Magazinrundschau - Archiv

Pacific Standard

4 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 09.07.2019 - Pacific Standard


William Powells "Darling 58", eine neue Kastanie, die Oxalsäure besonders gut entgiftet.

In der aktuellen Ausgabe des Magazins wirft Rowan Jacobsen einen kritischen Blick auf genetisch kultivierte Bäume, namentlich die ausgestorbene amerikanische Kastanie, und wägt ab, ob sie Fluch sind oder Segen: "Solche Bäume sind den gleichen Bedenken ausgesetzt wie genmanipuliertes Getreide, doch im Unterschied zu einjährigem Getreide, das wir nach unseren Wünschen gestaltet haben, leben Bäume viel länger, blühen, verteilen ihre Pollen übers Land und hybridisieren womöglich mit wilden Artgenossen. Sogar im agrikulturellen Kontext bieten Bäume Schutz und Nahrung für Insekten, Pilze und Säuger. Und weil Bäume lange leben, gibt es viel Raum für Interaktion mit der 'natürlichen' Welt … Da die transgene Kastanie der erste genetisch modifizierte Organismus ist, der auf die Natur losgelassen wird, sind die Anforderungen hoch. Wissenschaftler haben so viele Interaktionsszenarien wie nur möglich getestet, von Pilzen, die die Wurzel besiedeln, bis zum Keimen von Gras, Pinien und Ahorn in den abgestorbenen Blättern. Sie haben den Saft der Blätter an Insekten und die Pollen an Hummeln verfüttert. In all diesen Tests hat sich die transgene nicht von der wilden Kastanie unterschieden. Nur ein Testergebnis steht noch aus. Kaulquappen, die mit transgenem und wildem Kastanienlaub gefüttert wurden, entwickelten sich gleich schnell, aber Quappen, die mit Ahornlaub gefüttert wurden, wuchsen nur halb so schnell. Ahornlaub ist eins der Nahrungsmittel, das Kaulquappen seit Aussterben der Amerikanischen Kastanie als Ersatz fressen. Möglich, dass das Ökosystem die Kastanie mehr vermisst, als wir ahnen."

Außerdem: Rebecca Dzombak über die unaufhaltsame Welle des Mikroplastik-Mülls. Und Laura Bliss berichtet über die Wohnungsnot in der Bay Area und was Google dagegen unternehmen will.

Magazinrundschau vom 15.07.2014 - Pacific Standard

Für den Pacific Standard begleitete Ethan Watters über einen langen Zeitraum die Anthropogin und "Organ-Detektivin" Nancy Scheper-Hughes und verfasste ein umfassendes Porträt der Aktivistin. Seit Mitte der 1980er Jahre reist Scheper-Hughes durch die Welt und verfolgt ein hehres Ziel: die Verknüpfungen und verschiedenen Ausformungen des globalen Organhandels aufzudecken und publik zu machen. "Während ihrer Reisen, wie sie 2006 in einem Artikel in den Annals of Transplantation schrieb, gab sie immer wieder vor, eine Kundin auf der Suche nach Organen für kranke Familienmitglieder zu sein. So auch in der Türkei, wo sie auf einem Flohmarkt nahe dem Busbahnhof in Askaray - einem ärmlichen Immigranten-Viertel von Istanbul - so tat, als suche sie eine Niere für ihren kranken Ehemann. Schließlich fand sie einen arbeitslosen Bäcker, der bereit war, ihr eine seiner Nieren zu verkaufen. In diesem Fall ging sie sogar so weit, mit ihm in ein nahegelegenes Café zu gehen, um dort mit über den Preis der Niere zu diskutieren."

Magazinrundschau vom 29.07.2014 - Pacific Standard

Vor elf Jahren machte die Spinnerei in Kannapolis, North Carolina zu und ein großer Teil der Einwohner verlor ihren Job - meistens Arbeit für ungelernte oder wenig qualifizierte Arbeiter. Inzwischen hat der Milliardär David H. Murdock auf dem Gelände ein Forschungslabor für Biotechnologie errichtet. Hier gibt es zwar nur Jobs für Hochqualifizierte, aber auch die ehemaligen Spinnereiarbeiter können sich hier etwas verdienen: Indem sie sich und ihre DNA für Forschungszwecke zur Verfügung stellen. Alles bestens also? Amanda Wilson zeigt in einer sehr lesenswerten Reportage die Ambivalenz dieser neuen Ökonomie. Denn die gekaufte DNA wird benutzt, um Tests für genetisch bedingte Krankheiten zu entwickeln. Diese Tests werden ein Vermögen wert sein. Bekommen die Einwohner von Kannapolis wirklich den vollen Gegenwert? "Kannapolis hat wie fast ganz Amerika, eine Ökonomie, in der die guten Jobs an hochqualifizierte Experten gehen und Wohlstand über die Dienstleistungsindustrie an die weniger Qualifizierten durchsickert. Eine Ökonomie, in der die fixen Ideen eines Milliardärs riesige Mengen an Talent und Kapital für eine Spekulaktion auslösen. Und eine, in der Konzerne Werte schaffen, indem sie die persönlichen Daten einfacher Menschen sammeln - ob jetzt aus einer Blutprobe oder aus Details ihrer Facebookseiten - und dann diese Daten in einem Privatisierungsmanöver, das diese Leute kaum verstehen, zu Geld zu machen." Ein Experte schlägt deshalb vor, dass jeder Anspruch auf eine Kopie seiner Daten haben sollte, die er dann selbst verkaufen oder verschenken kann.

Magazinrundschau vom 17.09.2013 - Pacific Standard

Unser Verhalten wird weder von den Genen noch von der Umwelt bestimmt, sondern von der sogenannten Genexpression, dem Verhalten der Gene, das wiederum maßgeblich von äußeren Faktoren abhängt. Wie stark die Genexpression durch die Umwelt beeinflusst werden kann, hat der Genetiker Russell Fernand jetzt in einem bemerkenswerten Experiment mit afrikanischen Barschen der Art Astatotilapia burtoni bewiesen, berichtet David Dobbs: "Bereits 2005 hatte er gezeigt, dass es in jeder Burtoni-Population eine Art Pharao gab, ein Männchen, das viel mehr Essen, mehr Raum, mehr Sex hatte als selbst das zweithöchste Männchen. Diese Nummer eins wies auch einen erheblich größeren und bunteren Körper auf. Eines Tages schaltete Fernald das Licht über seinem Aquarium aus, fischte den großen glitzernden Pharao heraus und schaltete das Licht zwölf Stunden später wieder an. Als Barsch Nummer zwei sah, dass die Nummer eins nicht mehr da war, reagierte er schnell. Seine Genexpression nahm drastisch zu, er peppte seinen zinnfarbenen Körper mit grellen roten und blauen Streifen auf und wuchs in wenigen Stunden um 20 Prozent. Es war, wie wenn Jason Schwartzman [links] eines Tages ins Büro kommt, feststellt, dass sein größter und kräftigster Kollege gekündigt hat, und sich bis Feierabend in Arnold Schwarzenegger [rechts] verwandelt."