Albrecht Selge

Beethovn

Roman
Cover: Beethovn
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783737100687
Gebunden, 240 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Wo ist Beethoven, wer und warum? Wien, in den 1820er Jahren: Ein Student irrt, auf der Suche nach dem Schatten des Komponisten, durchs nächtliche Gassengewirr der Stadt. Eine lebens- und liebeslustige italienische Gräfin gerät in eine Streichquartett-Aufführung im "Wilden Mann". Der Neffe Karl van Beethoven folgt seinem Onkel so verängstigt wie scharfsinnig durch den Wienerwald. Und noch manch andere werfen ihre Blicke aus ungewohnten Winkeln auf den großen B.: seine mürrische Haushälterin; eine um ihre Gesundheit und einen letzten Rest von Glück ringende Prostituierte; der Geist einer flämischen Vorfahrin, die als Hexe verbrannt wurde; und natürlich auch jene geheimnisvolle "unsterbliche Geliebte", deren aufwühlende Lebensgeschichte sich hier wie nebenher entfaltet. Sie alle sind auf der Suche nach diesem fernen Mittelpunkt, dem vertrauten Fremden - und nach ihrem eigenen Leben. Aus dem, was sie finden, entsteht ein eigenwilliges Porträt: Bilder, so vielfältig wie die Schreibweisen seines Namens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.07.2020

Mit Freundlichkeit bespricht Rezensentin Maria Frisé diesen Roman, auch wenn sie meint, eigentlich könne es nichts Neues über und keinen neuen Zugang zu Beethoven mehr geben. Dennoch habe Selge es als Wien- und "Musikkenner" geschafft, sein Lesepublikum wieder einmal für den großen Komponisten zu begeistern. Das gelingt ihm laut Frisé vor allem durch eine gewisse Unbefangenheit, mit der er "fast zusammenhanglose Kapitel" eins ans andere schneidet, dabei sind sowohl ein ausführliches über die geheimnisvolle Geliebte, dann wieder über den nichtsnutzigen Neffen Karl, ständig die Perspektive wechselnd und immer wieder neue Erzähler einführend. Beethovenkennern wird hier vermutlich nichts wirklich Neues geboten, meint die Kritikerin, dafür könnten andere "originelle Wege" beschreiten, um zu ihm zu gelangen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.05.2020

Rezensent Andrej Klahn kann nur staunen, was für ein Beethoven sich da aus den Episoden in Albrecht Selges Roman zusammensetzt. Der Komponist kommt im Roman nie selbst zu Wort, lesen wir, so widersprüchlich erscheint er dafür im Licht seiner Zeitgenossen, vom Bewunderer Louis Schlösser über die Geliebte Josephine von Brunswick bis zur Ur-ur-ur-ur-Großmutter des Künstlers, wie es Klahn lange nicht gelesen hat. Vielleicht nichts für Beethoven-Pathetiker, ahnt Klahn, aber ein Leckerbissen für Kenner mit Sinn fürs Plastische, die auch den tauben, blinden, alkoholsüchtigen Beethoven noch schätzen können. Der Name mit dem fehlenden e im Titel ist übrigens historisch verbürgt, erfahren wir noch, ebenso die Schreibweisen Beethowen oder Luigi van Bettofen. Es kannte eben jeder seinen ganz eigenen Beethoven.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.03.2020

Rezensent Michael Stallknecht hätte sich vom Beethoven-Kenner Albrecht Selges mehr erwartet zum Beethoven-Jahr. Selges episodischer Ansatz scheint ihm zunächst durchaus sinnvoll, die Betrachtung des Komponisten durch die Brille von Zeitgenossen, wie Grillparzer, der Haushälterin oder der Geliebten, als "kluges Konzept", da es kitschigen Einfühlungsversuchen entgeht. Leider werden die Figuren im Roman bis auf zwei Ausnahmen nicht lebendig, meint Stallknecht, und geben nur das für sich durchaus beeindruckende Wissen des Autors wieder.
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