Anuk Arudpragasam

Die Geschichte einer kurzen Ehe

Roman
Cover: Die Geschichte einer kurzen Ehe
Hanser Berlin, Berlin 2017
ISBN 9783446256774
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Die Geschichte eines Tages im Krieg. Dinesh, ein junger Mann, versorgt Verletzte in einem Lager im Dschungel, läuft ziellos umher, denkt an seine Mutter, die getötet wurde und an deren Gesicht er sich nicht mehr erinnert. Jede Nacht fallen Bomben, doch sie machen ihm keine Angst mehr. Ein Mann bittet ihn, seine Tochter zu heiraten, Ganga. Er hofft, dass Dinesh für sie sorgen wird. Ganga ist eine junge, ernsthafte Frau - und nun seine Frau. Die beiden versuchen, die Fremdheit zu überwinden, ihre unerwartete Nähe zu erkunden, bevor der Krieg sie wieder trennt. Anuk Arudpragasam lässt die menschliche Existenz inmitten der Finsternis in ihrer ganzen Würde aufscheinen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2017

Rezensentin Meredith Haaf ist schwer beeindruckt von Anuk Arudpragasams Debütroman. Nicht die eindringlichen Bilder im Text von Flucht und Vertreibung, von Gewalt und Verzicht sind es, die sie in Staunen versetzen, sondern die Insel aus Menschlichkeit in der Katastrophe, auf die der Autor den Blick richtet. Die Geschichte eines Liebespaars in einem Flüchtlingslager, das der eigenen Verzweiflung zum Trotz anderen hilft, hat Haaf berührt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2017

Mit angehaltenem Atem liest Rezensentin Shirin Sojitrawalla diesen Debütroman des tamilischen Autors Anuk Arudpragasam. Schon die Geschichte, die aus der Perspektive von Dinesh erzählt wird, der während des Bürgerkriegs in Sri Lanka Kinder in Lagerkrankenhäuser bringt, Gräber schaufelt und eine kurze arrangierte Ehe eingeht, zieht die Kritikerin in ihren Bann. Vor allem aber bewundert sie die Art und Weise, wie Arudpragasam erzählt: Voller "Achtsamkeit" und Liebe zum Detail beschreibt der Autor Alltagsrituale wie Waschungen oder gemeinsames Kochen, die ihre besondere Wirkung durch die in harten Schnitten entgegen gesetzten drastischen Schilderungen der Kriegserlebnisse entfalten, lobt sie. Insbesondere die - wie sie erklärt - zarten und einfühlsamen Szenen, in denen versehrte Tiere beschrieben werden, hallen bei der Rezensentin lange nach.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.09.2017

Als "eminentes Buch über die menschliche Hoffnung" beschreibt Rezensentin Claudia Kramatschek den Debütroman "Die Geschichte einer kurzen Ehe" des tamilischen Autors Anuk Arudpragasam, der von einem Paar handelt, das mitten im Grauen des Bürgerkriegs auf Sri-Lanka heiratet. Für kurze Zeit sieht der Erzähler Dinesh durch die Beziehung zu seiner Frau Ganga die Möglichkeit, dem Krieg zu entfliehen - wenn auch nur in Gedanken. Dies beschreibt der Autor mit ergreifend schöner Sprache, völlig unkitschig oder übertriebenes Gefühl, lobt die sichtlich berührte Kritikerin. Ihr gefällt auch, dass Arudpragasam auf Schuldzuweisungen verzichtet und sich lieber darauf konzentriert, "das Trauma dieses Krieges endlich zu überwinden".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.09.2017

Anuk Arudpragasams datiert die Ereignisse in seinem Debütroman "Die Geschichte einer kurzen Ehe" zwar nicht, aber Sabine Vogel erkennt unschwer den historischen Hintergrund: Um 2009 waren unzählige tamilische Zivilisten, in Lagern im Norden Sri Lankas zusammengepfercht, den Bombardements der Regierung ausgeliefert, die den Rebellen galten, erklärt die Rezensentin. In einem dieser Lager und nur an einem einzigen Tag und in einer einzigen Nacht spielt Arudpragasams' Roman, verrät Vogel. So gefühlvoll wie brutal beschreibt der Autor, wie die Menschen in diesem Grauen ganz zu Körpern werden, weil nach und nach alles andere, nicht biologische von ihnen abfällt, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.07.2017

Rezensentin Verena Lueken würde Anuk Arudpragasams Debütroman am liebsten gleich noch einmal lesen. Wie der Autor von der Lage in einem tamilischen Zivilistenlager in Sri Lanka im Jahr 2009 erzählt, konzentriert und stellenweise poetisch, die Gewalt nicht scheuend, hat Lueken gefordert. Politik, der Konflikt zwischen Tamil Tigers und Regierungstruppen, kommt nicht vor, erklärt Lueken, stattdessen begibt sich der Autor in das glasklare Bewusstsein eines Mannes, der um sein baldiges Sterben weiß. Der Mensch ohne Persönlichkeit, erfasst in einem Epitaph, meint Lueken, das auch das Pathos nicht scheut.
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