Philippe Sands

Die letzte Kolonie

Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Indischen Ozean
Cover: Die letzte Kolonie
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783103971460
Gebunden, 320 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Thomas Bertram. April 1973. Mitten in der Nacht werden die Bewohner*innen einer Insel im Chagos-Archipel aus dem Schlaf gerissen. Britische Soldaten zwingen sie mit vorgehaltenen Waffen, ihre Häuser zu verlassen, und deportieren sie nach Mauritius. Chagos wird zur Kolonie erklärt, um dort eine Militärstation zu errichten. Seit den 1990ern streiten die Menschen aus Chagos vor Gericht um das Recht auf Rückkehr, beraten vom Menschenrechtsanwalt Philippe Sands. Hier erzählt er die bewegende Geschichte ihres Kampfes gegen das erzwungene Exil. Im Mittelpunkt steht Liseby Elysé, eine mutige Frau, die nicht aufgibt, bevor sie nicht in ihre Heimat zurückkehren kann, um dort alt zu werden und die letzte Ruhe zu finden. 2019 schrieb der Internationale Gerichtshof in einem Gutachten die Chagos-Inseln Mauritius zu. Doch Madame Elysés Kampf geht weiter: Großbritannien verweigert ihr und ihren Landsleuten bis heute die Rückkehr - ein Verstoß gegen die Menschenrechte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.09.2023

Interessiert und bisweilen empört liest Rezensent Otto Langels Philippe Sands' Buch über die Chagos-Inseln, die Großbritannien 1968 im Zuge der Dekolonisierung Mauritius unter Ausnutzung der eigenen Machtposition abgekauft und 1973 zum Sperrgebiet erklärt hatte, weshalb die Bewohner nach Mauritius zwangsumgesiedelt wurden. Sands recherchierte, führt Langels aus, für das Buch auf Mauritius und sympathisiert offensichtlich mit den ehemaligen Bewohnern des Chagos-Archipels. Sein Buch zeichnet laut Rezensent nach, wie Großbritannien jahrzehntelang versuchte, sein Langels zufolge neokolonialistisches Vorgehen zu verteidigen. Sands' Darstellung endet, so Langels, im Jahr 2022, in dem die Briten endlich eine Übergabe der Insel an Mauritius in Aussicht stellen, wobei viele Fragen nach wie vor offen sind.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.07.2023

Rezensent Otto Langels liest hier ein hervorragendes und empörendes Buch. Philippe Sands, Anwalt und Professor für Internationales Recht in London, hat hier die rechtswidrige Abtrennung der mauritischen Chagos-Inseln durch Großbritannien im Jahre 1965 dokumentiert. Die Bewohner des Archipels wurden von Heute auf Morgen zwangsexiliert, die größte Insel verpachtete Großbritannien an die USA. Mauritius klagte vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag und gewann, berichtet der Rezensent. Sands denunziert den neo-kolonialistischen Akt präzise und schildert den Gerichtsprozess trotz der komplexen juristischen Situation interessant und anschaulich, lobt Langels.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.05.2023

Rezensent Milos Vec liest atemlos die Geschichte von Liseby Elysé, von den Briten vertrieben aus ihrer Heimat Chagos im Indischen Ozean, wie sie Philippe Sands in seinem Buch aufschreibt. Das willkürliche Walten imperialer Macht wird für Vec an diesem Beispiel schmerzhaft deutlich. Kunstvoll, spannend, facettenreich und natürlich bedrückend findet er das Buch, das ihm als Mikrogeschichte die Wirklichkeit der Kolonialherrschaft vor Augen führt. Dass Sands mehr ist als ein Chronist, nämlich juristischer Vertreter der Chagossianer, wird für Vec nicht zuletzt in seinen luziden Darstellungen des Völkerrechtssystems sichtbar.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2023

Mit wachsendem Grimm liest Rezensent David Pfeifer diese Bestandsaufnahme kolonialistischer Nachwirkungen. Der britische Völkerrechtler Philippe Sands folgt dem Fall des Chagos-Archipel, das mitten im Indischen Ozean zwischen Mauritius und Sri Lanka liegt. Die britischen Kolonialherren wollten die Inseln den Amerikanern übergeben, damit diese einen Armeestützpunkt darauf errichten können. Wie die Chagossianer zwangsumgesiedelt wurden, wie ihre Klagen um Wiedergutmachung abgeschmettert und das ihnen angetane Unrecht ins Lächerliche gezogen wurde, treibt dem Rezensenten die Schamesröte ins Gesicht. Dass Sands in seinen Erzählungen weit ausholt und auch weitere Episoden kolonialistischen Unrechts wie die Atomtests auf Samoa anspricht, stört den Rezensenten keineswegs.
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