Carlo Rovelli

Die Geburt der Wissenschaft

Anaximander und sein Erbe
Cover: Die Geburt der Wissenschaft
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498053987
Gebunden, 232 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Monika Neuhaus. Carlo Rovelli setzt der griechischen Antike ein Denkmal: als Geburtsstunde der modernen Wissenschaft. Was als sorgsame Biografie des Forschers Anaximander beginnt, entwickelt sich gleichsam zu einer Biografie der Wissenschaft selbst und den großen Fragen, mit der sie sich beschäftigt. Rovelli beschreibt Anaximander von Milet als Urvater der Wissenschaft und verfolgt seinen Einfluss auf die folgende Geschichte der Naturwissenschaft. Anaximander lebte vor 2600 Jahren und war der Lehrer von Pythagoras. Er war der erste Astronom, der die Bewegung der Gestirne rational studiert und versuchte, sie in einem geometrischen Modell wiederzugeben. Auch war er der erste, von den man weiß, dass er die Erde in Bewegung durch den Raum begriff. Von ihm ging die Bezeichnung der Welt als Kosmos und ihre Erfassung als ein planvoll geordnetes Ganzes aus und damit die Idee, dass die Welt auch ohne Rückgriff auf Götter verständlich und erklärbar ist - eine Revolution des Denkens. Anaximander entwarf das Programm, aus dem sich bis heute der westliche Wissenschaftsansatz entwickelt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.02.2020

Rezensent Daniel-Pascal Zorn wird nicht froh mit dem Buch des Physikers Carlo Rovelli. Dass Nichtwissen ein zentraler Aspekt wissenschaftlicher Forschung ist, kann ihm der Autor zwar überzeugend vermitteln, ebenso die Notwendigkeit von Beobachtung, Experiment und Theorie. Als Schutzpatron für die Entwicklung hin zu diesem Dreigestirn aber taugt der von Rovelli herangezogene Anaximander laut Zorn aber nur bedingt. Allzu spärlich sind die Quellen, meint der Rezensent, und lässt sich auch von Rovellis "klarem Stil" nicht täuschen. Bei genauerem Hinsehen stellt Zorn fest, dass Rovellis Darstellung fadenscheinig und widersprüchlich ist und die beträchtlichen Lücken in der Quellenlage zu Anximanders Philosophie nicht zu schließen vermag. Die Naturwissenschaft lässt sich auf die Art jedenfalls nicht begründen, findet Zorn.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.11.2019

Rezensent Volkart Wildermuth kann dieses Buch des Physikers Carlo Rovelli nur empfehlen, denn es vereint frühe Wissenschaftsgeschichte, einen Blick auf die damalige "Multikulti-Metropole" Milet, wo der Forscher Anaximander lebte, und eine Reflexion über das, was Wissenschaft im besten Sinne ist: ständige Selbstkorrektur, die auf Beobachtung und rationalem Denken beruht. Beides lehrte schon Anaximander, dass es nicht Zeus ist, der den Regen schickt, so der Rezensent. Ein "kluges und lesenswertes" Buch, versichert er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.11.2019

Anna Gielas fühlt sich angenehm unterhalten mit Carlo Rovellis Buch über antike Wissenschaft zur Zeit Anaximanders. Viel mehr als eine geschliffene Einführung in die antike Welt kann der Autor ihr allerdings nicht bieten, denn die Quellenlage zu Anaximander ist denkbar dünn. Rovellis nichtsdestotrotz idealisierender Ansatz irritiert Gielas umso mehr, als der Autor sich mit seinem Plädoyer gegen kulturellen Relativismus und für Naturwissenschaft als Quell sicheren Wissens am Ende des Buches in selbstgemachte Widersprüche zu verwickeln scheint. Schließlich preist er anfangs noch die Wissenschaft für ihre Kraft durch das Bewusstsein des Nichtwissens, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Für Rezensent Ulf von Rauchhaupt blickt Carlo Rovelli allzu sehr mit der Brille moderner Wissenschaft, genauer: moderner Physik, auf Anaximander und bringt den Griechen mit der Dämmerung der Wissenschaft in Verbindung. Wenn der italienische Physiker rekonstruiert, wie Anaximander das kritische Denken gegenüber dem Überlieferten einführte, bleibt der Rezensent ebenfalls skeptisch. Solide hingegen erscheint ihm das Buch immer dann, wenn der Autor das Anekdotische sein lässt und physikphilosophisch wird.
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