Georges Canguilhem

Die Herausbildung des Reflexbegriffs im 17. und 18. Jahrhundert

Cover: Die Herausbildung des Reflexbegriffs im 17. und 18. Jahrhundert
Wilhelm Fink Verlag, München 2008
ISBN 9783770545254
Gebunden, 256 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Henning Schmidgen. Georges Canguilhem (1904-1995) war einer der bedeutendsten Philosophen und Wissenschaftshistoriker Frankreichs. Zu seinen Schülern zählen u.a. Michel Foucault, Pierre Bourdieu und Alain Badiou. Erstmals 1955 erschienen, hat das Buch über die Herausbildung des Reflexbegriffs wie kaum ein anderes den französischen Stil der Wissenschaftsgeschichtsschreibung geprägt. Canguilhem führt darin vor Augen, wie sich der moderne Reflexbegriff in einem langfristigen Prozeß der kollektiven Arbeit am Bildlichen und Analogischen herausgebildet hat, der bis in die Antike zurückverweist. Zugleich verdeutlicht er, daß Begriffe wesentliche Bestandteile der materiellen Kultur und experimentellen Praxis von Wissenschaft sind. Im Verbund des Labors bildet ein Begriff nicht nur Wirklichkeit ab, er stellt nicht nur dar; vielmehr macht er auch sichtbar, bringt Wirklichkeit hervor. Es ist dieser Übergang von der Sprache zum Bild, vom Phänomenologischen zum Phänomenotechnischen der im Mittelpunkt von Canguilhems Studie zum Eigenleben der Begriffe steht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.12.2008

Ein herausragendes und auch heute lesenswertes Werk der Wissenschaftsgeschichte liegt nun in einer sorgfältigen Übersetzung durch Henning Schmidges vor, lobt Rezensent Michael Hagner. Georges Canguilhem revidierte in seiner 1955 erschienen Geschichte des Reflexbegriffs in der Psychologie die seinerzeit gängige Rückführung der Reflexlehre auf Descartes und verortete ihre Entstehung in der Tradition des Vitalismus, die von der etablierten Wissenschaft als Irrweg angesehen wurde. Die Vorstellung von Wissenschaftsgeschichte als stetige Abfolge sich immer verbessernder Theorien, die sich auf eine Autorität als Stammvater zurückführen lassen, erweist sich hier als Fiktion. Und für den Rezensenten Hagner liegt gerade in der Erkenntnis der Fruchtbarkeit von Irrtümern die Aktualität der methodengeschichtlichen Studie. Denn für die heutige Forschung bedeute dies, sich nicht nur am wissenschaftlichen Mainstream zu orientieren und als Irrtümer erkannte Theorien erkenntnistheoretisch ebenso ernst zu nehmen wie diejenigen, die sich durchgesetzt haben.