Simone Meier

Fleisch

Roman
Cover: Fleisch
Kein und Aber Verlag, Zürich 2017
ISBN 9783036957548
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Anna und Max, beide Mitte vierzig, sind miteinander zur Schule gegangen und viel später aus Bequemlichkeit ein Paar mit langweiligen Paarfantasien geworden. Doch dann verliebt sich Anna, geplagt von allen Begleiterscheinungen des Älterwerdens, zum ersten Mal in eine Frau, in die 27-jährige Lilly. Und Max verliebt sich in Lillys Mitbewohnerin Sue, die jedoch nur gegen Geld mit ihm ins Bett geht. Anna träumt von Lilly, schläft aber mit einem Filmstar. Lilly wiederum muss sich um ihren kleinen Bruder kümmern, der Eltern und Lehrer zur Verzweiflung treibt, doch Anna ist ihr keineswegs entgangen. Psychoterror und Wahnsinn schleichen sich in die Geschichte, dennoch wird ein Happy End angepeilt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.06.2017

Sebastien Fanzun kann Simone Meiers Roman nicht genießen. Das liegt für den Rezensenten weniger an Meiers Thema Fleisch und Fleischlichkeit als an der Umsetzung. Für Fanzun ist der Text nicht glaubwürdig, die Figuren ebensowenig. Der Erzählmodus der möglichst grellen Übertreibung degradiert sie zu laufenden Litfasssäulen meint er, auf die Meier sämtliche Facetten des Themas, Speisen, sexuelle Präferenzen und Praktiken, plakatiert. Das ist leider völlig unsinnlich, stöhnt Fanzun, und gerade um Sinnlichkeit sollte es hier doch gehen, meint er. Die Sprache scheint ihm überdies nicht sorgfältig genug, um den Gegenständen nahezukommen. Die Lektüre nennt er rasant, doch ohne Erkenntnisanspruch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.05.2017

Selten hat sich Rezensentin Verena Mayer so gern mit den Wechseljahren beschäftigt wie in diesem Roman der Schweizer Autorin und Journalistin Simone Meier. Meiers knapp 50-jährige "schrullige" Heldin Anna erscheint der Kritikerin wie eine Figur aus dem Werk Miranda Julys: Selbstbestimmt und doch voller Selbstzweifel entwickelt Anna nach Anblick ihres Spiegelbildes nicht nur eine Obsession für Fleisch, sondern versucht bald auch ihrer bürgerlichen Beamten-Existenz durch eine Affäre mit einer jungen Kellnerin zu entfliehen, resümiert die Rezensentin. Wie die Autorin die Psyche ihrer Heldin bis ins kleinste Detail auslotet, dabei den Verlust an Möglichkeiten und die eigene Vergänglichkeit geradezu "barock" schildert, hat der Kritikerin gefallen. Schade, dass Meier ihrer Figur nicht bis zum Ende des Romans traut, bedauert die Rezensentin, die sich auch ohne die zahlreichen Nebenfiguren und die allzu "boulevardtheaterhafte Situationskomik" mit den literarischen Referenzen, Sitcom-Dialogen und "poetischen" Gedanken über Auflösung und Tod bestens unterhalten hätte.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.03.2017

Immerhin hat sich Rezensentin Nina Apin mit Simone Meiers neuem Roman "Fleisch" ganz gut amüsiert. Darüber hinaus erzählt ihr die Schweizer Autorin ebenso klug, rasant und böse von "Innenleben und Außenwirkung" einer Frau im mittleren Alter, die am Rande der Verzweiflung ihre Lust auf andere Frauen entdeckt. Leider dreht sich bald aber alles um die WG aus einer bisexuellen Kellnerin und Gelegenheitsprostituierten, einem "Heterospießer" und einem liebevollen, aber asozialen Techie, seufzt die Kritikerin, der die Klischee-Figuren mit ihren unterschiedlichen sexuellen Identitäten wie aus dem "Genderlehrbuch" entsprungen scheinen.
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