Pola Oloixarac

Kryptozän

Roman
Cover: Kryptozän
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783803132802
Taschenbuch, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Timo Berger. Zu Beginn der 1980er Jahre kommen sich in der subtropischen Sommerhitze Brasiliens eine Anthropologin und ein Flugzeugingenieur näher. Das Resultat dieser Verbindung von jüdisch-argentinischer und brasilianischer DNA heißt Cassio Liberman Brandão da Silva: Der Held ist geboren. Sozialisiert mit Castle Wolfenstein und Musik von den Dead Kennedys, erweist sich Cassio früh als Wunderkind der Kryptografie, dessen Viren in der Hacker-Szene als Kunstwerke betrachtet werden. Doch wie so oft bei Genies ohne Talent zur Entschlüsselung ihrer Mitmenschen, vereinsamt er zusehends. Der Programmierjob im Start-up ist eine Beleidigung für sein Gehirn und der Untergrundruhm vergessen - bis aus dem Nerd schließlich ein Weltenretter wird: Als Cassio genetische und digitale Daten zu mischen beginnt, erkennt er eine Wahrheit, die andere Forscher lange vor seiner Zeit bereits erahnt hatten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.02.2017

Ralph Hammerthaler kanns nicht fassen, was die Argentinierin Pola Oloixarac da gezaubert hat. Literatur? Aber wie, schwärmt Hammerthaler und pfeift auf alles Gefällige. Das Halluzinative bei Oloixarac findet er zum Niederknien. An der Naturforschergeschichte, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 2024 reicht, um Nerds und Frauen, die Nerds lieben, wie Hammerthaler den Roman zusammenfasst, gefällt ihm vor allem der schnittige, kühle Stil. Was sich zwischen Mensch, Tier und Pflanze bzw. Mensch und Maschine in der längst angebrochenen Zukunft alles abspielt, erfährt der Rezensent hier. Und auch wenn die Sammlung aller genetischen Daten, von der im Text die Rede ist und die im Netz verifiziert zu werden scheint, sich als Fake herausstellt, findet Hammerthaler das Buch höchst bemerkenswert und konstatiert: "Zum Glück unterliegt Literatur keiner Doping-Kontrolle".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2016

Rezensent Fridtjof Küchemann ist begeistert. Was für ein apokalyptischer Stoff, welche Fantastik, schwärmt er über Pola Oloixaracs ersten, auf Deutsch erscheinenden Roman. Eigenwillig und kühn findet er den Kurzschluss von Figurenbiografien mit der Wirklichkeit, den die Autorin und ihr Verlag auch über ein Blog mit fiktiven Interviews der Hauptfiguren betreiben. Die Geschichte eines Wunderhackers auf den Spuren der Menschheitsrätsel macht es Küchemann zwar nicht immer leicht, sie für plausibel zu halten, aber der Rezensent staunt selbst, dass es doch immer wieder funktioniert, auch wenn eine riesige Dschungelratte sich an betäubten Frauen in Hängematten labt oder informationelle Doppelgänger auftauchen. Das alles scheint dem Rezensenten höchst anregend und furchtenflößend zugleich, auch weil die Autorin laut Küchemann die Balance hält zwischen Manie und Moral.
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