Zoran Feric

Die Kinder von Patras

Roman
Cover: Die Kinder von Patras
Folio Verlag, Wien - Bozen 2006
ISBN 9783852563435
Gebunden, 172 Seiten, 19,50 EUR

Klappentext

Aus dem Kroatischen von Klaus Detlef Olof. Der Blick in den Spiegel im Eingang des Elternhauses holt Stanislav Bernstein, einen Gymnasiallehrer in mittleren Jahren, in seine Geschichte zurück. Auf Drängen seiner Frau Ines ziehen sie in das Haus am Zagreber Stadtrand, in das er nie mehr zurück wollte. Er stürzt in eine schleichende Krise, zusammengesetzt aus Indizien der Entfremdung und Selbstzweifel, der Eifersucht und neurotischen Unterstellung, der Lieblosigkeit und der Aufgeilung an der Behinderung anderer. Die Szenarien in Bernsteins Kopf verblassen in der realen Begegnung: Das Interesse an der Nachbarstochter im Rollstuhl hält ihrer Genesung nicht stand, die Liebe zu seiner Frau entflammt in ihrer Abwesenheit, der Besuch der Prostituierten wird zum delirierenden Abstieg in die Hölle. Am hartnäckigsten erweisen sich Abstoßung und Anziehung zwischen ihm und der 17-jährigen an Multipler Sklerose erkrankten Gymnasiastin Marina. Bei einer Klassenreise nach Griechenland arrangiert sie zielstrebig das Liebesmahl: Sex, Haschisch und Alkohol. Während die der Untreue verdächtigte Ehefrau zu Hause das Familienleben in neue Bahnen lenkt...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.12.2006

Nicht schlecht staunt der Rezensent Jörg Plath darüber, wie es im Kroatien dieses Romans so zugeht. Im Zentrum steht ein Lehrer, den man als vorbildlichen Menschen freilich nicht wird betrachten können. Nur die Eifersucht weckt noch seine Lust auf Sex mit seiner Ehefrau. Sehr viel mehr giert er schon nach jungen Mädchen, insbesondere wenn sie im Rollstuhl sitzen, wie die Nachbarstochter, oder an Multipler Sklerose leiden, wie eine Schülerin. Die Ehehölle perfekt macht der Einzug ins Haus der Kindheit des Lehrers. Es finden sich dort - neben der Möglichkeit, einander aus dem Weg zu gehen - rätselhafte Hinweise auf mögliche Verbrechen der Vergangenheit. Auch die Obsession des Helden mit der Brustkrebserkrankung seiner Mutter kommt ins Spiel. Wie schön zu lesen, dass dieser Roman im Vergleich zu Zoran Feris Vorgängerwerken "vergleichsweise behutsam" erzählt ist. Etwas zu "deutlich" wird dem Rezensenten alles erst gegen Schluss, wenn es um die Liebesaffäre auf Klassenreise mit dem erkrankten Mädchen geht. Eine "Seitensprung"-Geschichte, aber eine, die bei Feri, wie Plath findet, "faszinierend gespenstisch" daherkommt.
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