Durs Grünbein

Cyrano oder Die Rückkehr vom Mond

Cover: Cyrano oder Die Rückkehr vom Mond
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783518424155
Gebunden, 151 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Was ist da los? Die Amerikaner verlassen den Mond, überlassen Nachzüglern den scheintoten Begleiter der Erde. Zeit zum Rekapitulieren: An einem Sonntagnachmittag in Berlin, auf dem Flugfeld des stillgelegten Aeroports Tempelhof, macht der Dichter Durs Grünbein eine folgenreiche Beobachtung. Was, wenn die Menschheit immer nur zurückkehren wollte von ihren Abenteuern der Raumerkundung? Gestern der Mond, morgen der Mars und übermorgen…? Da begegnet ihm Cyrano de Bergerac, der spöttische Reisende durch die Planetenreiche der Imagination, ein Zeitgenosse des René Descartes. Er ruft ihm über die Jahrhunderte hinweg zu: Es gibt nur eine Sensation - die der Heimkehr, alles andere sind Phantastereien! Und plötzlich öffnen sich alle Schleusen in Raum und Zeit, die Feier des Hierseins beginnt. Dort draußen die Unwirtlichkeit und die Krater (benannt nach den Helden der Wissenschaftsgeschichte, den Pionieren der Raumfahrt) - und hier unten die fragilen Elegien einer Spezies, die allmählich begreift, dass sie mutterseelenallein ist im All.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.10.2014

Auf große Gedichte über den Mond von Durs Grünbein wartet der Rezensent vorerst noch. Was Grünbein hier vorlegt, ist für Lothar Müller eher Essayistik, die den Mond, die tolle Scheibe, das Objekt poetischer Empfindsameit, unter Wissenschaft, lateinischen Namen und lexikalischen Sprachspieleien begräbt. Schade, meint Müller. Blass erscheint ihm das Himmelsgestirn hier. Das Wissen über den Mond freilich, von Galileo Galilei, Pierre Gassendi, René Descartes, bis nach der Mondlandung auch, traut Müller dem Autor zu, keine Frage.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.04.2014

Nein, für einen großen Dichter hält der Mainzer Literaturprofessor Eberhard Geisler Durs Grünbein nicht. Es fehlt ihm die eigene, unverkennbare Stimme des Dichters. Dass Grünbein jede Art der Innerlichkeit oder Metaphysik ablehnt, mag zu diesem Eindruck Geislers beitragen. Auch im neuen Gedichtband, den Grünbein der Mondforschung gewidmet hat, fehlt dem Rezensenten etwas. Etwas jenseits der Gelehrsamkeit, die die minimalistischen Gedichte überfrachte, etwas, das ein Gedicht auch für sich stehen lassen könnte. Großes Lob verteilt Geisler nur für die Essays, die das Nachwort bilden. In diesem Genre sieht der Rezensent das eigentliche Können Grünbeins.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2014

Cyrano kommt nicht, meckert Harald Hartung. Und der altertümelnde ambivalente Titel bewahrheitet sich für den Rezensenten, indem dieser Gedichtband von Durs Grünbein irgendwo zwischen dem Freigeist und dem Mond seinen Reiz verliert. Zwischen den beiden Polen, die der Autor markiert, entsteht für Hartung keine Spannung, sondern höchstens blasse Lyrik, mal Anekdotisches, höchstens verblüffende Kryptik. Ein wenig Wissen von den Astronomen her, kann Hartung mitnehmen, daneben aber vor allem den Eindruck eines redundanten Zettelkastenwerks zum Thema Wissenschafts- und Geschichtsskepsis.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.04.2014

Durs Grünbein ist den Kritikern gern ungemütlich, sie mögen es nicht, wenn einer mehr weiß als sie, weiß Ulrich Greiner. Und dass da einer mehr, oder wenigstens sehr, sehr viel weiß, das lässt sich in "Cyrano oder die Rückkehr zum Mond" wie so oft überprüfen, so der Rezensent. Denn die vierundachtzig Gedichte über den Mond bieten nicht nur Raum für das "zagende Ich", verrät Greiner, sie verleiten mit jenen Anspielungen auf die Tradition, die Grünbein so sehr liebt, zum Nachblättern, Mondkartenwälzen und grübeln. Und obwohl laut Grünbein außer Verliebten und Astronomen längst alle hinterm Mond leben, ist da doch mehr als "Kosmisches Koma, Geröll ohne Transzendenz", wie Greiner es in einem der Gedichte gelesen hat. "Was ist der Mond? Der treue Hund der Erde, / Faktotum, Außenspiegel, schwankender Geselle, / In seiner Kahlheit eine wandelnde Beschwerde. / Ein Gong auch, lautlos, korrodierte Narrenschelle, / Ins All gehängt von dem Maestro allen Schwebens", zitiert der Rezensent und meint, darin doch Grünbeins Mondliebe wiederzufinden.