Emma Cline

Daddy

Storys
Cover: Daddy
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446270732
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl. In ihrem Haus in Südkalifornien erwarten Linda und John sehnsüchtig die Ankunft ihrer Kinder. Es könnte ein idyllisches Familienfest werden - wären da nicht die Gespenster von Zorn und Traurigkeit. Emma Cline erzählt von Männern, die gefangen sind in mühsam errichteten Selbstbildern, von Frauen auf der Suche nach dem Reiz der Grenzüberschreitung, von Familienvätern, die die Vergangenheit einzuholen droht. "Daddy" ist ein Psychogramm unserer Gegenwart: Erzählungen über die andauernden Widersprüche unserer Beziehungen, den Kampf gegen den männlichen Blick, das Ausloten von Weiblichkeit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.08.2021

Rezensent David Hugendick erschrickt beinahe vor der Perfektion der zehn Erzählungen von Emma Cline, die in dem Band "Daddy" versammelt sind. Die 27-jährige amerikanische Autorin hat bereits für ihren Debütroman "The Girls" vor fünf Jahren hohe Anerkennung bekommen, erzählt Hugendick. Ihm erscheinen die Geschichten etwas sehr "coffeetable-cool", Gefühlen sind Cline Sache wohl nicht so. Vor allem Männer scheinen bei Cline jede seelische Tiefe vermissen zu lassen. Erzählt wird das mit makelloser Technik, aber Hugendick lassen die Geschichten kalt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.08.2021

Knapp, aber begeistert bespricht Meike Fessmann die nun auch auf Deutsch erschienenen Kurzgeschichten von Emma Cline, entstanden seit dem Jahr 2013 und zuerst veröffentlicht in namhaften Zeitschriften. Die Kritikerin liest hier von MeToo, Klimawandel, Digitalisierung und Opioidkrise, stürzt sich mit Clines Heldinnen zwischen L.A. und New York in "Energielöcher" und stopft sich mit Drogen und Psychopharmaka voll, um die Tage zu überstehen. Familien-, Beziehungs- oder Arbeitsstress prägen den Alltag der Figuren, die Cline psychologisch präzise ausleuchtet, lobt Feßmann. Und mit Nikolaus Stingls Übersetzung ist sie einmal mehr absolut zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.07.2021

Emma Clines Kurzgeschichten treffen den Rezensenten Dirk Knipphals, sie drehen ihm geradezu "das Herz um". Schon in der frühesten der zehn Short Stories, die 2013 (noch vor ihrem Erfolgsroman "The Girls") verfasst wurde, sieht er das große Talent der US-amerikanischen Jungautorin angelegt: Feinsinnig, illusionslos und mit Gespür für die Untertöne erzähle sie von scheiternden Beziehungen und Versuchen, bestimmten Bildern zu entsprechen. Die großen Dramen gibt es gar nicht, so Knipphals, aber ein ständiges leichtes Aus-den-Fugen-Sein, ein insistierendes "Beinahe", das den Rezensenten umso mehr mitnimmt - so beispielsweise in seiner Lieblingsgeschichte um die Zusammenkunft alter Freunde, die in der nächtlichen Heimfahrt über die Brooklyn Bridge beinahe wieder an die Erwachsenenwelt geglaubt werden kann. Dass den Geschichten ein gewisser "Konservativismus" anhafte (wenn auch mit einer guten Prise "millenial cool", wie Knipphals Brandon Taylor aus der New York Times zitiert), und dass Cline keinerlei Identifikationsfiguren anbiete, stört den Kritiker nicht. Er bewundert lieber die "Genauigkeit ihrer Menschenbeobachtung".