Thore Erik Lund

Das Grabenereignismysterium

Roman
Cover: Das Grabenereignismysterium
Droschl Verlag, Graz 2019
ISBN 9783990590355
Gebunden, 296 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Matthias Friedrich. Mit einem Auftrag für das norwegische Kulturministerium beginnt Tomas Olsen Mybråtens Übel und Abstieg. Er soll ein Gutachten über Denkmäler verfassen, aber bereits während seiner Reisen durch das Land entbrennt in ihm ein ur-norwegisches Thema: der Konflikt zwischen dem unabhängigen Individuum und der Gesellschaft des kollektiven Miteinanders. Sein Unbehagen wird weiter geschürt, denn die Denkmäler sind zu touristischen Attraktionen verkommen. Als der Geistesmensch und Eigenbrötler Tomas der Kulturministerin seine Ergebnisse vorstellt, wird das für beide ein einziges Desaster. Karrieren sind ruiniert.Tomas wird als Nestbeschmutzer gebrandmarkt, eine Persona non grata, die nur noch in Spelunken Zufluchtsorte findet. Der bewusste Rückzug auf den Elternhof und in die Natur soll seinem Leben eine Wende bringen. Mit seiner Freundin Helene und seinem geistig behinderten Bruder Bjørnar beginnt ein neuer Abschnitt - der tiefste Abgründe des Tomas Olsen Myrbråten an die Oberfläche befördert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2020

Rezensent Matthias Hannemann weiß selbst nicht genau, was ihn an Thure Erik Lunds Roman über den Absturz eines Geistesmenschen in die totale Regression eigentlich reizt. Die verqueren Gedankengänge des immer mehr verwildernden Protagonisten, die der Text wortgirlanden- und dialektreich abbildet (Hannemanns Hochachtung gehört dem Übersetzer Matthias Friedrich)? Die derbe Kulturkritik im Text? Oder das Bild des fäkalienbeklebten Helden im Wald? Der im Buch ausbuchstabierte Wahnsinn geht Hannemann nahe, soviel ist sicher. Bald glaubt er, selbst davon erfasst zu sein, bald kämpft er verzweifelt mit den Ereignissen und den philosophischen Ergüssen im Text. Eine Zumutung!, schimpft er, aber eine, die abhängig macht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.11.2019

Judith von Sternburg ahnt: In Thure Erik Lunds Text geht es vor allem um die Sprache, die Handlung, teils satirisch einem Spezialisten für norwegische Kulturdenkmäler auf Ortsbegehung folgend, teils animalische Naturwelt erkundend, scheint Sternburg nebensächlich. Eigenwillig findet sie, wie der Autor seinen Roman von 1999 in der Schwebe hält, im Unverbindlichen. Was der Übersetzer Matthias Friedrich leistet, indem er den von Lund verwendeten verlorenen norwegischen Dialekt mit rheinischen Dialektwörtern wie "Schnüss" und "Gerstenpappzopp" nachempfindet, vermag die Rezensentin kaum einzuschätzen. Es dürfte beachtenswert sein, vermutet sie.