Sonja Hilzinger

Das Leben fängt heute an

Inge Müller. Biografie
Cover: Das Leben fängt heute an
Aufbau Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783351025854
Gebunden, 302 Seiten, 22,80 EUR

Klappentext

Nach ihrem frühen Tod wurde Inge Müller durch ihre postum erschienenen bestürzenden Gedichte zur Legende. Darüber wurde vergessen, wer sie wirklich war: eine nach Leben brennende Frau, die süchtig war nach Liebe, Arbeit, Menschen und Drogen, traumatisiert und von Schmerzen heimgesucht, eine Autorin aus Leidenschaft, erfolgreich als Dramatikerin und in dritter Ehe mit Heiner Müller verheiratet. Sonja Hilzinger beschreibt sie in ihrer sorgfältig recherchierten Biographie als eine Frau der Widersprüche bis zur Zerrissenheit und zugleich von solch bodenständiger Lebenstüchtigkeit, wie eine preußische Erziehung sie hervorbringt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.09.2005

Ausführlich und detailreich beschreibt Sonja Hilzinger das Leben von Inge Müller, der vor 80 Jahren geborenen Dramatikerin, Lyrikerin und Ehefrau von Heiner Müller, wie Ursula Krechel lobend feststellt. Stellenweise allerdings zu ausführlich und detailreich, und es wird "auch für interessierte Leser ein bisschen viel". Das Wort "pedantisch" fällt. Außerdem hat die Autorin nach Meinung der Rezensentin eine Tendenz zum Bericht; ein erzählerisches Verfahren wäre dieser manchmal lieber gewesen. Dass ihr die analytische Verwendung von heute gängigen, zu Zeiten von Müller jedoch noch unbekannten psychotherapeutischen Begriffen merkwürdig vorkommt, lässt Krechel durchblicken, ohne ganz deutlich machen zu können, warum. So zitiert die Rezensentin, in direktem Anschluss an eine stilkritische Passage, den Terminus "posttraumatische Belastungsstörung" und schließt daran die Überlegung an, dass viele der um 1960 in der Psychiatrie Vorzufindenden unter der unbewältigten Apokalypse des Zweiten Weltkriegs gelitten haben dürften. Hier gleitet die Rezension ein wenig in ideengeschichtlichen Jazz ab, um schließlich noch einmal ein Lob zu verteilen: Für besonders eindrucksvoll hält Ursula Krechel das Bild, das die Verfasserin für den "Opferstatus" von Inge Müller findet; Hilzinger schreibt, dass die tote Dichterin "in das Fundament von Heiner Müllers Werk einzementiert" sei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.07.2005

Als verdienstvoll, einfühlsam und detailliert lobt Heinz Ludwig Arnold diese Biograpfe Inge Müllers. Inge Müller? Richtig - kaum einer kennt sie und ihren Anteil am Werk ihres Mannes Heiner Müller, dafür hat der nach ihrem Suizid 1966 gesorgt. Und damit liegt das Verdienst von Sonja Hilzingers Buch, in dem Inge Müllers eigene literarische Arbeit genau - und manchmal, findet Arnold, allzu genau, besonders bei ihren nicht so hoch einzuschätzenden Jugendbüchern - beschrieben wird, auf der Hand. Eine Entdeckung: Inge Müllers Gedichte, in denen sie, die kurz vor Kriegsende bei einem Bombenangriff verschüttet wurde und nie mehr wirklich ans Licht kam, ganz bei sich war. Mit dem biografischen Bericht, so Arnold, schreibt Hilzinger zugleich eine "kleine Geschichte der frühen DDR mitsamt jener Literaturszene, über die man in den üblichen Literaturgeschichten nie etwas liest". Fazit: lesenswert.
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