Norbert Hummelt

1922

Wunderjahr der Worte
Cover: 1922
Luchterhand Literaturverlag, München 2022
ISBN 9783630876542
Gebunden, 416 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aufbruch in die Moderne. 1922 ist ein Jahr von unglaublicher schöpferischer Energie: ein Wunderjahr der modernen Literatur. Eine Fülle literarischer Werke erscheint, die den Gang der Weltliteratur verändern. In Paris wartet James Joyce voller Ungeduld auf die ersten Exemplare seines "Ulysses". Virginia Woolf ist in London dabei, sich ihren eigenen Raum zu erschreiben. Rainer Maria Rilke vollendet, was er einst auf Schloss Duino begonnen hat. Katherine Mansfield steckt ihre ganze Kraft in ihre Short Stories. Und im englischen Seebad Margate findet T.S. Eliot radikale Töne für das widersprüchliche Lebensgefühl des noch jungen 20. Jahrhunderts. Quer durch Europa begleitet Norbert Hummelt diese Autoren und Autorinnen durch ein aufregendes Schaffensjahr und fängt dabei die spannungsgeladene politische Stimmung der Zeit ein.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2022

Für Rezensent Thomas Ribi unterscheidet sich Norbert Hummelts Vermessung des Jahres 1922 dadurch von anderen Jahrbüchern, dass es auf dichte, mitunter tagesgenaue Weise Privates (wie das Leben von Hummelts Oma) mit dem Öffentlichen (wie Stalins und Mussolinis Machtergreifung) verbindet. Das Chaos von 1922 spiegelt der Autor laut Ribi im Politischen wie im Gesellschaftlichen, in der Moderne der Literatur wie der Kunst. Das "Nebeneinander" von Kleinem und Großen verzahnt der Autor zu einem Ganzen und legt für den Leser rote Fäden aus, wie die Biografien von Joyce und T.S. Eliot, erläutert Ribi.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.06.2022

1922 war das Jahr, in dem Joyces "Ulysses" erschien und Eliots "The Waste Land". Zusammen mit Rilke, Proust, Woolf, Pound und anderen erschaffen sie eine neue Literatur. Mit vielen anschaulichen Anekdoten porträtiert Norbert Hummelt diese Autoren, switscht dabei hin und her, schreibt Rezensent Wolfgang Schneider. Privates kommt vor, ebenso wie politische Ereignisse kommen vor. Schneider gefällt gut, wie Hummelt diese Dinge mischt: nicht willkürlich, aber auch keine Zusammenhänge erfindend. Er erzählt nur, was er weiß: Zum Beispiel, dass Joyce und Proust sich nichts zu sagen hatten, als sie einmal zusammen in einem Taxi saßen. Schneider ist das viel sympathischer als Versuche, sich in die Köpfe der Porträtierten hineinzuversetzen, wie er mit einem Seitenhieb auf Florian Illies bekennt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.03.2022

Rezensent Michael Braun findet Norbert Hummelts Blick auf das Jahr 1922 erfrischend. Wie der Autor persönliche Erinnerungen an seine Großmutter mit politischen Ereignissen und literaturhistorischen Wegmarken wie der Publikation von Joyces "Ulysses", Eliots "The Waste Land" und Rilkes "Duineser Elegien" verschneidet, findet Braun bereichernd. Kristallisationspunkte werden sichtbar, ohne dass der Autor der Verlockung einer panoramatischen Telelogie gänzlich erliegt, wie Braun feststellt. Am unterhaltsamsten erscheinen Braun die vom Autor dokumentierten Scharmützel in der Literaturszene von damals, die sich laut Rezensent kaum von heutigen unterscheiden. Dass sich Hummelt mit Analysen weitgehend zurückhält, gefällt Braun gut. Manchmal gerät der Autor allerdings etwas zu sehr ins Anekdotische, meint er.