Friedrich Rückert

Gedichte von Rom

und andere Texte der Jahre 1817-1818. Historisch-kritische Ausgabe 'Schweinfurter Edition'
Cover: Gedichte von Rom
Wallstein Verlag, Göttingen 2000
ISBN 9783892443650
Gebunden, 748 Seiten, 75,67 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Hans Wollschläger und Rudolf Kreutner; bearbeitet von Claudia Wiener. Der knapp dreißigjährige Rückert verbrachte die Jahre 1817 und 1818 in Rom auf der Suche nach historischen und künstlerischen Monumenten der deutschen Größe und Einheit in Italien. Dort erlebte er die nationale Aufbruchstimmung nach den Freiheitskriegen gemeinsam mit Literaten und Malern wie Wilhelm Müller, Per Daniel Atterbom, Julius Schnorr von Carolsfeld und Carl Barth. Die erhaltenen Teile seiner Reisetagebücher werden hier erstmalig vollständig und kommentiert veröffentlicht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.08.2002

Eine einfache Rechnung macht der Rezensent Rolf Vollmann auf, zugunsten des Bandes fällt sie freilich nicht aus. Von den 600 Seiten, die er umfasst, sind - und zwar, wie er betont, allerhöchstens - 50 lesenswert, den Rest hätte man bleiben lassen können, wie er war: ungedruckt. Ganz besonders überflüssig ist dabei das Tagebuch einer Romreise (nicht weniger als, da hat Vollmann Zeile für Zeile gelitten, 4328 Verse lang), von der Friedrich Rückert nichts Berichtenswertes mitzuteilen hat. Ja, Vollmann scheut den Superlativ nicht, dies sei, versichert er, "bei weitem das belangloseste, dümmste Zeug, das je einer von Reisen mitgebracht hat". Ausgenommen vom Verdammungsurteil über den Band sind einzig eine Terzinendichtung von "unwiderstehlicher Anmut" und ein Gedicht, das Arno Schmidt in Zettels Traum zitiert: "Wenn auch mich ein Gott...". Der Ton dieses Gedichts, ist, so Vollmann, "einzigartig" in der deutschen Literatur.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2000

Liest man Dieter Richters Rezension zu diesen Gedichten Rückerts, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass man mit diesem Band nicht nur seine Bildung auffrischen, sondern auch allerhand Unterhaltsames über Italien erfahren kann. Rückerts alltägliche Erlebnisse auf der Strasse, in Herbergen und beim Zoll sind dem Rezensenten offensichtlich nicht fremd, nur: "bei Rückert liest es sich vierhebig und mit Kreuzreim". Da reimt sich auch schon mal "Florenz" auf "Pestilenz" und "Strada" mit "Suada". Aber Richter lobt nicht nur den unterhaltsamen Aspekt des Bandes. Vor allem bietet diese Ausgabe seiner Ansicht nach einen Einblick in Rückerts Experimentierfreude mit verschiedenen Gattungen. Als Beispiele nennt Richter Rückerts Versuche mit "Ritornellen", "Sicilianen" und Sonetten. Der vorliegenden Ausgabe gebühre auch das Verdienst, im Anhang sogenannte "Stornelli" zu veröffentlichen, "halb gereimte Dreizeiler", die von der Bevölkerung auf dem Land improvisiert wurden, und die Rückert wahrscheinlich als erster aufgezeichnet hat