Pierre Bayle, Eva Buddeberg (Hg.), Rainer Forst (Hg.)

Toleranz

Ein philosophischer Kommentar
Cover: Toleranz
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518297834
Kartoniert, 354 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eva Buddeberg. 1686, als Reaktion auf die Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV., verfasste Pierre Bayle seinen Kommentar zu jener Stelle aus dem Lukas-Evangelium, die häufig zur Begründung religiöser Unterdrückung herangezogen wurde: "Nötige sie hereinzukommen". Bayles Buch ist das radikalste und philosophisch umfassendste Plädoyer für Toleranz, das die Aufklärung hervorgebracht hat, da Bayle anders als seine Zeitgenossen die Toleranz nicht primär auf Basis der Religion oder um des friedlichen Zusammenlebenswillen rechtfertigt. Vielmehr entwirft er Grundsätze der Vernunft und der Moral, die jenseits aller Glaubenslehren einsichtig und verbindlich sind. Die so entwickelte neue Lehre des Verhältnisses von Vernunft, Moral und Religion ist heute noch so aktuell wie damals.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2016

Kenntnisreich führt Rezensent Ulrich Kronauer in das Leben des Frühaufklärers Pierre Bayle ein, der im 17. Jahrhundert als hugenottischer Theologe einen stetigen Kampf gegen Frankreichs katholische Obrigkeit führte, im Land selbst oder im Exil im calvinistischen Genf oder im aufgeklärten Rotterdam. Seine Schriften gehören zu den wichtigsten Werken der neuzeitlichen Toleranzphilosophie, betont Kronauer, sind jedoch angesichts ihres umständlichen Duktus keine leichte Lektüre. Bayle wende sich durchaus mit den Prinzipien der Vernunft gegen Gewissenszwang und Zwangsbekehrung, erklärt Kronauer, der allerdings auch die Grenzen in Bayles' Argumentation sieht, wenn dieser den Atheisten den Schutz der Gewissensfreiheit verwehrt, die der Gehorsam gegen Gott allein dem Gläubigen vorbehält.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.08.2016

Auch wenn er es als blauäugig begreift, wünscht sich Markus Schwering doch, diejenigen, die heute einen neuen Dreißigjährigen Krieg herbeisehnen, würden Pierre Bayles Schrift zur Toleranz von 1686 lesen. Was der hugenottische Philosoph darin laut Schwering zwar weitschweifig, aber gedanklich klar konturiert über die Schändlichkeit der religiösen Zwangsbekehrung schreibt, eröffnet dem Rezensenten die erkenntnistheoretische wie normative Rechtfertigung der Religionstoleranz als Trennung von Glauben und Wissen. Für den modernen Leser klingt das bekannt, meint Schwering und mahnt zusammen mit dem Autor an: Der andere ist ein Wesen gleich uns, auch wenn er aus unserer Sicht irrt. Der Band besticht laut Rezensent auch durch die Neuübersetzung von Eva Buddeberg und Franziska Heimburger sowie durch die kluge Einleitung der Herausgeber.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.2016

Dass Toleranz und Religionsfreiheit keineswegs selbstverständlich zum "christlichen Abendland" dazugehören, erfährt Winfried Schröder mit Pierre Bayles Toleranz-Plädoyer von 1685. Was der Philosoph darin mit Hilfe philosophischer Argumente einfordert, eine Akzeptanz der Pluralität religiöser Wahrheitsansprüche, wurde laut Schröder von frommen Lesern vehement bestritten. An der bedeutenden Rolle von Bayles Schrift aber hat Schröder keinen Zweifel. Editorisch besticht der Band für den Rezensenten durch eine mustergültige Übersetzung, eine aufschlussreiche Einleitung und einen ebensolchen Kommentar. Ein Buch nicht nur für philosophiehistorisch Interessierte, meint er.
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