William Faulkner

Absalom, Absalom!

Roman
Cover: Absalom, Absalom!
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2015
ISBN 9783498021344
Gebunden, 480 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen neu übersetzt von Nikolaus Stingl. Aus der biblischen Geschichte von Absalom, in die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs versetzt, wird die Geschichte der Sutpens, die sich über mehr als ein Jahrhundert erstreckt. Thomas Sutpen stammt aus einer armen weißen Familie, heiratet auf Haiti die reiche Eulalia Bon und taucht 1833 plötzlich mit einem Haufen schwarzer Sklaven in Jefferson auf, wo er Land kauft, ein Herrenhaus errichtet, ein zweites Mal heiratet und gesellschaftliches Ansehen erwirbt. Er hat aus dieser Ehe zwei Kinder, Judith und Henry, aber er hat eben auch einen Sohn aus der ersten Ehe, Charles Bon, einen Studienfreund Henrys, der sich ahnungslos in Judith verliebt.
Nach Ende des Bürgerkriegs, der die Liebenden für eine Weile trennt, kommt es zu einer fatalen Begegnung zwischen Charles und Henry, in deren Verlauf Henry seinen Halbbruder erschießt - nicht etwa wegen des drohenden Inzests, sondern wegen des möglichen 'Negerbluts' in den Adern von Charles. Henry flieht und lässt seinen Vater ohne männlichen Erben zurück, womit der Niedergang der Familie Sutpen besiegelt scheint.
All das kommt bruchstückhaft vor die Augen des Lesers, mit großen Zeitsprüngen und einer Erzähltechnik, die den amerikanischen Roman revolutioniert und zahlreiche Schriftsteller weltweit beeinflusst hat. Es geht um Schuld und Schuldgefühle der Sklavenhaltergesellschaft, den unmöglichen Versuch, die Niederlage im Bürgerkrieg als notwendig zu erkennen, die Macht des Geldes und die Verwüstungen, die es anrichtet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.12.2015

Allenfalls Kleinigkeiten hat Rezensent Christopher Schmidt an Nikolaus Stingls Neuüberetzung von William Faulkners sprachmächtigem Werk auszusetzen. Ansonsten scheint sich ihm die deutsche Fassung "wie Ballonseide" ans Original anzuschmiegen und der "elefantösen Gewichtslosigkeit" von Faulkners Text absolut gerecht zu werden. Auch wenn der Roman dadurch nicht viel leichter lesbar wird, Schmidt findet hier den tollsten Beweis dafür, dass Mühe und Genuss kein Widerspruch sind. Der anfänglichen Erdenschwere des Textes folgt laut Rezensent nämlich ein Südstaatenepos, das dem Leser mit polyphoner und mehrdimensionaler Struktur, nicht linearer Handlungsführung und allerhand Verzerrungen und Verdrehungen der Wahrheit detektivisches Talent abfordert. Dafür wird der Rezensent beschenkt mit jeder Menge fulminanter Szenen und einem Meisterwerk über Blutschande und Krieg, Brudermord und Homosexualität, das ein ganzes Jahrhundert umfasst.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de