Shehan Karunatilaka

Die sieben Monde des Maali Almeida

Roman
Cover: Die sieben Monde des Maali Almeida
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498003692
Gebunden, 544 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Colombo, Sri Lanka, Anfang der Neunzigerjahre. Maali Almeida, ein verkappt schwuler Kriegsfotograf und Zocker, erwacht eines Morgens im Jenseits, das eine himmlische Einwanderungsbehörde zu sein scheint. Während sein toter Körper gerade im Beira Lake versinkt, hat Maali keinen blassen Schimmer, von wem er umgebracht wurde und warum. Mitten im Bürgerkrieg ist die Liste der Verdächtigen leider bedrückend lang, wovon all die Geister und Dämonen, die ihn ab jetzt begleiten, ebenfalls ein furchterregendes Lied singen können. Doch auch im Leben nach dem Tod ist Zeit ein knappes Gut: Sieben Tage bleiben Maali, um herauszufinden, was geschehen ist. Und noch etwas treibt ihn um: Wie kann er mit den beiden ihm nächsten Menschen Kontakt aufnehmen, um ihnen mitzuteilen, wo die Negative einiger hochbrisanter Fotos versteckt sind, die Sri Lanka in Aufruhr versetzen und der Welt zeigen sollen, was in seiner Heimat geschieht?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.01.2024

Einen Ausflug in die "Geisterwelt" unternimmt Rezensent Fokke Joel mit dem Booker Prize-prämierten Roman von Shehan Karunatilaka: Der Protagonist Maali Almeida ist im sri lankanischen Bürgerkrieg ums Leben gekommen und hat in der Zwischenwelt jetzt die titelgebenden "sieben Monde", also eine Woche, Zeit, herauszufinden, woran er gestorben ist und ins Jenseits weiterzuwandern, erfahren wir. Man gewöhnt sich erstaunlich schnell an die fantastischen Elemente, versichert Joel, der dem Kriegsfotografen Almeida durch alle möglichen Stationen seines Lebens folgt. Mehr noch als der Plot gefallen ihm aber die intelligenten und eindrucksvollen Dialoge, gibt der Kritiker zu verstehen. Ein Buch, das auch die Geschichte Sri Lankas verständlicher macht, resümiert er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.01.2024

Eindringlich findet Rezensentin Sandra Kegel diesen mit dem Booker Prize prämierten Roman über den Bürgerkrieg in Sri Lanka, der von 1983 bis 2009 wütete: Shehan Karunatilaka spricht den Leser dort konstant mit "Du" an und erzählt aus der Perspektive des toten Protagonisten Maali. Dieser, so Kegel, befinde sich zwischen Dies- und Jenseits und hat sieben Nächte Zeit, um seine Sterbensangelegenheiten zu klären, daher stammen die sieben Monde im Titel. Auch als westliche Leserin müsse man nicht alle Details der sri lankischen Geschichte kennen, um sich der "unerschrockenen Auseinandersetzung" des Autors insbesondere mit dem Pogrom an den Tamilen zu widmen, versichert sie abschließend.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.12.2023

Eine ausführliche Besprechung des Booker Prize-Gewinnerbuchs 2022 von Shehan Karunatilaka schreibt Rezensentin Tanya Lieske: Für sie fügt sich der Roman in das Wiederaufkommen der Gattung der Totengespräche ein. Der Protagonist, Kriegsfotograf Maali Almeida, ist 1990 gestorben und hatte zuvor die grauenerregendsten Facetten des srilankanischen Bürgerkriegs festgehalten, unter anderem ein Massaker an den Tamilen, wie Lieske ausführlich rekapituliert. Nun muss er innerhalb der titelgebenden sieben Monde, also einer Woche, bestimmte Prüfungen erledigen, um aus dem "endlosen Wartesaal" des Todes aufsteigen zu können - was nicht einfach wird, erfahren wir. Besonders macht das Buch auch die konstante Ansprache eines "Du", die der Rezensentin einen vervielfältigten Blick auf das Erzählte nahelegt. Dieses ist voll von "erzählerischer Virtuosität", aber mit vielen inhaltlichen und strukturellen Sprüngen nicht ganz einfach zu lesen, findet sie, empfiehlt das Buch aber auch als selbstermächtigtes Schreiben einer früheren Kolonie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.12.2023

An dieser laut Kritikerin gelungenen deutschen Übersetzung des Booker-Preisträgers Shehan Karunatilaka zeigt Rezensentin Claudia Kramatschek großes Interesse. So nimmt dieses Buch eine dem Ausland unbekannte Episode in den Blick: Der Bürgerkrieg in Sri Lanka, der von 1983 bis 2009 100.000 Tote kostete, erfahren wir. Karunatilaka erzählt vor diesem Hintergrund von einem Mann, der getötet wird und sich in einem Zustand "zwischen Erinnern und Vergessen" befindet, fasst Kramatschek zusammen. Nun hat der mit "Du"-addressierte sieben Monde Zeit, um herauszufinden, wer ihn getötet hat und dies mitten im Bürgerkrieg. Dabei verschwimmen bei Karunatilaka die Ebenen: Tote wandeln unter den Lebenden, echte historische Persönlichkeiten treffen auf Figuren aus der Mythologie. Gleichzeitig, so Kramatschek, erinnert Karunatilaka an die Verstrickungen ausländischer Mächte in diesem Konflikt. Ein gelungenes Plädoyer gegen das Vergessen, lobt Kramatschek.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.12.2023

Rezensent Martin Oehlen ist überzeugt von Shehan Karunatilakas Booker-Preisträgerbuch, das sich der gewaltvollen jüngeren Geschichte Sri Lankas auf keineswegs düsteren Wegen nähert. Die Hauptfigur Maali Almeida wird allerdings, lernen wir, gleich mal ermordet, landet dann in einem überirdischen Zwischenreich und wird von dort aus noch einmal auf die Erde zurückgeschickt, wo er sieben Monde lang als Geist weiterexistieren kann. Als solcher kann er, heißt es weiter, den Lebenden Dinge einflüstern, die vielleicht nicht ganz ungehört verhallen, und auch Maali versucht, das eine oder andere im Bereich des Irdischen einzurenken; es geht unter anderem um Kriegsfotos, um eine Liebesgeschichte und um die Suche nach dem Mörder des Protagonisten, zählt Oehlen auf. Es ist ziemlich viel los in dem Buch, findet Oehlen, ein Personenverzeichnis und ein Glossar helfen dabei, den Überblick zu behalten, auch die diversen Faktionen der politisch-militärischen Auseinandersetzung gilt es auseinander zu halten. Aber es lohnt sich, dran zu bleiben, so der Rezensent.