Simon Schaupp

Stoffwechselpolitik

Arbeit, Natur und die Zukunft des Planeten
Cover: Stoffwechselpolitik
Suhrkamp Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783518029862
Gebunden, 422 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Wenn wir die ökologische Krise verstehen wollen, müssen wir die Arbeitswelt verstehen. Denn es ist die Arbeit, durch die Gesellschaften laut Karl Marx ihren Stoffwechsel mit der Natur vollziehen. Arbeitspolitik ist daher für Simon Schaupp stets auch Umweltpolitik - oder "Stoffwechselpolitik". Dabei spielt die Natur selbst eine aktive Rolle: Je weiter ihre Nutzbarmachung vorangetrieben wird, desto drastischer wirkt sie auf die Arbeitswelt zurück. Wie produktiv diese Perspektive ist, zeigt der Soziologe an einer Vielzahl historischer Beispiele: Ohne Moskitos sind weder Aufstieg noch Niedergang der Plantagenwirtschaft zu verstehen. Die Durchsetzung der Gewerkschaften wurde unter anderem durch die neuen Machthebel möglich, welche die materiellen Eigenschaften der Steinkohle den Beschäftigten an die Hand gaben. Und auch das Fließband wurde nicht zuletzt deshalb eingeführt, weil sich in frühen Schlachtfabriken infolge von Streiks verwesende Tierkadaver stauten. Soll die Erderwärmung zumindest verlangsamt werden, setzt dies für Schaupp eine Transformation der Arbeitswelt voraus: Wir müssen die Logik der expansiven Nutzbarmachung überwinden und die Autonomie der Natur ernst nehmen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.03.2024

Rezensentin Nina Scholz lernt, Natur und Arbeit zusammenzudenken, mit dem Buch des Soziologen Simon Schaupp. Für Scholz ein willkommener Perspektivwechsel beim Blick auf die Klimakrise. Dass die meisten Treibhausgase von Unternehmen stammen, dass der Steinkohleabbau die soziale und die ökologische Krise befeuern, sind zwar keine neuen Einsichten, doch wie Schaupp sie auf Lösungsvorschläge hin abklopft, findet Scholz lesenswert. So erscheinen zum Beispiel die gemeinsamen Streiks von ÖPNV und "Fridays for Future" als "zarter Ansatz" hin zu einer Veränderung, oder, wie Schaupp es nennt - zu einer Politik "lustvoller Nutzlosigkeit": der Einsicht, dass die Natur nicht unbegrenzt für die Zwecke des Menschen genutzt werden kann, wie Scholz erklärt.