Chimamanda Ngozi Adichie

Trauer ist das Glück, geliebt zu haben

Cover: Trauer ist das Glück, geliebt zu haben
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783103971187
Gebunden, 80 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Anette Grube. Adichies Buch ist eine zutiefst persönliche Meditation über den Verlust ihres Vaters und zugleich eine Beschreibung der Lücke, die die Pandemie in das Leben von Millionen gerissen hat. Eindringlich schildert Adichie, was geschieht, wenn man wochen-, ja monatelang in Washington warten muss, um nach Nigeria reisen zu können und dort Abschied zu nehmen. Was geschieht, wenn die Familie nur in Video Calls versuchen kann, den Verlust aufzufangen, und der Körper vom Weinen wund wird? In der Einsamkeit der Ferne werden die Erinnerungen ungenau und die Sehnsucht nach Trost größer. Doch wer trauert, erfährt die Liebe neu.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.05.2022

Gebannt verfolgt Rezensent Jan Wilm wie Chimamanda Ngozis Adichie nach der schweren Trauer um ihren Vater zu ihrer Sprache zurückfindet. Nach dem plötzlichen Tod des Familienmitgliedes, verlor die Autorin die Lebensfreude, sie überkam eine Wut, vor allem aber ein Gefühl der Entfremdung von sich selbst, Bekannten und besonders der Sprache, resümiert Wilm. Im Vergleich zu anderen englischsprachigen "Trauerbüchern" sei dieses weniger schwerwiegend und lyrisch, findet Wilm, die sparsamen Andeutungen des Textes veranschaulichten dafür aber eine "ungeheure Zerbrechlichkeit" und die detailreichen Schilderungen des Vaters bergen "kleine poetische Momente". Durch "nüchternes Benennen" gelingt es der Autorin schließlich, zurück zu einer kraftvollen Sprache zu finden, beobachtet der Rezensent, so verwandele sich die kummervolle Sprache in eine "Feier des Vaters", deren "schlicht schönes Ende" Trost spendet.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.11.2021

Rezensent Jan Küveler hält Chimamanda Ngozi Adichies Vater-Trauerbuch für gescheitert, auch wenn die vielen tränenvollen Amazon-Rezensionen etwas anderes suggerieren. Gescheitert, weil es der Autorin laut Küveler nicht gelingt, der Trauer Transzendenz abzugewinnen und dem Leser zu vermitteln. Stattdessen reiht sie sprachliche und gedankliche Klischees aneinander, meint Küveler. Dass der Vater der Autorin ein wunderbarer Mensch war, mag der Rezensent ja gerne glauben, und rühend sind die Erinnerungen der Autorin an diesen Mann - Küveler aber lassen sie weitgehend kalt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.10.2021

Rezensentin Manuela Reichart stimmt ein in den Chor der Loblieder auf diesen schmalen Band der Trauer, den die nigerianische Autorin Chimamanda Adichie ihrem Vater widmet. Wie Reichart erzählt, lässt Adichie darin Erinnerungen an ihre Kindheit Revue passieren, schildert die Bestattungskultur der Igbo, hadert mit den kaum tröstlichen Zoom-Sitzungen einer global verstreuten Familie und verzweifelt an der nigerianischen Bürokratie. Klug und berührend findet Reichart das.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.10.2021

Rezensentin Katrin Schumacher empfiehlt Cimamanda Ngozi Adichies Trauerbuch über den Tod ihres Vaters im Corona-Jahr. Zu lernen ist für die Leserin, wie das Entsetzen über den Tod des nahen Verwandten langsam der Trauer weicht, dem Erinnern und in diesem Fall dem Aufschreiben. Beeindruckend findet Schumacher die in der liebevollen Zeichnung des Verstorbenen sichtbar werdende Bindung zwischen Vater und Tochter. Familienszenen, Erfahrungen im Lockdown und Anekdoten ergeben für die Rezensentin ein eindrückliches Zeugnis der Trauer in und durch die Literatur, ähnlich wie bei Joan Didion oder Michael Köhlmeier, findet Schumacher.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.09.2021

Rezensentin Nora Reinhardt bespricht Chimamanda Ngozi Adichies neues Buch vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Interviews der Autorin und Angela Merkel. Angetan wirkt die Kritikerin von der Dynamik zwischen den beiden Frauen, die neben ihrer feministischen Einstellung ihre Verlusterfahrungen teilen: Vom Tod ihres Vaters erzählt die Star-Autorin und Rednerin in ihrem Buch - und das völlig ohne Rührseligkeit, sondern mit genau der richtigen Mischung aus persönlicher, intellektueller und praktischer Betrachtung, freut sich Reinhardt. Dass Merkel im betreffenden Gespräch angab, das Buch gerne lesen und Adichie sogar besuchen zu wollen, sei ohnehin ein Glücksfall für die Verleger, schließt die Rezensentin.
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