Rainer Herrn

Der Liebe und dem Leid

Das Institut für Sexualwissenschaft 1919-1933
Cover: Der Liebe und dem Leid
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518430545
Gebunden, 681 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Mit 33 Abbildungen. Als Magnus Hirschfeld 1919 sein Institut im Berliner Tiergarten eröffnete, schien der jungen Disziplin der Sexualwissenschaft die Zukunft zu gehören. Die umfangreiche Bibliothek, die vielfältigen Sammlungen, Beratungs- und Therapieangebote lockten Patienten und Besucherinnen aus der ganzen Welt an. Menschen aller Schichten konnten sich vor Ort über Empfängnisverhütung oder den Schutz vor Geschlechtskrankheiten informieren. Doch das Institut sollte lange die einzige Einrichtung mit dem Ziel bleiben, das Thema Sexualität in seiner ganzen Breite zu behandeln. Hirschfeld und seine Mitarbeiter waren dabei stets Anfeindungen durch politische und wissenschaftliche Gegner ausgesetzt, die 1933 in der Plünderung des Instituts durch die Nationalsozialisten und seiner Schließung mündeten. In Der Liebe und dem Leid erzählt Rainer Herrn erstmals die wechselvolle Geschichte dieser berühmten Institution. Er stellt die Protagonisten vor, die sie prägten, schildert die Kämpfe um die Abschaffung des "Homosexuellenparagraphen" 175, folgt den Schicksalen der Menschen, die im Institut Hilfe suchten, und lässt, wie nebenbei, den Geist der Weimarer Republik lebendig werden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.08.2022

Rezensent Thomas Gesterkamp verrät uns mehr über Magnus Hirschfeld und das von ihm gegründete Berliner Institut für Sexualwissenschaften, als über Rainer Herrns Buch. Aber wir dürfen annehmen, dass der Kritiker einen Großteil seines Wissens Herrns historischer Aufarbeitung verdankt. Menschen aus aller Welt und allen Schichten reisten in das von Hirschfeld bis zur Schließung im Jahr 1933 überwiegend selbst finanzierte Institut, um sich über Empfängnisverhütung oder Schutz vor Geschlechtskrankheiten zu informieren, aber auch um sexuelle Funktionsstörungen behandeln zu lassen oder Schutz vor dem "rigiden" Sexualstrafrecht gegen Homo- und Transsexuelle zu finden, lesen wir. Hirschfeld, der selbst offen schwul lebte, kämpfte für die Abschaffung des Paragrafen 175, zugleich gab es im Institut an die Eugenik erinnernde Versuche, "Homosexuelle zu kastrieren oder ihre sexuelle Orientierung durch die Implantation von Hoden zu verändern", liest Gesterkamp. Von Hirschfelds Einfluss auf nachfolgende wissenschaftliche Studien erfährt der Rezensent hier ebenfalls.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.2022

Rezensent Alexander Gallus nutzt die Gelegenheit, mit der Arbeit von Rainer Herrn Geschichte und Wirken des Instituts für Sexualwissenschaft und seines Gründers Magnus Hirschfeld besser kennenzulernen. Für Gallus schließt das Buch eine Lücke, und zwar auf gekonnte Weise, denn Herrn gelingt laut Gallus ein eingängiger Stil ebenso wie ein genaues Quellenstudium und die Betrachtung seines Themas aus wissenschafts-, kultur-  sowie gesellschafts- und rechtsgeschichtlicher Perspektive. Hirschfelds Beitrag zur Sexualwissenschaft wird für Gallus sichtbar, aber auch seine Ambivalenzen und die des Instituts, das zeitweise sogar eugenische Sichtweisen vertrat. Auch die PR des Instituts kommt im Buch vor, so Gallus.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.07.2022

Rezensentin Andrea Roedig stößt auf Schauerliches in Rainer Herrns Geschichte des Instituts für Sexualwissenschaft in Berlin und seines Gründers Magnus Hirschfeld. Über Testikel-Transplantation und "Transvestitenscheine" liest sie mit Grausen. Darüber hinaus aber bietet der Band laut Roedig eine gut lesbare und kenntnisreiche Darstellung der frühen Sexualforschung, damaliger Debatten zum Thema und der Widersprüche, in die sich Hirschfeld selbst verstrickte. Herrns sachliche Arbeit beeindruckt die Rezensentin durch Expertise und Einfühlsamkeit.