Tristan Garcia

Das Siebte

Roman
Cover: Das Siebte
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783803133151
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Birgit Leib. Es geschieht sieben Mal: Er stirbt und wird im selben Moment wieder geboren. Immer neu. Stets der Gleiche. Immer wieder kehrt der Ich-Erzähler nach dem Tod an den Anfangspunkt zurück, behält aber all seine früheren Leben in Erinnerung, alle Irrtümer und Erfolge. Jedes Mal muss er wieder neu laufen und sprechen lernen, warten bis das Blut kommt, um dann nach Paris gebracht zu werden. Dort trifft er Fran, der ein Mittel zur Blutstillung besitzt, ihn stets aufs Neue erwartet, erkennt und begleitet. Wie alles andere auch, ist diese Freundschaft sieben Mal gleich und doch grundverschieden. Sieben Mal liebt der Erzähler außerdem hingebungsvoll die gleiche, ja dieselbe Frau mit dem seltsamen Namen: Hardy.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.01.2020

Rezensent Fokke Joel schmeißt Simone de Beauvoirs "Alle Menschen sind sterblich" mit der Neuerscheinung "Das Siebte" des französischen Philosophen Tristan Garcia in einen Topf und zieht den Schluss, dass es die Leserschaft in beiden Fällen mit pessimistischen Büchern zu tun hat. Philosophisch durchleuchtet werde bei beiden die Frage nach der Unsterblichkeit des Menschen. Dem Rezensenten zufolge malt sich Tristan Garcia das Leben nach dem Tod nur etwas anders aus als Beauvoir: Wiedergeboren wird der Protagonist nämlich immer wieder aufs Neue in seiner eigenen Biografie und zwar mit der Fähigkeit, nicht nur die Fehler seiner Vergangenheit, sondern auch die seiner Nation wieder gut zu machen. Das Ergebnis ernüchtert den Rezensenten angesichts der Erkenntnis, dass Garcia die Idee vom Leben nach dem Tod, wie Beauvoir, als unselige Utopie entlarvt. Auch fehlt es Joel an literarischem Gehalt und atmosphärischen Elementen, er findet Garcias Erzählung dadurch "seltsam dürr".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.11.2019

Schneidende Kapitalismuskritik sieht Rezensent Cornelius Wüllenkemper in diesem Roman, der einen jungen Mann sieben Leben durchlaufen lässt, bis zur "totalen Selbstauflösung". Die unwirtlichen Verhältnisse kann er in keiner Wiedergeburt ändern, nicht als Beamter, nicht als Nobelpreisträger und auch nicht als Allmächtiger, so der Rezensent. Das klingt wenig amüsant, aber Wüllenkemper hat den Roman ganz gern gelesen, was auch an der Sprache Tristan Garcias liegt, die unbearbeitet und "wie spontan hingeworfen" klingt. Was die tiefere Bedeutung des Romans angeht, verweist der Rezensent auf die Essays Garcias, in denen er Reform, nicht Revolte empfiehlt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.09.2019

Sigrid Brinkmann hält nicht viel von Antizipationsromanen im Allgemeinen und von Tristan Garcias Beitrag zum Genre im Besonderen. Die Idee, einen namenlosen Gestorbenen wiederauferstehen zu lassen, um ihn alle menschlichen Entwicklungsphasen noch einmal durchlaufen zu lassen, als Beamter, Nobelpreisträger, Guru, Schriftsteller, trägt laut Brinkmann nicht. Mehr als ermüdende, mitunter sogar bestechend einfallslose philosophierende Ideenprosa kommt dabei nicht heraus, findet Brinkmann, die kursorisches Lesen schnell von der Lektüre erlöst.
Stichwörter