Ulinka Rublack

Die Geburt der Mode

Eine Kulturgeschichte der Renaissance
Cover: Die Geburt der Mode
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2022
ISBN 9783608984491
Gebunden, 536 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

In ihrer Darstellung zur Geburt der Mode präsentiert Ulinka Rublack ein neues Bild der Renaissance. Sie nimmt die äußere Erscheinung der Menschen in den Blick und zeichnet nach, was sie trugen, wie sie sich bewegten und welche Bilder sie von ihrem Aussehen entwarfen. Es war eine Epoche, in der die Europäer eine völlig neue Sensibilität dafür entwickelten, wo sie in der Welt standen und wie sie ihr Leben darin gestalten wollten. Die Autorin schildert in ihrer gesellschafts- und kulturgeschichtlichen Betrachtung, wie durch die neuartige Beschäftigung mit vielfältigen Bildmedien und durch den regen Austausch mit anderen Welten in anderen Kulturen und Mentalitäten die Einstellung zum Konsum von Kleidung Teil einer umfassenderen Lebensanschauung wurde. Sie illustriert diese Entwicklung am Beispiel prominenter Figuren wie des international bekannten Malers Albrecht Dürer aber auch regionaler Größen wie des Augsburger Buchhalters und ersten "Mode-Influencers" Matthäus Schwarz.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 19.07.2022

Rezensent Ralph Gerstenberg findet viel Freude beim Lesen von Ulinka Rublacks "Die Geburt der Mode: Eine Kulturgeschichte der Renaissance". Die Autorin gibt den Leser*innen darin einen Überblick über den mithilfe von Mode, Kleidung und Stil immer mehr ins Zentrum rückenden individuellen Menschen anhand von zahlreichen Beispielen:  Albrecht Dürer dokumentierte etwa als erster seine äußerlichen Veränderungen mit Selbstporträts, der Augsburger Buchhalter Matthäus Schwarz, ließ indes seine Kostümierungen in einem "Trachtenbuch" festhalten, lernt Gerstenberg. Das wirkt dem Rezensenten zufolge teilweise überraschend zeitgemäß und wird stets konkret und mit eindrucksvollem Bildmaterial unterstützt. Insgesamt liest sie eine detailreiche und fundierte Analyse dieses Zeitalters, die sich auch als Sittengeschichte lesen lässt.  Gerstenberg erfährt hier nicht nur Neues,  sondern wird dank Rublacks lebendigem Erzählton auch gut unterhalten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.07.2022

Rezensent Johan Schloemann macht es Spaß, Ulinka Rublacks Buch über die Mode im 16. Jahrhundert zu lesen. Denn, so liest der Kritiker: In der Renaissance in Nordeuropa war die Kleidung nicht, wie man denken könnte, nur von Sittsamkeit, Schlichtheit und dunklen Farben geprägt, sondern auch hier zeigte sich modischer Spirit - so versucht man etwa, mit extravaganten Kopfbedeckungen oder bunten Krägen das Outfit aufzupeppen, erfährt Schloemann und zitiert amüsiert Rublacks Formulierung: "Die Europäer wollten zwar das Konsumglück, aber sie wollten auch in den Himmel kommen." Wie die aus Deutschland kommende, in England lehrende Historikerin diesen Befund an den Leser heranträgt, nämlich einerseits mit akademischem Anspruch und andererseits dem Willen, einem englischsprachigen Publikum deutsche Forschung schmackhafter zu machen, findet der Kritiker unterhaltsam. Ein interessanter Aspekt, den Rublacks Buch außerdem eröffnet, ist für ihn der mediengeschichtliche: Die damals schon vorhandene Selbstdarstellung in Flugblättern und Tafelbildern scheint ihm heute bei Instagram umso extremer.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.06.2022

Rezensentin Brigitte Werneburg liest Ulinka Rublacks Kulturgeschichte mit Gewinn. Die Historikerin veröffentlichte ihre Studie bereits 2010 in englischer Sprache - unter dem Titel: "Dressing Up. Cultural Identity in Renaissance Europe". Treffender scheint der Rezensentin dieser Titel, denn Rublack konzentriere sich vor allem auf die zunehmend wichtiger werdende Rolle von Kleidung  zwischen 1300 und 1600. Hierfür verwendet die Autorin überraschend viele süddeutsche Quellen, fährt Werneburg fort, die Rublack dadurch eine neue geschichtswissenschaftliche Perspektive verdankt. Wie sich Luxus und die Bedeutung von Kleidung global verbreiteten, erfährt die Kritikerin hier ebenso wie sie von Dürers Dreadlocks liest. Ein so schönes wie inspirierendes Buch, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.06.2022

Rezensent Thomas Gross muss sich manches mal vergewissern, dass ihm die Historikerin Ulinka Rublack tatsächlich von der Mode der Renaissance - und nicht von Gepflogenheiten der Gegenwart erzählt. Wenn ihm hier Dienstmädchen mit künstliche Zöpfen, höhere Söhne in den Gewändern ihrer Mütter und allerhand quietschende Farben begegnen, erkennt er, dass "Selbstoptimierung und Luxuskonsum" keine reine Gegenwartsphänomene sind. Rublacks Band ist reich bebildert, die einzelnen Szenen sind lebendig beschrieben, versichert der Kritiker. Nur eine Gesamtschau ist das Buch nicht, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.04.2022

Rezensentin Claudia Mäder liest gerne Ulinka Rublacks ausführliche Studie über die Renaissance als Geburtsstunde der Mode. So sei Kleidung, wie Mäder erfährt, schon immer "Distinktionsmerkmal" etwa verschiedener Berufsgruppen oder Stände gewesen, konnte aber erst in der Renaissance durch die Möglichkeit der Leibschneiderei zum Mittel des individuellen Ausdrucks werden. Auch von damals schon bestehenden "Trends" liest die Kritikerin neugierig - so waren etwa blaue Strümpfe im grünlich dominierten bürgerlichen Haushalt des 16. Jahrhunderts ein absolutes No-Go, zerschlitzte Wämser hingegen der letzte Schrei, schmunzelt Mäder. Auch dass Mode erst im 19. Jahrhundert eine starke weibliche Konnotation erfuhr, findet sie interessant. Als Ergänzung zu Rublacks "glänzend" geschriebener und "prächtig illustrierter", aber sehr spezifischen Studie empfiehlt die Kritikerin Georg Simmels kurzen Essay "Philosophie der Mode", der den Blick noch etwas aufs Allgemeine hin weite.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.03.2022

Rezensent Ulrich Pfisterer findet Ulinka Rublacks Kulturgeschichte der Mode in der Renaissance lesenswert. Eine reiche Quellenausbeute und eine Vielzahl bemerkenswerter Beobachtungen erwarten die Leserin laut Pfisterer ebenso wie eine üppige Bebilderung. Der im englischen Original bereits 2010 erschienene Band bietet laut Pfisterer einen Blick auf die Mode als soziale Praxis, als Möglichkeit Vorstellungen vom Selbst zu verwirklichen und kulturelle Identität zu markieren. Wie sich diese Praxis in der Renaissande intensivierte, zeigt die Autorin nicht im europäischen Vergleich, so Pfisterer, aber im Abgleich von "Paratexten und Parabildern" zwischen Augsburg, Leipzig und Nürnberg. Beispiele wie das Bilderbuch von Matthäus Schwarz, das Pfisterer an heutige selfies erinnert, oder Trachtenbücher geben dem Rezensenten einen Eindruck von der Spannung zwischen einem neugierigen Blick auf die Kleidung zu jener Zeit und ihrer sozialen und moralischen Einordnung.
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