Shida Bazyar

Drei Kameradinnen

Roman
Cover: Drei Kameradinnen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2021
ISBN 9783462052763
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

In ihrem neuen Roman erzählt Shida Bazyar von den Spannungen und Ungeheuerlichkeiten der Gegenwart - und von drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt. Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt. Shida Bazyar zeigt in aller Konsequenz, was es heißt, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden, aber auch, wie sich Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 15.07.2021

Der hier rezensierende Autorin Mithu Sanyal ist außerordentlich angetan von diesem Roman Shida Bazyars, der "wütend, scharfsichtig und präzise" von drei Freundinnen mit Migrationshintergrund erzählt. Hintergrund der Geschichte wiederum sind die NSU-Morde, die hier als "Jahrhundertbrand" in einer Mietskaserne erzählt werden, erfahren wir. Erzählerin Kasih nennt den LeserInnen weder die Namen noch die Herkunft der Menschen in dem Roman, um Schubladendenken zu verhindern, obwohl sie selbst mit Vorurteilen belastet denkt. Aber sie weiß es wenigstens, meint Sanyal, der die Angriffslust der Autorin ebenso imponiert wie ihre Stärke.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 24.06.2021

Rezensent Jörg Plath attestiert Shida Bazyars zweitem Roman einen besonderen "Reiz". Bazyar, bekannt geworden durch "Nachts ist leise in Teheran", erzählt ihm hier von drei in Berlin lebenden Frauen mit Migrationshintergrund und Diskriminierungserfahrungen, die alle auf ihre Art gegen Rassismus und um ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen. Während Kasih im Roman der "weißen Dominanzgesellschaft" immer wieder belehrend erklärt, was so "abgeht", zündet Saya das Mehrfamilienhaus an, in dem ein Neonazi wohnt, resümiert der Kritiker. Wie Bazyar hier die vermeintliche Eindeutigkeit von Identitätspolitik zerlegt, hat dem Rezensenten gut gefallen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.05.2021

Rezensent David Hugendick sieht Shida Bazyars Roman zwiespältig. Einerseits gefällt ihm die provozierende Härte, mit der hier die Erfahrung von Ausgrenzung, Verdächtigung und Rassismus dreier Freundinnen vermittelt wird. Auch die "impulsive" sich kaum um Chronologie und Ortseinheit scherende Erzählweise, die letztlich sogar die Erzählerfigur selbst zweifelhaft erscheinen lässt, scheint ihm spannend. Weniger gut gefällt ihm der Text, wenn er sich nach Art engagierter Prosa lehrfabelhaft an die Leserschaft wendet und Figuren nur als "Aufsageautomaten" bestimmter Haltungen auftreten lässt. Eindrucksvoll und aufrüttelnd findet Hugendick den Roman aber allemal.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.04.2021

Rezensentin Meike Feßmann feiert Shida Bazyars zweiten Roman als Reise ins Dunkel deutscher Identitätspolitik. Was wie ein Enid-Blyton-Buch über das Wiedersehen dreier Freundinnen beginnt, bekommt durch den im Hintergrund ablaufenden NSU-Prozess und die geschilderten Ausgrenzungserfahrungen der drei Frauen laut Feßmann rasch eine bedrohliche Note. Dass im Verlauf der Geschichte der Verdacht thematisiert wird, eine der Freundinnen habe ein islamistisches Attentat begangen, trägt dazu zusätzlich bei, erläutert Feßmann. Ein komplexes, doch anschauliches Buch, das die Leserin keineswegs unterfordert, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2021

Rezensent Alexander Kosenina scheint sich nach der Lektüre von Shida Bazyars neuem Roman nicht recht zu trauen, ein deutliches Urteil zu fällen. Auf mehr als dreihundert Seiten wird er hier als Mitglied der "weißen Dominanzgesellschaft" von drei jungen Frauen - wie die Autorin in Deutschland mit Migrationshintergrund aufgewachsen - angeklagt: In "jugendlichem, impulsiven", mitunter rüdem Ton kämpfen die drei Frauen gegen alle Arten von Alltagsrassismus, gegen Argwohn, Diskriminierung und Vorurteile, leider ohne Zwischentöne, resümiert der Kritiker. Auch jene, die auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise halfen, seien "tapfere, liebevolle Rassisten", liest Kosenina hier beispielsweise. Das Buch ist als "Experiment" angelegt, im Wesentlichen spricht eine der drei Frauen in Form eines Gedächtnisprotokolls, aber auch die anderen beiden gehen nicht zimperlich mit ihren Gegnern um, schließt der Kritiker, der den Widerspruch gegen das Buch lieber den Lesern überlässt.
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