Frederick Taylor

Zwischen Krieg und Frieden

Die Besetzung und Entnazifizierung Deutschlands 1944-1946
Cover: Zwischen Krieg und Frieden
Berlin Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783827010117
Gebunden, 520 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Im September 1944 betrat erstmals ein amerikanischer Soldat deutschen Boden, einen Monat später wurde Aachen als erste große Stadt besetzt. Deutschlands Stunde Null hatte begonnen, und von nun an sahen sich die Alliierten völlig neuen Herausforderungen ausgesetzt. Noch während deutsche Truppen in erbitterten Kämpfen niedergeschlagen wurden, mussten die Eroberungen gesichert werden, galt es, der kritischen Situation in den überfüllten Gefangenenlagern Herr zu werden, waren Millionen Flüchtlinge aus Mittel- und Osteuropa aufzunehmen. Und vor allem: Die nationalsozialistische Ideologie sollte so schnell wie möglich aus dem Leben der Deutschen verschwinden. Politische Führer mussten entmachtet und zur Verantwortung gezogen werden, und zugleich war das zivile Leben neu zu organisieren. Für all das gab es keinen Masterplan. Deutschland, so Frederick Taylor, war für die westlichen Besatzungsmächte zunächst wie ein leeres Blatt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.01.2012

Geradezu übermächtig groß scheint die Faszination der vom Autor in diesem Buch behandelten Zeitspanne von Herbst 1944 bis Herbst 1946 für den Rezensenten zu sein. Cord Aschenbrenners Urteil über das Buch des britischen Historikers Frederick Taylor fällt dafür umso knapper aus: Packend bei angelsächsischer Knappheit. Über die Entnazifizierung, das Fraternisierungsverbot und seine allmähliche Aufweichung, über die Sicht der Alliierten auf dieses zwischen Dämonie und properer Tüchtigkeit changierende Deutschland und über die konstruktive Besatzungspolitik dieser bewegten Jahre, erfährt Aschenbrenner zweifellos eine ganze Menge. Einen besonders kritischen Blick wirft er nicht darauf.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.12.2011

So geht?s nicht, findet ein sichtlich verärgerter Klaus-Dietmar Henke angesichts dieses, wie er findet, sehr unbescheiden auftretenden, aber dafür umso schwächeren, stilistisch mehr als gefälligen Buches über die Besetzung und die Entnazifizierung Deutschlands zwischen 1944 und 1946, ein wichtiges Thema gleichwohl. Der Vielschichtigkeit der historischen Ereignisse wird Frederick Taylor seiner Meinung nach ganz und gar nicht gerecht, ein umso schlimmeres Versäumnis, als Henke (offenbar im Gegensatz zum Autor) die Forschung kennt, und die ist gut und umfassend. Taylor begnüge sich hingegen mit Klischeereproduktion und Anekdotischem und erreiche den Kern der Sache fast nie. Als Beispiele nennt Henke die unzulässige Vermengung von politischer Säuberung und justitieller Aufarbeitung von NS-Verbrechen sowie die mangelnde Unterscheidung von Ost- und Westzone. Den Dingen auf den Grund gehen, geht anders, meint Henke.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.11.2011

Als ein Hoch auf die Alliierten liest Dorion Weickmann das neue Buch des britischen Historikers Frederick Taylor. Was den Fachkollegen ein Dorn im Auge - Taylors dramatisches, szenisches Herangehen an Geschichte, das sich immer wieder des Zooms bedient und einzelne Akteure in Großaufnahme zeigt, Perspektiven- statt Detailvielfalt, ist fürs Publikum (und offenbar auch für die Rezensentin) ein Genuss. Die deutsche Katastrophe am Ende des Zweiten Weltkriegs vermag der Autor laut Weickmann auf die Art freundlich, aber fausthart die Aussage betreffend darzustellen. Nicht wenig gibt die Rezensentin etwa auf die hier zu machende Erkenntnis, dass das deutsche Volk eben nicht zuallererst selber Opfer gewesen ist, sondern doch Täter. Den Schluss der Studie mit Blick auf die Adenauer-Ära hätte sich Weickmann aber gern etwas ausführlicher gewünscht.
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