In einem Essay für den Thinktank European Council of Forein Relations
legt Francisco de Borja Lasheras dar, warum das
katalanische Referendum nicht den internationalen Mindestanforderungen für eine Nationenbildung gehorcht. Weder der Vergleich mit den baltischen Ländern, den die katalanischen Sezessionisten gern bemühen, noch mit dem Kosovo oder auch mit Schottland verfängt: "Die katalanische Frage ist kein David-versus-Goliath-Konflikt, sondern eine
komplexe Verschachtelung demokratischer Legitimität: Gegeneinander stehen die aktuelle Mehrheit im
katalanischen Parlament und die aktuelle Mehrheit im
spanischen Parlament. Viele Katalanen (wenn auch nach den meisten Umfragen nicht die Mehrheit) wollen ganz klar Unabhängigkeit, aber viele Spanier wollen über die Zukunft ihres Landes mitbestimmen. Auch wenn der legalistische Ansatz in Madrid auf starke Kritik stößt (zum Teil zurecht), so bleibt er doch
unfehlbar demokratisch begründet: Rajoy hat kein Mandat, eine Abstimmung über Selbstbestimmung in Katalonien zuzulassen, ohne dass die spanische Verfassung von Grund auf reformiert wird - und dafür ist die Unterstützung der Spanier vonnöten."