Teju Cole

Black Paper

Schreiben in dunkler Zeit
Cover: Black Paper
Claassen Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783546100649
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Anna Jäger und Uda Strätling. Menschlichkeit und Kunst in Zeiten des Umbruchs. Teju Coles neue Essays kreisen um die Frage, wie wir in Zeiten der Dunkelheit unsere Menschlichkeit bewahren und uns für die Menschlichkeit anderer öffnen. Dunkelheit ist nicht leer: Indem er über Begegnungen mit verstörender Kunst, die Rolle von Schriftstellern in Zeiten des politischen Umbruchs, die Verwendung von Schatten in der Fotografie oder über die Verbindungen von Literatur und Aktivismus nachdenkt, indem er scheinbar weit auseinanderliegende Themen miteinander verbindet, entfaltet er neue Wahrnehmungen von blackness und entwirft ein tiefgründiges, multiperspektivisches Bild unserer Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.06.2023

Rezensent Michael Wolf merkt recht bald, dass er einen Autor wie Teju Cole nicht mit den üblichen identitätspolitischen Begriffen festnageln kann. Cole ist in den USA geboren, in Nigeria aufgewachsen und dabei einem europäischen Bildungsideal ebenso verpflichtet wie dem Universalismus. In den Essays "Black Paper" begegnet dem Rezensenten denn auch ein Kunsthistoriker, der durchaus politisch und historisch informiert schreibt, das aber ebenso gern über Beethoven wie über Edward Said. Und wenn Cole in einem Caravaggio-Gemälde das Unglück eines Geflüchteten entdeckt, dann ahnt Wolf, dass es Cole nicht darum geht, postkoloniale Punkte zu machen, sondern die Sinne zu schärfen, Moral und Sinnlichkeit zu vereinen oder den Schatten ästhetisch und politisch zu sehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.05.2023

Für Rezensent Thomas David sind die Essays über Kunst und Literatur von Teju Cole viel mehr als bloße Zeugnisse eines passiven Ästhetizismus. Wenn Cole über literarische Leitgestirne wie W. G. Sebald schreibt oder über das physische Erleben von Architektur, über Caravaggio oder Tote an der amerikanisch-mexikanischen Grenze, spürt David förmlich den Körper des Schriftstellers als "Instrument seiner Weltbeziehung". So faszinierend die Formenvielfalt im Band, so stark die Zeugenschaft dieses Autors, die aus der Begegnung mit Kunst und Literatur resultiert, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2023

Rezensentin Meredith Haaf erlebt in mehrfacher Hinsicht Teju Coles Essays als eine Übung in Chiaroscuro. Wenn der Autor und Fotograf auf den Spuren von Caravaggio durch die Kunstgeschichte und die Welt reist, dann folgt ihm Haaf durch Licht und Schatten. Stark findet sie seine Texte, wenn er sich und seine Leser in Sinnesschärfung trainiert, wenn er dazu aufruft, die eigenen Gewohnheiten und Bequemlichkeiten zu hinterfragen und stattdessen freudig im Dunkeln zu tappen. Auch die Begegnung mit einem nigerianischen Bootsflüchtling beeindruckt sie. Doch im Laufe des Lesens stellt sich bei der Rezensentin auch ein anderes Gefühl ein. Dann bemerkt sie eine gewisse Oberflächlichkeit in den Beobachtungen des Vielreisenden, Allgemeinplätze und Backpacker-Weisheiten, die sie einem Kolumnisten durchgehen ließe, aber nicht einem Essayisten.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.04.2023

Teju Cole ist auf dem W.G.Sebald-Trip, kann Rezensentin Mara Delius nach der Lektüre seines Essaybandes feststellen, nimmt er doch immer wieder explizit Bezug auf den deutschen Schriftsteller. Cole will sich der atmosphärisch-assoziativen Schreibweise Sebalds annähern, in seiner Bezugnahme auf Brüssel als Überrest einer imperialen Idee funktioniert das für Delius aber nicht recht. Viel spannender wird es für die Kritikerin, wenn der Autor etwa Schulszenen aus Lagos beschreibt, immer mit der Frage im Hinterkopf, was Schwarzsein bedeutet. Das gelingt ihr zufolge nicht immer, aber immer besser, je konzentrierter sich der Essayist einer einzigen Perspektive widmet, anstatt auszufasern.
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