Verdi-Handbuch

Cover: Verdi-Handbuch
Bärenreiter Verlag, Kassel - Stuttgart 2001
ISBN 9783761820179
Gebunden, 746 Seiten, 65,45 EUR

Klappentext

In Zusammenarbeit mit dem J.B. Metzler Verlag. Herausgegeben von Anselm Gerhard, Uwe Schweikert u. a.. Das vorliegende Kompendium gibt zum erstenmal in Form eines Nachschlagewerks eine umfassende und aktuelle Einführung in Leben, Zeit und Werk Verdis. In sich abgeschlossene Kapitel informieren über die zeit-, sozial- und theatergeschichtlichen Voraussetzungen, unter denen die Oper im 19. Jahrhundert zur populärsten Kunstform in Italien wurde. Idealtypisch wird die Entstehung einer Verdi-Oper in einzelnen Kapiteln erläutert. Im Zentrum des Handbuchs stehen die 26 Opern einschließlich der übrigen Kompositionen, die in ausführlichen Einzelartikeln dargestellt werden. Kapitel über die Rezeptions- und Interpretationsgeschichte (Sänger und Dirigenten, Regietheater, Literatur und Film, Diskografie) schließen sich an. Eine ausführliche Zeittafel, ein kommentiertes Personenverzeichnis, ein Glossar sowie eine Auswahlbibliographie runden den Band ab.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.03.2001

In einer Doppelrezension bespricht Jürgen Kesting zwei Bücher zu Guiseppe Verdi.
1.) Anselm Gerhard, Uwe Schweikert (Hrsg.): "Verdi-Handbuch" (Metzler/Bärenreiter)
Die große Stärke dieses Bandes liegt nach Kesting darin, dass durch die Beiträge von zwei Dutzend Autoren ein recht vielschichtiges und facettenreiches Bild von Verdi und seiner Zeit entsteht. Zahlreiche dieser Beiträge hebt der Rezensent gesondert als besonders gelungen hervor, etwa wenn er den "scharfen Blick" Anselm Gerhards lobt, mit dem dieser verschiedenen Verdi-Klischees nachgeht. "Instruktiv" sei beispielsweise außerdem der Text von Michael Walter über `Die italienische Oper als Wirtschaftsunternehmen` oder auch der Beitrag Anselm Gerhards darüber, dass Verdi mit musikalischen Opern-Konventionen "keineswegs so oft gebrochen hat", wie oft suggeriert werde. Deutlich zu kurz kommt nach Ansicht des Rezensenten in diesem Band jedoch die Verdi-Rezeption, und auch Themen wie die "Aufführungs- und Inszenierungspraxis" hätten nach Kesting gerne etwas ausführlicher ausfallen können. Bedauerlich sei darüber hinaus, dass die "diskografischen Empfehlungen nicht begründet" werden.
2.) Christian Springer: "Verdi und die Interpreten seiner Zeit" (Holzhausen)
Nach Kesting liegt in diesem Buch der Schwerpunkt gerade in dem Bereich, der im "Verdi-Handbuch" zu kurz komme, nämlich in der Werkgeschichte. Grundlage sind hier vor allem, wie der Leser erfährt, Briefe Verdis und Rezensionen, die Aufschluss über die Entstehungsgeschichte der Opern geben, über Einstudierungen, "Erfolge und Misserfolge der Aufführungen" bis hin zu den Interpreten. Diese Zeugnisse geben nach Kesting einen Eindruck davon, wie sehr Verdi "für eine Kultur der Darstellung kämpfte" und welche Parallelen (aber auch Unterschiede) es darin zu Wagner gab. Besonders "aufschlussreich" findet Kesting die Briefe nicht zuletzt deshalb, weil sich hier ein Eindruck von der "Ästhetik des Verdi-Gesangs" vermittele, zumal sich zeige, dass Verdi nicht nur sehr klare Vorstellungen von den Rollen-Charakteren hatte, sondern auch Aufführungshinweise gegeben und Interpreten "minuziös" beurteilt hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.02.2001

Robert Braunmüller zeigt sich sehr erfreut, dass mit diesem Band erstmalig eine Gesamtdarstellung von Verdis Leben und Werk in deutscher Sprache erschienen ist, die nicht nur "kritisch und zugleich zuverlässig" ist, sondern die auch mit überholten Mythen und Klischees aufräumt. In seiner Rezension spricht Braunmüller zahlreiche Beiträge verschiedener Autoren an, die hier Maßgebliches geleistet haben. So etwa Sieghart Döring, der den Einfluss der französischen "Grand Opera" auf Verdi deutlich macht - ein Aspekt, der in der Forschung bislang häufig missachtet wurde, wie der Rezensent erläutert. Auch Luca Zopelli räumt mit einer Legende auf, so Braunmüller. Etwa da, wo er aufzeigt, wie organisiert Verdi beim Komponieren vorgegangen ist, der Komponist also keineswegs ein "intuitiv-spontan schaffendes Naturtalent" war. Aufschlussreich scheinen Braunmüller auch die Texte, die sich mit politischen Themen befassen, in denen deutlich wird, dass Verdis Opern kaum Bedeutung für das Risorgimento hatten - anders als dies heute noch häufig angenommen wird. Abgerundet werde der Band durch Texte zu Gesangsstilen, Interpretationen, und sogar auf einen Verdi-Comic werde hingewiesen. Insgesamt ein sehr informatives Buch, findet Braunmüller, das zudem durch "lebendige Sprache und Darstellung" besticht und das auch für Opernkenner als gewinnbringende Lektüre zu empfehlen sei.