V.S. Naipaul

Afrikanisches Maskenspiel

Einblicke in die Religionen Afrikas
Cover: Afrikanisches Maskenspiel
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100515117
Gebunden, 368 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

V. S. Naipaul, Romancier und Nobelpreisträger, ist einer der großen Weltreisenden der Literatur. Auf seiner Tour von Uganda über Westafrika bis nach Südafrika erkundet Naipaul die Erscheinungsformen und Auswirkungen des Glaubens. Ob animistische Vorstellungswelten, fremde Religionen wie Christentum und Islam, okkulte Riten und Mythen sie alle beeinflussen gesellschaftliche Prozesse, wirken zusammen mit wirtschaftlichen und politischen Fragen und prägen die Wirklichkeit Afrikas. Überall begegnet Naipaul das Magische, und immer wieder verblüfft die Macht, mit der es die Gegenwart durchwirkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.07.2011

Enttäuscht bleibt Rezensentin Marie Sophie Adeoso nach der Lektüre des neuen Buches von Literaturpreisträger V. S. Naipaul zurück. Zwar hält sie dem fast achtzigjährigen Autor zugute, dass er die in "Afrikanisches Maskenspiel" gewährten Einblicke in die Religionen Afrikas noch persönlich recherchierte - und so verzeiht sie ihm gerne seine bisweilen amüsanten und selbstironischen Quengeleien über unpassende Hotelzimmer, "beunruhigende" Frauen und sonstige Reisestrapazen. Und auch Naipauls besondere Beobachtungsgabe, wenn er etwa die Kasubi-Gräber beschreibe, klinge hier wieder an. Gerne hätte die Rezensentin auch noch über die zahlreichen falschen Behauptungen hinweg gesehen: so behaupte Naipaul beispielsweise, Polygamie gäbe es in Afrika nur noch unter Muslimen. Wenn der Autor aber in ihrer Ansicht nach geradezu rassistisch über das Wesen der Menschen und die "afrikanische Art" berichte, kann sich die Rezensentin nur noch ärgern.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2011

"Großartig" findet Bettina von Lintig dieses Buch. V.S. Naipaul dokumentiere darin eine eindrucksvolle Reise durch sechs afrikanische Länder, stets auf der Suche nach Spuren ureigens afrikanischer Spiritualität und Religiosität. An den meisten der besuchten Orte wird Naipaul allerdings enttäuscht, so die Rezensentin. Im ugandischen Kampala etwa fänden sich jede Menge Kirchen, Moscheen, indische Tempel und weitere sakrale Importware, aber eben kein Lebenszeichen irgendeines einheimischen Glaubens. "Zu flüchtig" sei der afrikanische Geister- und Ahnenkult gewesen, um den Missionaren aus Orient und Okzident dauerhaft die Stirn bieten zu können, wie Naipaul nach Aussage der Kritikerin in Gesprächen erfahren hat. Allein der heilige Hain der Flussgöttin Osun, aufgefunden im gleichnamigen nigerianischen Bundeststaat, treffe ganz den Geschmack des Autors. Dass dessen Schilderungen übrigens häufig von einer Schonungslosigkeit geprägt seien, die leicht als geschmacklos empfunden werden könnte, will die Rezensentin ihm nicht übelnehmen. Denn im Gegensatz zu vielen seiner Kritiker sei Naipaul wirklich herumgekommen in der Welt und wisse, wovon er rede.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.05.2011

Ein letztes Mal wohl befasst sich der Nobelpreisträger V.S. Naipaul in diesem Band mit Afrika. Lang und breit entfaltet Markus Gasser in seiner Rezension seine Kenntnisse des Werks dieses Autors. Er verhehlt nicht, wie sehr sich Naipaul mit seiner Verachtung für politisch korrekte Diskurse des Postkolonialismus unbeliebt gemacht hat - so wenig wie der Rezensent selbst seine Sympathie für wiederum Naipaul verbirgt. Zur Offenbarung einer neuen Weltsicht kommt es hier selbstredend nicht: Naipaul hat kaum mehr als Wut übrig für den Islam, auch das Christentum kommt nicht besser weg. Was ihm viel besser gefällt, ist die Religion der Yoruba, und die stoische Sanftmut der Pygmäen. Als Resümee Naipauls bleibt ein Bannfluch gegen Europa, das mit seiner Kolonialpolitik einen Kontinent ins Unglück gestürzt hat, aus dem dieser nun kaum mehr herauszufinden scheint. Der Rezensent resümiert nicht, lässt aber an keiner Stelle erkennen, dass er die vom Autor geäußerten Ansichten nicht teilte.
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